Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
un­mög­lich.“
    „Je­den Bür­ger?“ frag­te Fle­ming. Nehr­al seufz­te.
    „Da liegt das Pro­blem. Je­den Bür­ger. Das Gan­ze ist gleich der Sum­me al­ler Tei­le. Für uns re­prä­sen­tiert ein Bür­ger die gan­ze Grup­pe. Wo­bei ich nicht si­cher bin, ob das nicht ein Feh­ler der Er­bau­er war. Denn wenn ein Bür­ger die Grup­pe be­droht – wie Nor­man …“
    „Aber wir müs­sen Nor­mans Pro­blem lö­sen.“
    „Ja. Das ist un­ser Pro­blem. Je­der Bür­ger muß phy­sisch und geis­tig aus­ge­gli­chen sein. Muß. Ich fra­ge mich …“
    „Ja?“
    „Zum Woh­le des Gan­zen wä­re es bes­ser, wenn Nor­man eli­mi­niert wer­den wür­de. Man soll­te aus rein lo­gi­schen Grün­den zu­las­sen, daß er ver­rückt wird oder stirbt. Aber das kann ich selbst­ver­ständ­lich nicht bil­li­gen. Mei­ne Kon­di­tio­nie­rung ist zu strikt.“
    „Mei­ne eben­falls“, sag­te Fle­ming, und Nehr­al nick­te.
    „Ex­akt. Wir müs­sen ihn hei­len. Wir müs­sen sei­ne psy­chi­sche Aus­ge­gli­chen­heit wie­der her­stel­len. An­dern­falls wür­den wir uns selbst scha­den – denn wir sind auch dar­auf kon­di­tio­niert, auf ein Ver­sa­gen zu rea­gie­ren. Nun. Sie sind der Jüngs­te, der uns zur Ver­fü­gung steht. Sie ha­ben mehr mit den Bür­gern ge­mein­sam als je­der an­de­re von uns. Viel­leicht fin­den Sie ei­ne Lö­sung, die uns ver­schlos­sen blieb.“
    „Nor­man hät­te ein Kon­trol­leur sein sol­len“, sag­te Fle ming.
    „Ja. Aber da­zu ist es jetzt zu spät. Er ist er­wach­sen. Sein Er­be ist aus un­se­rer Sicht schlecht. Ma­the­ma­ti­ker und Theo­lo­gen. Das Pro­blem je­den Bür­gers in der Stadt läßt sich mit Hil­fe der Mo­nu­men­te lö­sen. Wir kön­nen ih­nen Ant­wor­ten ge­ben, die ih­ren Pro­ble­men ge­recht wer­den. Aber Nor­man jagt hin­ter ei­ner Ab­strak­ti­on her. Das ist die Schwie­rig­keit. Wir kön­nen ihm kei­ne zu­frie­den­stel­len­de Ant­wort ge­ben! “
    „Sind denn noch nie­mals ähn­li­che Psy­cho­sen auf­ge­tre­ten?“
    „Das Pro­blem ist, daß es sich auch nicht um ei­ne Psy­cho­se han­delt. Au­ßer, selbst­ver­ständ­lich, nach den weit­ge­spann­ten Nor­men der Stadt. Oh, wir müs­sen uns mit vie­ler­lei mensch­li­chen Pro­ble­men be­schäf­ti­gen. Zum Bei­spiel mit ei­ner Mut­ter, die Kin­der ha­ben möch­te, aber kei­ne be­kom­men kann. Wenn die Me­di­zin ihr nicht hel­fen kann, wer­den es die Mo­nu­men­te tun. In­dem sie Aus­weich­mög­lich­kei­ten schaf­fen und ih­re müt­ter­li­chen In­stink­te in an­de­re Kanä­le lei­ten oder sie sonst­wie ver­ar­bei­ten. Durch Sub­sti­tu­ti­on. In­dem sie sie glau­ben ma­chen, sie wür­de ei­ne be­son­de­re Missi­on er­fül­len. Oder in­dem sie ein ganz an­de­res emo­tio­nel­les Be­dürf­nis er­zeu­gen, das nichts mit der Mut­ter­schaft zu tun hat. Das heißt, man muß die Pro­ble­me bis zu ih­rem psy­cho­lo­gi­schen Ur­sprung zu­rück­ver­fol­gen und dann ir­gend­wie die Frus­tra­ti­on über­win­den. Die Frus­tra­ti­on, die ist fa­tal.“
    „Viel­leicht ei­ne Ab­len­kung?“
    „Das hal­te ich nicht für mög­lich. Nor­mans Pro­blem ist ei­ne Ab­strak­ti­on. Und wenn wir die be­ant­wor­ten könn­ten – wür­de er ver­rückt wer­den.“
     
    „Ich weiß nicht, was mein Pro­blem ist“, sag­te Nor­man ver­zwei­felt. „Ich ha­be kei­nes. Ich bin jung, ge­sund, mei­ne Ar­beit macht mir Spaß, ich bin ver­lobt …“
    Der Psy­cho­lo­ge kratz­te sich am Kie­fer. „Wenn wir Ihr Pro­blem ken­nen wür­den, könn­ten wir et­was da­ge­gen tun“, sag­te er. „Doch der er­folg­ver­spre­chends­te Punkt hier …“ Er ra­schel­te mit den Pa­pie­ren. „Mal se­hen. Er­schei­ne ich Ih­nen als re­al?“
    „Sehr“, sag­te Nor­man.
    „Aber es gibt Zei­ten – die Sym­pto­me sind ver­traut. Mit­un­ter ha­ben Sie Zwei­fel an der Rea­li­tät. Die­ses Ge­fühl ha­ben die meis­ten Men­schen ir­gend­wann ein­mal.“ Er lehn­te sich zu­rück und gab nach­denk­li­che Ge­räusche von sich. Das Fünf­te Mo­nu­ment war hin­ter der trans­pa­ren­ten Wand sicht­bar. Es pul­sier­te leicht im Licht. Al­les war sehr still.
    „Sie wol­len sa­gen, Sie wis­sen nicht, was mit mir nicht stimmt“, sag­te

Weitere Kostenlose Bücher