Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
den Feuern näherte, die am anderen Ende des Saals brannten. Erstaunt beobachtete Artjom, wie die ausgezehrten, in stinkende Fetzen gehüllten Landstreicher vor ihnen zurückschreckten. Sie schienen sich tatsächlich vor Khan zu fürchten. Warum nur?
    Sie passierten das erste Feuer, ohne dass Khan seinen Schritt verlangsamte. Es war ein winziges Feuerchen, das kaum brannte, an dem eng aneinandergedrückt zwei Menschen saßen, ein Mann und eine Frau. Leise, raschelnde Worte in einer unbekannten Sprache waren zu hören, zerfielen jedoch, bevor sie Artjoms Ohr erreichten. Neugierig verrenkte er sich den Hals, konnte sich kaum von diesem seltsamen Paar losreißen.
    Das nächste Feuer war groß und hell, daneben befand sich ein ganzes Lager. Um das Feuer herum saßen hünenhafte Männer von ziemlich wildem Aussehen. Lautes Lachen ertönte, und die kräftigen Flüche, die die Luft zerrissen, schüchterten Artjom ein. Khan jedoch trat ruhig und selbstbewusst ans Feuer, grüßte und nahm Platz, so dass Artjom nichts anderes übrig blieb, als seinem Beispiel zu folgen und sich daneben zu hocken.
    »... schaut sich an und sieht, dass er den gleichen Ausschlag auf den Händen hat, und unter den Achseln ist irgendwas Hartes angeschwollen, und es tut ihm wahnsinnig weh. Stell dir vor, was für ein Horror! Die Leute reagieren ja unterschiedlich auf so was. Einer schießt gleich los, ein anderer wird wahnsinnig, wirft sich auf die anderen, versucht jemanden anzufassen, um nicht allein zu verrecken. Ein Dritter läuft in irgendeinen gottverlassenen Tunnel, außerhalb des Rings, um niemanden anzustecken. Jeder ist da anders. Jedenfalls, als er das alles sieht, fragt er unseren Arzt: Gibt es eine Chance, dass ich wieder gesund werde? Der Arzt sagt rundheraus: nicht die geringste. Sobald dieser Ausschlag da ist, hast du noch zwei Wochen. Ich sehe, wie der Bataillonskommandant schon mal seine Makarow locker macht, für den Fall, dass der ausflippt...« Der da mit vor Aufregung überschnappender Stimme sprach, war ein kleiner, hagerer und struppiger Mann in einer wattierten Jacke. Aus wässerigen grauen Augen sah er die Versammelten an.
    Obwohl Artjom nicht recht verstand, worum es ging, hatten ihn der Geist dieser Erzählung und die Stille dieser Gesellschaft, die noch vor Kurzem laut gelacht hatte, in ihren Bann gezogen. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, erkundigte er sich leise bei Khan: »Wovon spricht er?« »Von der Pest«, erwiderte Khan schwermütig.
    Bei diesen Worten stieg Artjom der Gestank zerfallender Körper und brennender Leichen in die Nase. Er konnte förmlich die Alarmglocken läuten und die Sirenen heulen hören.
    An der WDNCh und Umgebung kannten sie keine Epidemien. Die wichtigsten Überträger - die Ratten - waren vernichtet worden, zudem gab es an der Station einige fähige Ärzte. Von tödlichen Ansteckungskrankheiten hatte Artjom nur in Büchern gelesen. Einige davon waren ihm schon in ganz jungen Jahren unter die Finger gekommen, hatten sich tief in sein Gedächtnis eingebrannt und als Kind die Welt seiner Träume und Ängste beherrscht. Wie er nun das Wort »Pest« hörte, bedeckte kalter Schweiß seinen Rücken, und ihn begann zu schwindeln. Er fragte nicht weiter, sondern lauschte mit brennender Neugier dem Bericht des Hageren in der Wattejacke.
    »Aber der Rote war nicht so ein durchgeknallter Typ. Vielleicht eine Minute steht er da, dann sagt er: >Gebt mir ein paar Patronen, dann gehe ich. Ich darf nicht bei euch bleiben.< Der Kommandeur hat vor Erleichterung richtig aufgeatmet, das konnte sogar ich hören. Klar, den eigenen Mann erschießen zu müssen ist kein Vergnügen, selbst wenn er krank ist. Die Jungs haben zusammengelegt und dem Roten zwei ganze Hörner mitgegeben. Er ist dann Richtung Nordosten gegangen, hinter die Awiamotornaja. Wir haben ihn nie wiedergesehen. Der Kommandeur hat noch den Arzt gefragt, wie lange es dauert, bis die Krankheit ausbricht. Der sagte, die Inkubationszeit ist eine Woche. Wenn du eine Woche nach dem Kontakt nichts hast, hast du dich nicht angesteckt. Der Kommandeur hat dann entschieden: Wir gehen zur Station, bleiben dort eine Woche und lassen uns dann untersuchen. Ins Innere des Rings dürfen wir jetzt nicht - wenn die Krankheit ausbricht, stirbt die ganze Metro. Und so haben wir eine Woche lang dort ausgehalten. Wir hatten kaum miteinander Kontakt - es wusste ja keiner, wer von uns ansteckend war und wer nicht. Und außerdem gab es noch einen Typen dort, den haben sie

Weitere Kostenlose Bücher