Metropolis brennt
Genie und Wahnsinn gewesen. Endlich standen die Waffen der Götter zur Verfügung. Als diese Waffen zum Einsatz kamen, wurden die Grundsteine der Materie kreischend zerrissen. Das Rettungsboot schwamm im Taifun. Die Arche war einer Überschwemmung ausgesetzt.
Mit anderen Worten, eines ergab sich aus dem anderen – bis der ganze Planet bebte.
„Zuerst waren die Erbauer der Meinung, die Barriere würde genügen. Selbstverständlich mußte die Stadt eine selbstversorgende Einheit sein. Das war schwierig. Ein Mensch ist das nämlich nicht. Er braucht Nahrung – Treibstoff aus der Luft, von Pflanzen und Tieren. Die Lösung lag darin, alles Notwendige in der Stadt selbst zu erschaffen. Doch die Lage entwickelte sich zum Schlechten. Ein Atomkrieg sorgte für Strahlenmutationen. Es gab Kettenreaktionen. Unter dem konstanten Beschuß wurde die Atmosphäre selbst …“
Die Arche wurde immer komplizierter.
„Daher erbauten sie die Stadt, wie sie erbaut werden mußte, und mußten feststellen, daß sie unbewohnbar war.“
Fleming legte den Kopf zurück. Nehral fuhr fort: „Oh, wir sind abgeschirmt. Wir sind spezialisiert. Denn wir sind die Kontrolleure.“
„Ja, ich weiß. Aber ich frage mich, warum können die Bürger denn nicht …“
„Ebenfalls abgeschirmt werden, wie wir auch? Weil sie die Überlebenden sein müssen. Wir sind nur so lange von Bedeutung, bis die Barriere fällt. Danach werden wir nutzlos sein. Wir haben keinen Platz in einer normalen Welt. Aber hier und jetzt, als Kontrolleure der Stadt, sind wir bedeutend. Wir dienen.“
Fleming räkelte sich unbehaglich.
Nehral sagte: „Es wird Ihnen schwerfallen, das zu verarbeiten. Sie wurden schon vor Ihrer Geburt speziell konditioniert. Sie kannten nie eine normale Existenz – die kannte keiner von uns. Sie sind stumm, blind und taub.“
Der junge Mann erfaßte einen Teil der Bedeutung. „Soll das heißen …“
„Die Bürger verfugen über besondere Sinne, denn die müssen sie haben, wenn die Barriere fallt. Unter den gegebenen Umständen können wir sie uns aber nicht leisten. Der telepathische Sinn ist substituiert. Davon werde ich Ihnen später mehr erzählen. Im Augenblick möchte ich, daß Sie sich auf das Problem von Bill Norman konzentrieren. Er ist ein Bürger.“
Nehral schwieg. Er konnte das immense Gewicht der Stadt auf sich spüren, und er hatte den Eindruck, als würden die Fundamente bereits wanken …
„Er gerät außer Kontrolle“, erklärte Nehral emotionslos.
„Aber ich bin nicht wichtig“, sagte Bill Norman.
Sie tanzten. Flackernde, stumme Lichter blitzten am Siebten Monument auf, das über dem Ort aufragte, an dem sie sich befanden. Weit über ihnen war das graue Nichts der Barriere. Die Musik ging ins Blut. Mias Hand glitt nach oben und zerzauste das Haar in seinem Nacken.
„Für mich bist du das“, sagte sie. „Aber ich bin auch befangen.“
Sie war ein großes, schlankes und dunkles Mädchen, ein greller Kontrast zu Bills riesiger, heller Gestalt. Er sah sie mit etwas verwirrten blauen Augen an.
„Ich bin glücklich. Aber ich bin nicht sicher, ob du das auch bist, Mia.“
Der Rhythmus des Orchesters erreichte seinen Höhepunkt, an dem die Bläser mit tragenden Tönen einfielen. Norman bewegte die breiten Schultern unbehaglich, zog Mia an seine Seite und machte sich auf zur Terrasse. Sie gingen schweigend durch die Menge zu einer Nische, wo sie allein die Stadt überblicken konnten.
Mia warf dem besorgten Mann hin und wieder verstohlene Blicke zu. Er betrachtete das lichtgebadete Siebte Monument, dahinter das Sechste und in weiter Ferne das Fünfte – jedes bildete die Erinnerung an eine große Menschheitsepoche.
Aber die Stadt …
Auf der Welt hatte es noch niemals
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