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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Bar­rie­re …
    Er blieb ste­hen. Sie be­fand sich nun di­rekt vor ihm, ei­ne glat­te, graue Sub­stanz oh­ne Mus­ter oder Kenn­zei­chen. Es war kei­ne Ma­te­rie. Es war et­was, das die Er­bau­er vor ur­denk­li­chen Zei­ten er­son­nen hat­ten.
    Wie sah es drau­ßen aus? Sechs­hun­dert Jah­re wa­ren seit der Er­schaf­fung der Bar­rie­re ver­stri­chen. In die­sem Zeit­raum konn­te sich der Rest der Welt be­acht­lich ver­än­dert ha­ben. Dann kam ihm ein selt­sa­mer Ge­dan­ke: Was war, wenn der Pla­net zer­stört wor­den war? Wenn ihn ei­ne Ket­ten­re­ak­ti­on un­wie­der­bring­lich ver­nich­tet hat­te? Hät­te so et­was nicht auch Ein­fluß auf die Stadt ge­habt? Oder wur­de die Stadt hin­ter die­ser phan­tas­ti­schen Bar­rie­re nicht nur be­schützt, son­dern in Wirk­lich­keit in ei­ne völ­lig an­de­re Exis­ten­ze­be­ne ge­ho­ben?
    Er schlug mit der Hand ge­gen das Grau. Es war, als hät­te er ge­gen Gum­mi ge­schla­gen. Dann über­kam ihn das Ent­set­zen oh­ne Vor­war­nung. Er konn­te sich nicht schrei­en hö­ren.
    Hin­ter­her frag­te er sich, wie man ei­ne Ewig­keit in einen ein­zi­gen Au­gen­blick pres­sen konn­te. Er dach­te wie­der an Selbst­mord.
     
    „Selbst­mord?“ frag­te Fle­ming.
    Nehr­al war äu­ßerst be­sorgt. „Die Öko­lo­gie ver­sagt“, be­merk­te er. „Ich neh­me an, die Schwie­rig­kei­ten lie­gen dar­in be­grün­det, daß die Stadt ei­ne ge­schlos­se­ne Ein­heit ist. Wir tun heu­te künst­lich, was vor sechs­hun­dert Jah­ren ein Na­tur­ge­setz war. Aber die Na­tur be­vor­zugt nie­man­den, wie wir das tun. Und die Na­tur be­dien­te sich auch ei­ni­ger Va­ria­blen. Ich spre­che von Mu­ta­tio­nen. Die Re­geln be­sag­ten nicht, daß man kei­ne neu­en Fi­gu­ren ins Spiel brin­gen durf­te – im Grun­de ge­nom­men gab es über­haupt kei­ne Re­geln, die das Ein­füh­ren neu­er Re­geln ver­bo­ten. Aber hier in der Stadt müs­sen wir uns an die ur­sprüng­li­chen Re­geln und Fi­gu­ren hal­ten. Wenn Bill Nor­man sich selbst tö­tet, kann ich nicht vor­her­sa­gen, was ge­sche­hen wird.“
    „Mit uns?“
    „Mit uns, und, durch uns, mit den Bür­gern. Nor­mans Psy­cho­lo­ge kann ihm nicht hel­fen, weil er eben­falls ein Bür­ger ist. Er weiß nicht …“
    „Was war denn üb­ri­gens sein Pro­blem? Das des Psy­cho­lo­gen. Er sag­te doch zu Nor­man, er hät­te es über­wun­den, in­dem er sich der Psy­cho­lo­gie zu­wand­te.“
    „Sa­dis­mus. Des­sen konn­ten wir uns oh­ne Schwie­rig­kei­ten an­neh­men. Wir lei­te­ten sein In­ter­es­se in ein Stu­di­um der Psy­cho­lo­gie um. Sein geis­ti­ger In­dex war so hoch, daß ein chir­ur­gi­scher Ein­griff nicht in Fra­ge kam, wir be­nö­tig­ten ei­ne sub­ti­le­re in­tel­lek­tu­el­le Ent­span­nung. Jetzt ist er völ­lig so­zi­al und aus­ge­gli­chen. Die Aus­übung der Psy­cho­lo­gie war ge­nau je­ne Art von Sub­li­mie­rung, die er be­nö­tig­te, und er ist sehr kom­pe­tent in sei­nem Fach. Aber er wird nie­mals bis zur Wur­zel von Nor­mans Pro­blem vor­sto­ßen. Die Öko­lo­gie ver­sagt“, wie­der­hol­te er. „Die Wech­sel­wir­kung zwi­schen ei­nem Or­ga­nis­mus und sei­ner Um­welt – in die­sem Fall ist sie ge­stört. Hal­lu­zi­na­tio­nen! Nor­man hat kei­ne Hal­lu­zi­na­tio­nen. Nicht ein­mal Il­lu­sio­nen. Er hat ganz ein­fach nur ra­tio­na­le Pe­ri­oden, die glück­li­cher­wei­se kurz sind.“
    „Trotz­dem ist die Öko­lo­gie ab­nor­mal.“
    „Das muß­te so sein. Die Stadt ist un­be­wohn­bar.“
    Die Stadt schrie.
    Sie war ein Mi­kro­kos­mos, und sie un­ter­lag ei­ner kaum vor­stell­ba­ren Be­las­tung, um ih­re Wirk­sam­keit zu ga­ran­tie­ren. Es war der Au­ßen­bord­mo­tor ei­nes Ret­tungs­boo­tes. Der Sturm tob­te. Der Mo­tor kreisch­te, heul­te, schrie und schlug Fun­ken. Die Um­welt war so voll­kom­men künst­lich, daß kei­ne ge­wöhn­li­che Tech­no­lo­gie das Gleich­ge­wicht auf­recht­er­hal­ten konn­te.
    Vor sechs­hun­dert Jah­ren hat­ten die Er­bau­er Plan um Plan stu­diert und ver­wor­fen. Der ma­xi­ma­le Durch­mes­ser der Bar­rie­re be­trug fünf Mei­len. Die Stör­an­fäl­lig­keit nahm mit dem Qua­drat des Durch­mes­sers zu. Doch

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