Metropolis brennt
Norman.
„Ich weiß es noch nicht. Aber ich werde es herausbekommen. Zunächst einmal müssen wir herausfinden, was Ihr Problem ist.“
„Wie lange wird das dauern? Zehn Jahre?“
„Ich hatte auch einmal ein Problem“, gab der Psychologe zu. „Zu jener Zeit wußte ich aber noch nicht, was es war. Ich habe es mittlerweile herausgefunden. Ich hatte Megalomanie, ich wollte die Leute umkrempeln. Daher nahm ich diese Arbeit auf. Ich leitete meine Energie in sinnvolle Bahnen. Das löste meine Probleme. Das ist auch für sie der richtige Weg, wenn wir erst herausgefunden haben, was Sie quält.“
„Ich möchte lediglich diese Halluzinationen loswerden“, sagte Norman.
„Hauptsächlich visuell, gehörmäßig und geruchsbedingt. Und im Grunde genommen ohne äußerlichen Anlaß. Es sind keine Illusionen, es sind Halluzinationen. Ich wollte, Sie könnten mir mehr Einzelheiten darüber berichten.“
„Kann ich nicht.“ Norman schien zu schrumpfen. „Es ist, als würde man in glutflüssiges Metall geworfen werden. Es ist ganz einfach unbeschreiblich. Ein Eindruck von Geräuschen, Licht … es kommt und geht blitzartig. Man erhält dabei einen Eindruck von der Hölle.“
„Morgen werden wir es wieder mit Narkosynthese versuchen. In der Zwischenzeit möchte ich gerne meine Eindrücke überdenken. Es wäre möglich …“
Norman trat in einen Levitationsstrom und wurde aufwärts getragen. Auf der Ebene des obersten Balkons des Fünften Monuments verließ er ihn wieder. Es befanden sich nur wenige Menschen hier, und diese wenigen waren eifrig mit sich selbst beschäftigt. Norman legte die Arme auf die Brüstung und sah hinab. Er war aufgrund der unbestimmten Hoffnung hier heraufgekommen, es könnte auf dem Balkon, so hoch über der Stadt, ruhiger sein.
Es war ruhig, aber keineswegs ruhiger als in der Stadt selbst. Die rollenden Wege glitten geräuschlos unter ihm dahin. Die Barriere über ihm ähnelte einer geräuschlosen Kuppel. Er stellte sich vor, wie sie auf der anderen Seite von gigantischen Donnerschlägen erschüttert wurde, er sah die makellose Halbkugel bersten und aufbrechen – um das Chaos wie eine Sturzflut hereinzulassen.
Er umklammerte das kühle Plastikgeländer mit festem Griff. Seine Festigkeit war nicht beruhigend. Noch einen Augenblick, dann würde die Barriere auseinanderbrechen …
Auch das Monument brachte keine Beruhigung. Er sah hinter sich zur Basis der sanft schimmernden Kuppel, von der wogende Lichtmuster ausgingen, doch auch diese schien im Begriff zu stehen auseinanderzufallen. Taumelnd sprang er in die Abwärtsströmung. Aber er verfehlte sie. Einen entsetzlichen Augenblick lang befand er sich im freien Fall, dann wurde eine Sicherheitsströmung aktiviert, die ihn sicher in den Hauptstrom zurückführte. Er sank langsam hinab.
Aber das hatte ihn auf eine neue Idee gebracht. Selbstmord.
Dabei wurden allerdings zwei Fragen berührt: Wollte er überhaupt Selbstmord begehen? Und wäre Selbstmord überhaupt möglich? Er dachte über den zweiten Punkt nach.
Ohne es zu bemerken, betrat er automatisch einen Rollweg und ließ sich auf dem Sitz nieder. Niemand in der Stadt starb einen gewaltsamen Tod. Soweit er wußte, war so etwas noch nie vorgekommen. Hatten trotzdem Leute versucht, sich das Leben zu nehmen?
Das war ein neues, seltsames Konzept. Es gab so viele Sicherheitsvorkehrungen. Keine Gefahr war übersehen worden. Es geschahen keine Unfälle.
Der Weg machte eine Biegung. Vierzig Meter weiter ragte die Barriere über einem Rasen auf. Norman stand auf und ging darauf zu. Er wurde gleichzeitig angezogen und abgestoßen.
Jenseits der
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