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Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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ihren Lungen, blickte sich um. Nicht weit von ihr entfernt war die Straße von einem frischen Trichter durchbohrt und mit dunklem, öligem Blut getränkt. Daneben lagen ein herausgerissener, versengter Hautflügel sowie einige weitere verkohlte und formlose Fleischstücke.
    Über die steinige Brache kam mit gleichmäßigen, aufrechten Schritten ein kräftig gebauter Mann in schwerem Schutzanzug auf sie zu.
    Hunter!
13 - EINE GESCHICHTE
    Er nahm ihre Hand, half ihr auf und zog sie hinter sich her. Dann, als hätte er sich plötzlich anders entschieden, ließ er sie wieder los. Das Visier seines Helms war aus getöntem Glas, so dass Sascha seine Augen nicht sehen konnte.
    »Bleib dicht hinter mir!«, tönte es dumpf durch die Filter seiner Maske. »Es wird bald dunkel, wir müssen weg hier.« Ohne sie noch eines Blickes zu würdigen, lief er los. »Hunter!«, rief ihm das Mädchen nach. Durch die beschlagenen Gläser ihrer Gasmaske versuchte sie ihren Retter zu erkennen.
    Dieser tat, als ob er sie nicht hörte, und Sascha blieb nichts übrig, als ihm mit aller Kraft hinterherzulaufen. Natürlich war er wütend auf sie: Zum dritten Mal schon musste er diesem dummen Mädchen aus der Patsche helfen. Aber trotzdem war er gekommen, war nur wegen Sascha nach oben gegangen, wie konnte sie da noch zweifeln.
    Das Nest, durch das Sascha herausgekommen war, ließ der Brigadier links liegen. Er kannte andere Pfade. Er bog von der Hauptstraße nach rechts ab, tauchte unter einem Bogen durch, lief an einigen flachen, durchgerosteten Eisenkästen vorbei, feuerte auf einen undeutlichen Schatten in einer Ecke und blieb schließlich vor einem unscheinbaren Schuppen mit Ziegelmauern und vergitterten Fenstern stehen. Mit einem Schlüssel öffnete er ein massives Vorhängeschloss. Ein Unterschlupf? Nein, der Schuppen war ein getarnter Eingang: Hinter der Tür führte eine Betontreppe im Zickzack in die Tiefe.
    Hunter hängte das Schloss von innen wieder ein und sperrte ab, schaltete seine Taschenlampe an und begann hinabzusteigen. Die weiß und grün getünchten Wände, von denen die Farbe stark abblätterte, waren über und über beschrieben: Eingang - Ausgang, Eingang - Ausgang . Auch Saschas Retter fügte an einer Stelle ein paar unleserliche Kritzeleien hinzu. Offenbar musste man, wenn man diesen geheimen Aufgang nutzte, eintragen, wann man losgegangen und wann man zurückgekehrt war. Bei einigen Namen fehlten allerdings die Angaben zur Rückkehr.
    Der Abstieg war schneller zu Ende, als Sascha erwartet hatte: Obwohl die Stufen weiter nach unten führten, blieb Hunter bei einer unauffälligen Eisentür stehen, schlug mit der Faust dagegen, und schon nach wenigen Sekunden hörte man von der anderen Seite den Riegel zurückschnappen.
    Ein zerzauster Mann mit spärlichem Bart öffnete ihnen. Er trug eine blaue Hose mit ausgebeulten Knien. »Wer ist das?«, fragte er verblüfft.
    »Hab ich am Ring aufgegabelt«, tönte Hunter. »Die Vögel hätten ihn beinahe geschnappt, wenn ich nicht mit dem Granatwerfer. He, Mann, wie hat's dich überhaupt dorthin verschlagen?« Er schlug die Kapuze zurück, zog die Gasmaske ab.
    Vor Sascha stand ein unbekannter Mann mit dunkelblondem Bürstenschnitt, blassgrauen Augen und einer plattgedrückten Nase, die aussah, als sei sie schon einmal gebrochen worden. Sie hatte es geahnt, denn er hatte sich für einen Verletzten zu schnell bewegt, seine Körperhaltung war anders gewesen, nicht so animalisch, und auch der Schutzanzug hatte nicht gestimmt - doch bis zuletzt hatte sie es nicht glauben wollen und sich alles Mögliche eingeredet.
    Ihr wurde unerträglich heiß, und sie riss sich die Maske vom Gesicht. Eine Viertelstunde später war Sascha bereits auf der anderen Seite der Hanse-Grenze.
    »Entschuldige, aber ohne Dokumente kannst du hier nicht bleiben.« In der Stimme ihres Retters lag ehrliches Bedauern. »Vielleicht heute Abend, na ja . Also, im Durchgang?«
    Sie nickte schweigend und lächelte. Wohin jetzt?
    Zu ihm? Das hatte keine Eile. Sascha konnte ihre Enttäuschung nicht unterdrücken, dass es diesmal nicht Hunter gewesen war, der sie gerettet hatte. Außerdem hatte sie noch etwas anderes zu erledigen, das jetzt keinen Aufschub mehr duldete.
    Sanft und lockend fanden die Klänge der wunderbaren Musik durch den Lärm der Menge, das Schlurfen der Schuhe und die Schreie der Händler zu ihr. Es war die gleiche Melodie, die sie tags zuvor in Bann geschlagen hatte. Während sie ihr nachging, hatte Sascha

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