Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)
können, wird eingefroren und in Kühlboxen mit in ihre Heimat genommen. Häufig wurden Robert und ich zu so einem Fischessen eingeladen. Obwohl wir immer etwas Abstand zu unseren Gästen halten wollen, können wir oft nicht widerstehen und nehmen die Einladung an. So haben wir mit den Fischern schon viele lustige Abende verbracht. Nach dem reichlichen Mahl gehen sie zufrieden in ihre Betten, um am nächsten Morgen wieder früh ihr Glück zu versuchen. Solche Gäste im Haus zu haben, ist sehr angenehm für uns.
Weniger angenehm sind die schwarzen US-Amerikaner. Solange ich keinen näheren Umgang mit ihnen hatte, waren sie mir immer sehr sympathisch. Dabei geht es mir nicht um die Hautfarbe, sondern wir haben mit diesen Reisegruppen immer schlechte Erfahrungen gemacht. Vielleicht lag es daran, dass sie als Gruppe auftraten, an der bestimmten Gesellschaftsschicht, aus der sie kamen, oder es war alles nur ein dummer Zufall? Jedenfalls bin ich nicht mehr so sehr begeistert, wenn Afroamerikaner vor unserer Haustür stehen.
Ich kann mich noch gut an die erste Gruppe Afroamerikaner erinnern. Wir begrüßten unsere Gäste wie immer höflich und sehr herzlich und Robert fing dann mit seiner üblichen Rede an. Während er seine Worte von sich gab, wurde die Gruppe immer kleiner, einer nach dem anderen war auf einmal verschwunden. Ich dachte mir nichts dabei, weil der Chef ja immer noch zuhörte. Vielleicht wollten die anderen sich dann schon mal die Räume ansehen. Irgendwann fühlte ich mich überflüssig und ging nach oben in unser Penthouse. Unsere kleine Wohnung auf dem Dach hatte ich nicht abgeschlossen, aber an der Tür steht mit ganz großen Buchstaben „PRIVATE“ und die Bedeutung dieser Buchstaben ist wohl eindeutig. Aber an diesem Tag war wohl alles etwas anders. Denn bis auf einen, der immer noch Roberts Worten lauschte, hielten sich alle anderen Gäste bei uns im Penthouse auf, benutzten unsere Toilette und eine Frau probierte gerade meinen neuesten Lippenstift aus. Alle anderen hatten es sich auf dem Bett bequem gemacht oder lümmelten sich auf der kleinen Couch, um die Programme unseres Fernsehers zu testen. Ich war sprachlos, aber das lag nicht an der Sprache. Auch die deutschen Worte hätten mir in dieser Situation gefehlt.
Mit allen möglichen Mitteln der Verständigung versuchte ich ihnen klar zu machen, dass sie diese Wohnung nicht mit gemietet hatten. Sie konnten meine Aufregung nicht verstehen: Ich soll doch mal ganz relaxt sein. Sie wollten doch nur mal sehen wie wir leben. Wo sei denn nun das Problem? Sehr wahrscheinlich fühlen und denken diese Menschen völlig anders, als wir es gewohnt sind. Sie haben eine völlig andere Mentalität. Im Gegensatz zu den weißen Gringos sind sie auch ohne Alkohol laut, schrill, besitzergreifend und sehr überzeugt von sich selbst. Daran mussten wir uns nun gewöhnen, es blieb ja keine andere Wahl. Von da an blieb ich immer, wenn so eine von sich überzeugte Gruppe in unser Haus kam, oben in unserer kleinen Wohnung.
Das totale Gegenteil sind dann wieder die Japaner. Mit ihnen machten wir die allerbesten Erfahrungen. Leider können wir uns unsere Besucher nicht aussuchen, sonst würden wir nur noch ostasiatische Gruppen nehmen. Wenn eine japanische Gruppe anreist, dann klopft jemand ganz leise an die Haustür und wartet geduldig, bis sie von uns geöffnet wird. Im Gänsemarsch ordentlich aufgereiht betreten sie höflich und langsam das Haus. Jeder Gast schüttelt uns zur Begrüßung die Hand und macht dabei eine Verbeugung, die verbunden ist, mit den Worten des Dankes, dass sie bei uns wohnen dürfen. Besonders diesen Dank fand ich immer sehr witzig, da sie ja nicht umsonst wohnten, sondern dafür bezahlten. Sie umringten Robert und lauschten mit voller Aufmerksamkeit seinen Worten, als seien sie wissbegierige Studenten, die von ihrem Professor etwas lernen wollten. Im Hintergrund des Geschehens konnte ich mir oft ein innerliches Schmunzeln nicht verkneifen.
Wir haben ein Informationsblatt vorbereitet, auf dem alle wichtigen Fakten für die Gäste noch einmal in Kurzform zusammengefasst zu lesen sind. Darauf steht auch unsere Handynummer, unter der wir Tag und Nacht zu erreichen sind, wenn es Probleme geben sollte. Wenn Japaner bei uns zu Gast sind, dann klingelt fast alle zwei Stunden unser Handy, weil sie ständig Fragen haben und nichts verkehrt machen wollen. Sie rufen an, weil sie nicht wissen,
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