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Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Titel: Mexiko, mein anderes Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klimm
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Santa Rosalia sehen. In diesem Städtchen mit nur 15 000 Einwohnern schien die Zeit stehengeblieben und fast alles erinnerte noch an die alte Bergarbeiterstadt aus dem 19. Jahrhundert. Aber auch der Tourismus ist inzwischen in diesen verschlafenen Ort eingezogen und die Vergangenheit harmoniert mit der Gegenwart in stiller Eintracht. Doch uns blieb keine Zeit, für einen längeren Aufenthalt, denn es trieb uns weiter und Mulege war schon zu sehen. Mulege ist eine paradiesische Oase inmitten einer kargen Landschaft. Endlich wieder frisches Grün und blaues Wasser! Dieser Anblick war wie die Sternschnuppe am Nachthimmel der Wüste. Berauschend schön und wie eine Perle versteckt in einer Muschel. Diese Perle hat nur 3100 Einwohner und gerade diese kleine Idylle mit den wenigen Menschen macht es so paradiesisch. Wir konnten kaum glauben, dass uns noch vor einigen Stunden nur Dürre, Trockenheit, Gefahr und Einsamkeit gefangen hielten. Das war das Mexiko, wovon ich immer geträumt hatte und nun konnte ich es endlich erleben. Hier wollten wir unbedingt eine lange Pause machen und die ersten Eindrücke von dem traumhaften Land genießen, das uns mit seinen unwirtlichsten Gegenden begrüßt hatte. Auf eine richtige Toilette gehen, Wasser auf der Haut spüren und vielleicht den ersten, richtigen, mexikanischen Taco essen. Oder doch nicht?
           Die Klimaanlage in unserem Jeep lief auf Hochtouren und alles sah durch die Fensterscheiben unseres Autos einfach herrlich aus. Aussteigen, frische, reine Luft atmen, sich bewegen. Gehen, laufen und entspannen. Ich machte die Autotür auf und genauso schnell, wie ich sie geöffnet hatte, wollte ich sie wieder schließen. Es fühlte sich an, als läge mein Kopf im Grill eines Backofens, so stark war die Hitze. Alles in mir sträubte sich dagegen, hinauszugehen und gegrillt zu werden, aber ich musste mal und das konnte ich hier auf einer richtigen Toilette tun. Eine Toilette bei einem Taco-Imbiss.
           Während Robert gierig die Speisekarte studierte, ging ich anderen Bedürfnissen nach. Und auch hier konnte ich einen neuen Einblick in die mir fremde Kultur tun. Ich hing über dem Becken in der Schwebe, denn draufsetzen wollte ich mich nicht. Gerade als ich das benutzte Papier in die Toilette werfen wollte, erblickte ich in Augenhöhe eine Anweisung. Mein Spanisch war ja so gut wie nicht vorhanden, aber trotzdem konnte ich verstehen, dass man das Papier nicht in das Toilettenbecken werfen durfte, sondern in einen Eimer, der rechts neben mir stand. Dort konnte ich das Papier meiner Vorgänger erblicken. Normalerweise halte ich mich immer an solche Anweisungen, aber diesmal konnte ich es einfach nicht. Ich warf es in die Kloschüssel und spülte es mit Wasser runter. Dann wusch ich meine Hände mit dem Wasser, das aus dem Hahn rieselte, lief raus und wünschte Robert einen Guten Appetit. Er biss nämlich gerade voller Gier und Hochgenuss in einen wunderschönen, mexikanischen, hausgemachten Taco. Wie es auf der Toilette aussah, konnte er ja nicht wissen. Mir dagegen reichte ein Cappuccino aus dem Kofferraum, der Gedanke an das benutzte Toilettenpapier hatte mir den Hunger verdorben. Gleichzeitig hoffe ich, dass Roberts Taco keine Bakterien, Salmonellen oder sonst etwas als Beilage hatte.
           So endete unser Stopp in Mulege und ich war glücklich, wieder in der kühlen Luft unseres Jeeps zu sitzen. Aus dieser Perspektive sahen das Meer, die Kakteen, die Blumen und das Grün der vielen Palmen viel schöner aus und die Luft zum Atmen war wieder leicht. Trotzdem hatten wir uns etwas erholt und Robert war mit seinem Taco sichtlich zufrieden und gestärkt, obwohl unsere Sehnsucht nach einer frischen Dusche noch immer überwältigend war. Doch leider mussten wir damit noch warten und so langsam gewöhnten wir uns an die unangenehmen Gerüche, die nach mehreren Tagen ohne Dusche in der Hitze von unseren Körpern aufstiegen. Die duftenden Feuchttücher waren schon lange aufgebraucht und ich hatte mir geschworen, auf die nächste Reise doppelt so viele mitzunehmen.
           Leonard Cohen sang mit seiner melancholisch, rauchigen Stimme „Suzanne“ und ich wusste nicht, wie oft wir dieses Lied jetzt schon gehört hatten. Wir konnten nicht genug davon bekommen. Ganz in unsere Träume versunken sahen wir plötzlich von Weitem Soldaten in Uniform, die uns das große, rote „ALTO“-Schild entgegenhielten. Alto bedeutet Halt und es war eines der ersten spanischen Worte,

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