Metro2033
hinunter und schlug mit dem Genick auf die Kante. Erst nachdem er mit Helm und Hintern ein gutes Dutzend Stufen abgezählt hatte, kam er zum Stillstand. Mit der Taschenlampe leuchtete er nach oben - welch kurze Strecke er erst zurückgelegt hatte! - und erblickte, was er befürchtet hatte: Reglose, dunkle Gestalten sahen auf ihn herab. Wie gewohnt prüften sie vor dem Angriff die Lage oder berieten sich lautlos miteinander. Artjom rappelte sich auf und lief weiter. Wieder versuchte er zwei Stufen auf einmal zu nehmen, was ihm diesmal schon besser gelang. Er glitt mit der rechten Hand den Gummihandlauf entlang, hielt in der linken die Taschenlampe und lief so etwa zwanzig Sekunden lang hinab, bis er erneut stolperte.
Von hinten erklang ein schweres Poltern. Die Tiere hatten sich entschlossen.
Artjom hoffte inständig, die alten Stufen, die bereits unter seinem Gewicht kläglich quietschten, würden unter der Masse seiner Verfolger einfach einbrechen. Doch das lauter werdende Stampfen ließ nichts Gutes ahnen.
Im Schein der Taschenlampe erkannte er eine Ziegelmauer mit einer großen Tür in der Mitte. Mühsam erhob sich Artjom und legte das letzte Stück in fünfzehn Sekunden zurück, die sich wie eine Ewigkeit hinzogen.
Die Tür bestand aus Stahlblech und tönte wie eine Glocke unter seinen Faustschlägen. Artjom trommelte aus Leibeskräften dagegen, getrieben von den immer näher kommenden Schatten, die er in dem Halbdunkel undeutlich erkannte. Erst nach ein paar Sekunden begriff er, welchen Fehler er soeben begangen hatte, und das Blut gefror ihm in den Adern: Anstatt den vereinbarten Code zu übermitteln, hatte er die Wachen aufgeschreckt. Nun würden diese ihm unter keinen Umständen öffnen - man konnte ja nie wissen, wer von dort oben alles in die Metro eindringen wollte ...
Wie ging das Signal noch mal? Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz? Nein, das war doch S.O.S. Es waren sicher drei am Anfang und drei am Ende gewesen, aber ob lang oder kurz, das wusste Artjom nicht mehr. Wenn er jetzt zu experimentieren begann, konnte er es gleich vergessen. Dann lieber S.O.S. ... Zumindest begriff die Wache dann, dass sich auf der anderen Seite ein Mensch befand.
Artjom donnerte nochmals gegen die Stahltür, zog das andere Gewehr von der Schulter und steckte mit zitternden Fingern Danilas Magazin hinein. Dann hielt er die Taschenlampe gegen den Lauf der Waffe und leuchtete nervös das Gewölbe hinauf. Die langen Schatten der verbliebenen Lampenständer überlagerten sich im Schein des Lichtstrahls, und Artjom war sich nicht sicher, ob sich dahinter nicht irgendwo eine dunkle Gestalt verbarg.
Jenseits der Stahltür herrschte noch immer absolute Stille. Mein Gott, dachte Artjom, war dies etwa die falsche Smolenskaja? Vielleicht war dieser Eingang schon vor Jahrzehnten versiegelt worden, weil ihn niemand mehr benutzte - schließlich war er nicht Melniks Anweisungen gefolgt, sondern völlig zufällig hier angekommen. Womöglich hatte er sich geirrt
In nächster Nähe, vielleicht fünfzehn Meter entfernt, knarzte eine Stufe. Artjom verlor die Beherrschung und feuerte blindlings in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Das Echo schmerzte ihm in den Ohren, dann wanderte es die Treppe hinauf zur Oberfläche. Doch nichts folgte, was dem Brüllen einer verwundeten Bestie ähnelte. Die Kugeln waren ins Leere gegangen.
Ohne den Blick abzuwenden, drückte sich Artjom gegen die Tür und hämmerte erneut mit der Faust dagegen: dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz. Plötzlich vernahm er ein schweres metallisches Knirschen auf der anderen Seite. Und genau in diesem Moment flog aus der Dunkelheit die Gestalt eines der Raubtiere mit rasender Geschwindigkeit auf ihn zu.
Das Gewehr hielt Artjom in der rechten Hand, und den Abzug drückte er fast zufällig, als er instinktiv zurückzuckte. Der Impuls der Kugeln drehte den Körper der Kreatur in der Luft, und anstatt ihm an die Kehle zu springen, brach sie zwei Meter vor ihm zusammen. Doch im nächsten Moment erhob sie sich wieder, schwankte kurz, dann sprang sie erneut und rammte Artjom gegen die kalte Stahltür. Doch da hatte Artjom ihr schon seine letzte Kugel in den Kopf gejagt, und am Ende ihres Sprungs war die Bestie bereits tot. Die Wucht allerdings, mit der sie gegen Artjom prallte, hätte ausgereicht, ihm den Schädel zu brechen, wäre da nicht sein Helm gewesen.
Die Tür öffnete sich, und helles Licht schlug heraus. Von den Rolltreppen aus ertönte
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