Metropolis brennt
unmöglich.“
„Jeden Bürger?“ fragte Fleming. Nehral seufzte.
„Da liegt das Problem. Jeden Bürger. Das Ganze ist gleich der Summe aller Teile. Für uns repräsentiert ein Bürger die ganze Gruppe. Wobei ich nicht sicher bin, ob das nicht ein Fehler der Erbauer war. Denn wenn ein Bürger die Gruppe bedroht – wie Norman …“
„Aber wir müssen Normans Problem lösen.“
„Ja. Das ist unser Problem. Jeder Bürger muß physisch und geistig ausgeglichen sein. Muß. Ich frage mich …“
„Ja?“
„Zum Wohle des Ganzen wäre es besser, wenn Norman eliminiert werden würde. Man sollte aus rein logischen Gründen zulassen, daß er verrückt wird oder stirbt. Aber das kann ich selbstverständlich nicht billigen. Meine Konditionierung ist zu strikt.“
„Meine ebenfalls“, sagte Fleming, und Nehral nickte.
„Exakt. Wir müssen ihn heilen. Wir müssen seine psychische Ausgeglichenheit wieder herstellen. Andernfalls würden wir uns selbst schaden – denn wir sind auch darauf konditioniert, auf ein Versagen zu reagieren. Nun. Sie sind der Jüngste, der uns zur Verfügung steht. Sie haben mehr mit den Bürgern gemeinsam als jeder andere von uns. Vielleicht finden Sie eine Lösung, die uns verschlossen blieb.“
„Norman hätte ein Kontrolleur sein sollen“, sagte Fle ming.
„Ja. Aber dazu ist es jetzt zu spät. Er ist erwachsen. Sein Erbe ist aus unserer Sicht schlecht. Mathematiker und Theologen. Das Problem jeden Bürgers in der Stadt läßt sich mit Hilfe der Monumente lösen. Wir können ihnen Antworten geben, die ihren Problemen gerecht werden. Aber Norman jagt hinter einer Abstraktion her. Das ist die Schwierigkeit. Wir können ihm keine zufriedenstellende Antwort geben! “
„Sind denn noch niemals ähnliche Psychosen aufgetreten?“
„Das Problem ist, daß es sich auch nicht um eine Psychose handelt. Außer, selbstverständlich, nach den weitgespannten Normen der Stadt. Oh, wir müssen uns mit vielerlei menschlichen Problemen beschäftigen. Zum Beispiel mit einer Mutter, die Kinder haben möchte, aber keine bekommen kann. Wenn die Medizin ihr nicht helfen kann, werden es die Monumente tun. Indem sie Ausweichmöglichkeiten schaffen und ihre mütterlichen Instinkte in andere Kanäle leiten oder sie sonstwie verarbeiten. Durch Substitution. Indem sie sie glauben machen, sie würde eine besondere Mission erfüllen. Oder indem sie ein ganz anderes emotionelles Bedürfnis erzeugen, das nichts mit der Mutterschaft zu tun hat. Das heißt, man muß die Probleme bis zu ihrem psychologischen Ursprung zurückverfolgen und dann irgendwie die Frustration überwinden. Die Frustration, die ist fatal.“
„Vielleicht eine Ablenkung?“
„Das halte ich nicht für möglich. Normans Problem ist eine Abstraktion. Und wenn wir die beantworten könnten – würde er verrückt werden.“
„Ich weiß nicht, was mein Problem ist“, sagte Norman verzweifelt. „Ich habe keines. Ich bin jung, gesund, meine Arbeit macht mir Spaß, ich bin verlobt …“
Der Psychologe kratzte sich am Kiefer. „Wenn wir Ihr Problem kennen würden, könnten wir etwas dagegen tun“, sagte er. „Doch der erfolgversprechendste Punkt hier …“ Er raschelte mit den Papieren. „Mal sehen. Erscheine ich Ihnen als real?“
„Sehr“, sagte Norman.
„Aber es gibt Zeiten – die Symptome sind vertraut. Mitunter haben Sie Zweifel an der Realität. Dieses Gefühl haben die meisten Menschen irgendwann einmal.“ Er lehnte sich zurück und gab nachdenkliche Geräusche von sich. Das Fünfte Monument war hinter der transparenten Wand sichtbar. Es pulsierte leicht im Licht. Alles war sehr still.
„Sie wollen sagen, Sie wissen nicht, was mit mir nicht stimmt“, sagte
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