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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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ei­ne sol­che Stadt ge­ge­ben. Denn noch nie­mals zu­vor war ei­ne Stadt aus­schließ­lich für die Men­schen er­baut wor­den. Mem­phis war ein auf­ra­gen­der Ko­loß, ge­wid­met der Er­in­ne­rung an Kö­ni­ge, Bag­dad war das Ju­wel ei­nes Sul­tans, und doch wa­ren bei­de nichts wei­ter als Ver­gnü­gungs­stät­ten. New York und Lon­don, Pa­ris und Mos­kau – sie wa­ren für ih­re Be­woh­ner we­ni­ger funk­tio­nell als die Höh­len der Tro­glo­dy­ten. In den Städ­ten hat­te die Mensch­heit im­mer ver­sucht, auf un­frucht­ba­rem Bo­den zu sä­en.
    Doch dies war die Stadt der Men­schen.
    Das war nicht nur ei­ne Fra­ge der Parks und Stra­ßen, von Roll­ram­pen und Pa­ra­gravströ­mun­gen für die Le­vi­ta­ti­on und auch nicht ein­fach ei­ne Fra­ge von De­sign und Ar­chi­tek­tur. Die Stadt war ganz nach den Be­dürf­nis­sen der mensch­li­chen Psy­che ge­plant. Die Men­schen fug­ten sich in sie ein wie in ei­ne Schaum­stoff­ma­trat­ze. Sie war still. Sie war schön und doch funk­tio­nell. Sie war für ih­re Zwe­cke bes­tens aus­ge­rüs­tet.
    „Ich war heu­te wie­der beim Psy­cho­lo­gen“, sag­te Nor­man.
    Mia über­kreuz­te die Ar­me und lehn­te sich an die Brüs­tung. Sie sah ih­ren Ge­fähr­ten nicht an.
    „Und?“
    „Un­ver­bind­li­che Ant­wor­ten.“
    „Aber die ken­nen doch im­mer die Ant­wor­ten“, sag­te Mia. „Sie ken­nen im­mer die rich­ti­gen Ant­wor­ten.“
    „Der nicht.“
    „Es wird eben sei­ne Zeit dau­ern. Wirk­lich, Bill, du weißt doch … nie­mand ist – frus­triert.“
    „Ich weiß nicht, was es ist“, ge­stand Nor­man. „Viel­leicht Ver­er­bung. Ich weiß nur ei­nes, ich be­kom­me eben im­mer­zu die­se … Ein­sich­ten. Und das kön­nen die Psy­cho­lo­gen nicht er­klä­ren.“
    „Aber es muß ei­ne Er­klä­rung da­für ge­ben.“
    „Das hat der Psy­cho­lo­ge auch ge­sagt. Und doch konn­te er kei­ne fin­den.“
    „Kannst du es denn über­haupt nicht ana­ly­sie­ren?“ frag­te sie und leg­te ih­re Hand in sei­ne.
    Er zog die Fin­ger zu­sam­men. Er sah zum Sieb­ten Mo­nu­ment und dann dar­über hin­aus.
    „Nein“, sag­te er. „Ab­ge­se­hen da­von, daß ich im­mer das Ge­fühl ha­be, es gibt kei­ne Ant­wort.“
    „Wor­auf?“
    „Ich weiß nicht. Ich wünsch­te, ich könn­te die Stadt ver­las­sen.“
    Plötz­lich ent­spann­te sich ih­re Hand. „Bill, du weißt …“
    Er lach­te lei­se. „Ich weiß. Es gibt kei­nen Weg nach drau­ßen. Nicht durch die Bar­rie­re. Viel­leicht will ich das im Grun­de ge­nom­men auch gar nicht. Aber die­ses … die­ses …“ Er starr­te das Mo­nu­ment einen Au­gen­blick an. „Manch­mal scheint ein­fach al­les nicht zu stim­men. Ich kann es nicht er­klä­ren. Es ist die gan­ze Stadt. In ihr füh­le ich mich fehl am Plat­ze. Dann ha­be ich die­se Ein­sich­ten …“
    Sie spür­te, wie er die Hand ver­krampf­te. Plötz­lich wur­de sie ihr ab­rupt ent­ris­sen. Bill Nor­man be­deck­te die Au­gen mit den Hän­den und be­gann zu schrei­en.
     
    „Plötz­li­che, blitz­ar­ti­ge Ein­sich­ten“, sag­te Nehr­al zu Fle­ming. „Sie dau­ern nicht lan­ge. Wür­den sie län­ger dau­ern, wür­de er wahr­schein­lich ver­rückt wer­den oder gar ster­ben. Na­tür­lich kön­nen ihm die Stadt­psy­cho­lo­gen nicht hel­fen, denn der Fall liegt au­ßer­halb ih­res Er­fah­rungs­ho­ri­zonts.“
    Fle­ming, der ge­gen­über te­le­pa­thi­schen Ge­füh­len emp­fäng­lich war, sag­te: „Sie ma­chen sich Sor­gen.“
    „Ge­wiß. Schließ­lich ha­ben wir Kon­trol­leu­re un­se­re Kon­di­tio­nie­rung. Ein ge­wöhn­li­cher Bür­ger könn­te nie­mals un­se­re Macht ha­ben. Das wä­re nicht si­cher. Die Er­bau­er ar­bei­te­ten man­cher­lei Plä­ne aus, ehe sie uns er­schu­fen. Sie dach­ten auch an An­dro­iden und Ro­bo­ter, um die Kon­trol­le aus­zuü­ben, doch der mensch­li­che Fak­tor war eben er­for­der­lich. Man brauch­te Emo­tio­nen, die auf die Kon­di­tio­nie­rung rea­gie­ren kön­nen. Wir wer­den bei un­se­rer Ge­burt durch Hyp­no­se dar­auf kon­di­tio­niert, die Bür­ger zu schüt­zen und ih­nen zu die­nen. Wir könn­ten nicht an­ders han­deln, selbst wenn wir es ver­su­chen wür­den. Das ist

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