Mettwurst ist kein Smoothie
auf eine Schale Salzgebäck, als würde gleich einer von ihnen geschlachtet. Hat was von Sartre. Oder einer Folge «Breaking Bad». Nur mit noch schlechterer Laune. Was ist da los?
Zapp!
1 . OG links:
Eurythmie-Frau dreht noch immer Pirouetten. Was sagt eigentlich der Untermieter dazu?
Zapp!
Erdgeschoss links:
Untermieter klopft mit Besenstiel gegen Zimmerdecke. Dummerweise rhythmisch. Eurythmie-Frau klatscht dazu.
Zapp!
4 . OG links, RTL -Supernanny, nur ohne Supernanny:
Frau lehnt sich übers Balkongeländer und ruft Kind im Innenhof zu: «Eva-Marie, Eva-Marie, kommst du bitte?»
Eva-Marie denkt nicht dran und spielt weiter mit Freundin. Frau lächelt unsicher und redet sich einfach selbst ein, dass Eva-Marie nichts gehört hat.
Zapp!
2 . OG rechts:
Es wird noch immer wortlos auf Chips und Flips gestarrt. Einer der Männer, anscheinend der Gastgeber, trinkt sein Sektglas auf ex aus. Stimmung bleibt frostig. Da tänzelt eine zweite Frau ins Zimmer, offensichtlich die Gastgeberin, und schwenkt fröhlich eine bunte Pappschachtel durch die Luft.
Ah, verstehe: Spieleabend.
Zapp!
1 . OG links:
Wohnzimmer der Pastellfrau ist dunkel, dafür ist das halb geöffnete Badezimmerfenster erleuchtet. Geräusch lässt erahnen: zu viele Pirouetten. Oder der Dämon will raus.
Untermieter klatscht dazu.
Zapp!
4 . OG links:
Die Mutter versucht’s noch mal. «Eva-Marie, kommst du bitte zum Essen? Es gibt Amaranth-Puffer mit Soja-Creme!»
Eva-Marie bleibt sitzen.
Würde ich an ihrer Stelle auch.
Zapp!
3 . OG rechts:
Glühbirnenmann ist einen Schritt weiter: hat Bügeleisen-Nachbarn geholt. Starren gemeinsam auf die kaputte Glühbirne. Ich warte eigentlich nur darauf, dass der Bügeleisenmann mit einem Besenstiel dagegenschlägt …
Zapp!
2 . OG rechts:
Zwei Männer, zwei Frauen, kein Spaß – Der Spieleabend ist in vollem Gang!
Zapp!
3 . OG rechts:
Glühbirnenmann und Nachbar starren. Frau von Glühbirnenmann kommt ins Zimmer. Sie hat eine Trittleiter unterm Arm, stellt sich drauf, tauscht die Glühbirne aus und geht wieder raus. Glühbirnenmann und Nachbar schauen ihr hinterher und verdrehen die Augen. Weiber!
Zapp!
2 . OG rechts:
Spiel ist beendet. Gastgeberin stellt eine Frage. Gästepärchen springt kopfschüttelnd auf, schaut auf die Uhr und gähnt wie die Stummfilmdarsteller. Ich habe so ’ne Ahnung, was sie gefragt hat.
Zapp!
4 . OG links:
Eva-Maries Mama schwebt wieder auf den Balkon, doch da geht Fenster im 5 . OG rechts auf, und eine Frau brüllt: «Soraya-Eileen?!!? … Aber zackig!»
Eva-Maries Freundin steht auf und läuft Richtung Wohnhaus. Eva-Marie bleibt sitzen. Mutter weint.
Zapp!
2 . OG rechts:
Gäste sind weg.
Frau will mit ihrem Mann weiterspielen. Der hat anderen Vorschlag: peinliches Gewurschtel in ausgebleichter TCM -Bettwäsche.
Es wird Zeit abzuschalten.
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Mehr Land!
Wenn Ihnen mal wieder langweilig ist, machen Sie’s wie ich: Spielen Sie eine Runde
Men’s-Health
-Bingo. Dazu brauchen Sie zwei Ausgaben der
Men’s Health
aus unterschiedlichen Monaten, viel Geduld und ein waches Auge. Legen Sie die beiden Hefte nebeneinander, vergleichen Sie die Themen auf dem Cover, und wenn Ihnen ein Unterschied auffällt, springen Sie auf und schreien laut: «Bingo!» Keine Angst, dieses Spiel kann man auch gut in der Öffentlichkeit spielen, denn Sie werden vermutlich nie aufspringen.
Ich meine das gar nicht abschätzig. Im Gegenteil, ich bewundere die Fähigkeit der Redakteure, die immer gleiche Zeitschrift jeden Monat für fast fünf Euro an die immer gleiche Kundschaft zu verkaufen. Und das nur durch ein bisschen Satzbauänderung auf dem Cover. «Weniger Bauch in vierzehn Tagen!» – «In vierzehn Tagen weniger Bauch!» – «Bauch weniger in Tagen vierzehn!»
Im Heft dann: faszinierende Sextricks («Ziehen Sie Ihre Partnerin nicht völlig aus! Ein noch verschlossener BH , aus dem die Brüste oben herauslugen, lässt diese üppiger erscheinen!»). Überraschende Ernährungstipps («Kartoffelchips sind schlimme Dickmacher!»). Und alles zu dem Thema, das meiner Ansicht nach sowieso nicht oft und gründlich genug behandelt werden kann: der Weg zum perfekten Sixpack.
Die
Men’s Health
ist wie eine gut geschüttelte Pralinenschachtel: Man weiß immer, was man kriegt, nur nicht, in welcher Reihenfolge.
Doch es gibt noch eine Steigerung. Man kann nämlich nicht nur dieselbe Zeitschrift jeden Monat wieder verkaufen. Man kann auch dasselbe
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