Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Metro2033

Titel: Metro2033 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
immer >Becher< genannt, weil er ziemlich gerne trank. Vor dem hatten sie so richtig Schiss, weil er der Kumpel vom Roten war. Wenn er jemandem zu nah kam, rannte der bis ans andere Ende der Station. Oder jemand zog gleich die Knarre, nach dem Motto: Zieh Leine. Als ihm das Wasser ausging, haben die Jungs schon mit ihm geteilt, aber sie haben es ihm irgendwo hingestellt und sind dann gegangen. Zu sich hat ihn keiner gelassen. Nach einer Woche ist er verschwunden. Es gab verschiedene Ansichten, einige meinten sogar, dass ihn sich irgendeine Kreatur geschnappt hatte. Aber dort sind die Tunnel sauber. Ich persönlich glaube, er hat einfach einen Ausschlag an sich bemerkt, oder unter den Achseln ist ihm was angeschwollen. Also ist er weggelaufen. Ansonsten hat sich von unserer Gruppe niemand angesteckt. Wir haben noch gewartet, dann hat uns der Kommandeur untersucht. Wir waren alle gesund.«
    Artjom bemerkte, dass die anderen Männer trotz der Enge am Feuer von dem Erzähler abgerückt waren.
    »Bist du lange hierher unterwegs gewesen, Bruder?«, fragte ein knorriger, bärtiger Mann in einer Lederweste leise.
    »Es sind gut dreißig Tage, seit wir von der Awiamotornaja aufgebrochen sind«, erwiderte der Hagere.
    »Tja, da habe ich Neuigkeiten für dich. An der Awiamotornaja ist die Pest ausgebrochen. Die Pest, hast du verstanden? Die Hanse hat sowohl die Taganskaja als auch die Kurskaja geschlossen. Quarantäne nennt sich das. Ich hab da Bekannte, Bürger der Hanse. Sowohl an der Taganskaja als auch an der Kurskaja stehen Feuerwerfer in den Tunneln. Jeder, der sich bis auf Reichweite nähert, wird verbrannt. Desinfiziert, sozusagen. Sieht so aus, als ob bei manchen die Inkubationszeit eine Woche beträgt, bei anderen mehr, denn die Seuche ist trotzdem dorthin gekommen.«
    »Was soll das, Jungs? Ich bin doch gesund! Schaut doch selbst!« Das Männchen sprang auf und begann sich krampfhaft die Jacke und dann das unvorstellbar schmutziges Hemd vom Leib zu reißen. Seine Bewegungen waren hastig, als ob er fürchtete, nicht rechtzeitig den Beweis führen zu können.
    Die Anspannung stieg. Alle drückten sich auf der anderen Seite des Lagerfeuers zusammen, sprachen nervös durcheinander, und Artjom hörte leises Klicken. Fragend blickte er Khan an, nahm sein neues Sturmgewehr von der Schulter und hielt es kampfbereit vor sich.
    Khan schwieg, hielt Artjom jedoch mit einer Geste zurück. Dann erhob er sich schnell, trat lautlos vom Feuer zurück und zog den Jungen hinter sich her. Nach etwa zehn Schritten blieb er stehen und beobachtete weiter das Geschehen.
    Die hastigen Bewegungen des sich entkleidenden Mannes erschienen im Licht des Lagerfeuers wie ein verrückter, primitiver Tanz. Das Murmeln der Menge war verebbt, und die Handlung vollzog sich nun in unheilvoller Stille. Endlich hatte er sich aus seiner Unterwäsche geschält und rief triumphierend: »Da, seht her! Ich bin sauber! Ich bin gesund! Es ist nichts da! Ich bin gesund!«
    Der Bärtige mit der Weste zog aus dem Feuer ein Brett, das an einem Ende brannte, näherte sich vorsichtig dem Hageren und begann ihn angeekelt zu mustern. Die Haut des allzu redseligen Mannes war dunkel vor Schmutz und glänzte fettig, aber Spuren eines Ausschlags konnte der Bärtige trotz penibler Untersuchung offenbar nicht entdecken, weshalb er kommandierte: »Nimm die Arme hoch!«
    Der Unglückliche riss eilig die Arme nach oben. Dem Blick der Menge zeigten sich spärlich bewachsene Achseln. Der Bärtige hielt sich demonstrativ die Nase mit der freien Hand zu und trat noch näher heran, besah sich alles genau, suchte nach Beulen, konnte aber auch dort keinerlei Symptome finden.
    »Ich bin gesund! Gesund! Glaubt ihr mir jetzt?«, schrie der Mann mit schon fast hysterischer Stimme.
    In der Menge begann man feindselig zu flüstern. Der Bärtige nahm die allgemeine Stimmung auf und erklärte: »Na gut, vielleicht bist du ja selber gesund. Aber das bedeutet noch nichts!«
    »Wie, das bedeutet nichts?«
    »Ganz einfach: Kann sein, dass du nicht krank bist. Vielleicht bist du ja immun. Aber die Infektion kannst du trotzdem in dir tragen. Du hast doch mit diesem Roten Kontakt gehabt? Bist in einer Einheit mit ihm gewesen? Hast mit ihm geredet, vielleicht aus derselben Flasche getrunken? Ihm die Hand gegeben? Hast du doch, Bruder, sei ehrlich.«
    »Na und? Ich bin doch nicht krank ...«, krächzte der andere verloren. Kraftlos stand er da, starrte in die Menge.
    »Das heißt nicht, dass du nicht

Weitere Kostenlose Bücher