Metro2033
ängstliches Brüllen. Dem Klang nach zu urteilen, befanden sich dort mindestens fünf dieser Tiere. Kräftige Hände packten Artjom am Kragen und zogen ihn hinter die Mauer, dann ertönte erneut ein metallisches Scheppern: Jemand schloss die Tür und schob den Riegel vor.
»Unverletzt?«, fragte eine Stimme neben ihm.
»Hast du gesehen, wen er da mitgebracht hat?«, fragte eine andere Stimme. »Letztes Mal sind wir sie gerade noch losgeworden und das nur mit Gas. Das hätte uns noch gefehlt, dass sie sich an der Smolenskaja einnisten. Die Arbatskaja reicht uns schon. Möglich wäre es. Sie mögen Menschenfleisch ...«
»Lasst ihn. Er gehört zu mir. Artjom! He, Artjom! Wach schon auf!« Die dritte Stimme kam Artjom bekannt vor - er öffnete mit Mühe die Augen.
Drei Männer beugten sich über ihn. Zwei davon, wahrscheinlich die Torwächter, trugen graue Jacken und Wollmützen und hatten kugelsichere Westen an. In dem dritten erkannte Artjom - zu seiner Erleichterung - Melnik.
»Ach, das ist er also?«, sagte einer der Wächter etwas enttäuscht. »Na, dann nehmen Sie ihn mit, aber vergessen Sie nicht: Er kommt erst mal in Quarantäne und muss dekontaminiert werden.«
»Danke für die Nachhilfestunde«, erwiderte der Stalker grinsend und reichte Artjom die Hand. »Steh auf, Artjom. Du warst ziemlich lang unterwegs.«
Artjom versuchte sich aufzurappeln, aber seine Beine versagten ihm den Dienst. Alles drehte sich, verschwamm vor seinen Augen, ihm wurde schlecht.
»Er muss ins Lazarett«, befahl Melnik.
Während ihn der Arzt untersuchte, besah sich Artjom die weißen Kacheln an den Wänden des Operationssaals. Der ganze Raum glänzte, ein scharfer Chlorgeruch erfüllte die Luft, von der Decke hingen gleich mehrere Tageslichtlampen herab. Auch Operationstische gab es mehrere, und neben jedem hing ein Kasten mit gebrauchsfertigen Instrumenten. Die Ausstattung dieses kleinen Krankenhauses war beeindruckend, doch Artjom begriff nicht, warum es sich ausgerechnet an der Smolenskaja befand, die doch, soweit er sich erinnerte, eine friedliche Station war.
»Zum Glück nichts gebrochen, nur ein paar Prellungen«, konstatierte der Arzt und trocknete sich die Hände an einem sauberen Handtuch ab. »Die Kratzer haben wir zur Sicherheit desinfiziert.«
»Würden Sie uns kurz allein lassen?«, bat Melnik. »Wir müssten etwas unter vier Augen besprechen.«
Der Arzt nickte verständnisvoll und ging hinaus. Darauf setzte sich der Stalker auf den Rand von Artjoms Liege und forderte ihn auf, alles genauestens zu erzählen. Melniks Berechnung nach hätte Artjom zwei Stunden früher an der Smolenskaja auftauchen sollen, und er war drauf und dran gewesen, nach oben zu gehen und nach ihm zu suchen. Die Geschichte mit Artjoms Verfolgern hörte er sich bis zum Ende an, jedoch ohne großes Interesse. Die fliegenden Ungeheuer bezeichnete er mit dem wissenschaftlich klingenden Wort »Pterodaktylus«. Wirklich beeindruckt zeigte er sich lediglich von der Episode im Treppenhaus. Als Artjom die Vermutung äußerte, etwas sei die Treppe entlanggekrochen, während er in der Wohnung ausharrte, runzelte der Stalker die Stirn und schüttelte den Kopf. »Bist du sicher, dass du in den Schleim auf der Treppe nicht hineingetreten bist? Gott bewahre, dass wir diesen Dreck hier auf der Station verteilen. Ich habe dir doch gesagt, dass du die Häuser meiden sollst! Du kannst von Glück reden, dass es dich nicht in deiner Wohnung besucht hat.« Melnik erhob sich, ging zu Artjoms Stiefeln, die neben dem Eingang standen, und besah sich jede Sohle genau. Offenbar konnte er nichts Verdächtiges entdecken und stellte sie wieder zurück.
»Wie ich schon sagte: In die Polis führt für dich kein Weg zurück. Den Brahmanen musste ich eine hübsche Geschichte auftischen. Sie glauben jetzt, dass ihr beide in der Bibliothek verschwunden seid und ich losgegangen bin, um euch zu suchen. Was ist eigentlich genau passiert?«
Artjom erzählte noch einmal die ganze Geschichte von Anfang bis Ende. Diesmal berichtete er ehrlich, wie Danila zu Tode gekommen war.
Erneut verfinsterte sich das Gesicht des Stalkers. »Dieses Ende behältst du besser für dich. Ehrlich gesagt, mir hat die erste Version wesentlich besser gefallen. Die zweite würde bei den Brahmanen zu viele Fragen aufwerfen. Du hast einen von ihnen umgebracht, das Buch nicht gefunden und die Belohnung trotzdem eingesteckt.« Er sah Artjom misstrauisch an. »Ach ja, was war das eigentlich?«
Artjom
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