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Meuterei auf der Elsinore

Meuterei auf der Elsinore

Titel: Meuterei auf der Elsinore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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langsame, mühselige Arbeit. Wenn das Schiff nach der Windseite schlingerte, wurde man hilflos wie ein Schmetterling gegen die Wanten gepreßt. Der Druck war in solchen Augenblicken so groß, daß man weder Hand noch Fuß heben konnte, man brauchte sich nicht einmal festzuhalten, man wurde vom Wind einfach an der Wante festgeklebt.
    Durch den Schnee, der zu fallen begann, sah ich, wie das Deck unter mir immer kleiner wurde, so klein, daß ein Sturz ein gebrochenes Rückgrat oder den Tod bedeutet hätte – wenn man nicht etwa in die See gefallen und im eisigen Wasser ertrunken wäre; Margaret kletterte inzwischen immer weiter. Ohne Aufenthalt stieg sie bis unter den Mars, ergriff mit den Händen die Püttinge und schwang sich leicht und furchtlos hinauf, wobei sie ihre Bewegungen genau dem Schlingern des Schiffes anpaßte. Dann stand sie sicher droben. Ich kam ihr nach. Ich flüsterte weder Gebete, noch kannte ich Angst oder Schwindel, als ich dem Deck den Rücken kehrte und unter die Plattform kroch, während ich mich mit den Händen vorfühlte, denn im Schneegestöber konnte ich nichts sehen. Ich befand mich wie in einer Verzückung. Ich hätte alles wagen mögen. Wäre sie durch die Luft gesprungen, um mit ausgebreiteten Armen an der Brust des Sturmes gen Himmel zu steigen – ich wäre ihr ohne Zaudern nachgesprungen.
    Als mein Kopf über dem Rand des Mars auftauchte, so daß ich sie wieder sehen konnte, bemerkte ich, daß sie mich mit sturmklaren Augen betrachtete. Als ich mich mühelos um die Wanten schwang, sah ich Beifall in ihren Augen.
    Dann setzte sie sich und ließ ihre Beine in den großen derben Seestiefeln im Schneegestöber hin und her baumeln. Ich setzte mich neben sie.
    Hier oben waren wir ganz allein. Wir waren ans äußerste Ende der Welt gekommen. Doch sieh… aus dem Schnee tauchte ein mächtiger Albatros auf. Mit einer Schnelligkeit von mindestens achtzig bis neunzig Meilen die Stunde ließ er sich, ohne die Flügel zu regen, vor dem Wind treiben. Er mußte seine fünfzehn Fuß von einer Flügelspitze bis zur anderen messen. Noch ehe wir ihn sahen, hatte er die Gefahr erkannt, kippte leicht und graziös auf die Seite, machte einen kleinen Bogen und vermied auf diese Weise mühelos einen Zusammenstoß. Kopf und Hals waren ihm vom Alter oder Frost bereift, und sein klares rundes Auge sah uns an, während er vorbeiflog und durch den Sturm in Lee verschwand. Schnell, wie der Schneesturm gekommen war, legte er sich wieder. Als es klarwurde, konnten wir die lange, schmale Gestalt des Schiffes unter uns überblicken – das ganze Großdeck war von einer zischenden Flut bedeckt, das Galion von brechenden Seen überspült, und der Ausguck, der sich, um sein Leben nicht in allzu große Gefahr zu bringen, auf die Decke des Vorderkastells gelegt hatte, krallte sich fest, um nicht von den gewaltigen Wogen über Bord geschwemmt zu werden. Gerade unter uns sahen wir Mellaire, der mit einer Handvoll Leuten im Begriff stand, Steuertaljen an der Ruderpinne zu befestigen, um das Steuerreep zu entlasten. Und wir sahen den Kapitän in Lee des Kartenhauses auftauchen. Er bewegte sich mit gewohnter Sicherheit auf dem wahnsinnig rollenden Deck, während er sich mit Pike unterhielt und ihm anscheinend irgendwelche Befehle erteilte.
    Der graue Kreis unserer Welt hatte sich jetzt um einige hundert Schritt erweitert, und wir konnten den tollen Tanz der See betrachten. In unendlichen Reihen rollten die Wogen gegen die Elsinore, verschlangen einen Augenblick ihre schlanke und gebrechliche Gestalt, schleuderten dann Hunderte von Tonnen Wasser auf ihr Deck und warfen das Schiff schließlich gen Himmel, um mit schäumenden Kämmen wieder in der düstergrauen Dunkelheit in Lee zu verschwinden.
    Die mächtigen Albatrosse kreisten unter uns, flogen gegen den Sturm und sausten erhaben, mit fast größerer Schnelligkeit als der Wind selbst, davon.
    Margaret wandte ihren Blick von dem mächtigen Schauspiel ab und sah mich mit beredten und fragenden Augen an. Mit Fingern, die trotz dicken Fäustlingen ganz gefühllos geworden waren, bog ich die Ohrenklappe ihres Südwesters beiseite und rief ihr zu: »Das ist mir alles nichts Neues! Ich bin hier schon längst gewesen. In meinen Vorfahren habe ich all dies schon durchlebt. Der Frost peitscht meine Wangen, das Salz beißt meine Haut, der Wind singt in meinen Ohren, es ist ein altes Erlebnis. Ich weiß jetzt, daß meine Vorfahren Wikinger waren. Mit ihnen habe ich die Küsten Englands

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