Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)
etwas vernünftiger benehmen sollten, um großen Ärger zu vermeiden. Diese Diskussion endete aber damit, dass sie Robert nicht mehr ins Haus ließen und sich weiter wie Unmenschen benahmen.
Es blieb uns nur noch die Möglichkeit, Kontakt zu der Reiseagentur aufzunehmen, die uns die Gäste geschickt hatte. Diese kann dann eine Geldstrafe erheben oder im schlimmsten Fall die Räumung des Hauses veranlassen. Wir teilten der zuständigen Agentur unser Anliegen mit und baten um Hilfe und Unterstützung, die wir aber in keiner Form erhielten. Das lag nicht an mangelnder Kooperation. Wir hatten unser Haus an Drogenbosse aus Mexiko City vermietet, die einem namhaften Kartell angehörten. Mord und Gewaltverbrechen sind für diese Menschen ein Kavaliersdelikt und daher hatte jeder, der davon wusste, Angst. Der Reiseagentur war das bekannt gewesen, nur wir waren darüber vorher nicht informiert worden. In diesem Moment wurde uns bewusst, wie groß die Macht dieser Kartelle in Mexiko ist und wie sich gleichzeitig die Angst und Ohnmacht der übrigen Bevölkerung entwickelt hatten. Auch die Polizei, Regierung und das Militär sind verwickelt in diese Kartelle, denn natürlich bringt der Drogenhandel das richtig große Geld.
Immerhin hatte die Reiseagentur noch einen wichtigen Tipp für uns: Wir sollten uns am besten ganz still verhalten und sie weiter randalieren lassen, falls sie Schusswaffen bei sich hatten. Das war ja eine großartige Hilfe! Unternehmen konnten wir in diesem Fall natürlich nichts, nur abwarten, dass die Tage und Nächte schnell und ohne schwere Zwischenfälle vorübergingen. Das taten sie auch. Wir ärgerten uns zwar über diese Menschen, aber letztendlich waren wir froh, diese Zeit heil und unbeschadet überstanden zu haben.
Kapitel 17
Wenn der Urlaub einer anstrengenden Gruppe endlich wieder vorbei war, atmeten wir erst einmal auf, aber das Chaos, das sie hinterließen, war oft eine mittlere Katastrophe. Manchmal brauchten wir Tage, um das Haus wieder in seinen normalen Zustand zu versetzen. Besonders schlimm war es, wenn noch am selben Tag die nächsten Gäste bei uns Einzug halten sollten. Es waren ja nicht nur Berge von Wäsche zu waschen und ebenso große Berge von Müll zu entsorgen. Viel mehr Einsatz erforderte es von uns, die anderen Spuren der Verwüstung zu beseitigen. Glasscherben von zerschlagenem Geschirr und kaputten Flaschen zusammenzufegen, Kondome einzusammeln, die manchmal regelrecht versteckt waren und von uns gefunden werden mussten, Möbel und Sitzecken von hartnäckigen Flecken zu säubern und die verdreckten Toiletten und Waschbecken mit den schärfsten Chemikalien zu reinigen.
Manchmal mussten wir Handwerker rufen, um eingetretene Türen zu reparieren. Einmal brauchten wir einen Maurer, der einen zertrümmerten Wandvorsprung erneuerte, weil ein verrückter Urlauber gemeint hatte, an dieser Wand einen Klimmzug machen zu müssen, wobei die Steine aus der Mauer gebrochen waren. Für diese Schäden haften die Gäste selbst und sie müssen diese auch bezahlen. Aber trotzdem frage ich mich oft, ist es denn notwendig, dass man sich so benimmt?
Aber Robert und ich waren ja nicht allein mit dem Chaos, denn eine mexikanische Putzfrau war immer an unserer Seite. Nur leider ist es nie lange die gleiche. Unser erstes Zimmermädchen hieß Socorra und gehörte zu den Mormonen. Da Mormonen niemals stehlen, wäre sie für diesen Job eigentlich wunderbar geeignet gewesen. Sie klaute zwar nie, aber zur Arbeit erschien sie auch nur ganz selten und bald haben wir uns wieder von ihr verabschiedet. Dann kam Maria. Sie war sehr klein und zierlich, aber auch sehr langsam. Sie brachte es fertig, in einer Stunde nur einen Quadratmeter zu fegen. Das war natürlich keine Hilfe. Mit Maria II glaubten wir, das große Glück gefunden zu haben. Sie war schon etwas älter und auch ganz flink. So flink, dass sie den Dreck dabei übersah. Sie war blitzschnell fertig, obwohl es nachher fast genauso aussah wie vorher. Lediglich an der Telefonkasse brauchte sie etwas länger, da sie sich noch den Inhalt in ihre Schürzentasche steckte.
Wir waren schon total verzweifelt, doch dann fanden wir endlich Sonja. Zu Anfang war sie wirklich eine Perle und ich fing so langsam an, sie in mein Herz zu schließen. Aber Sonja hatte noch einen anderen Job, sie verkaufte in ihrer Freizeit Kosmetikprodukte und darin sah sie ihre Berufung. Als dann die Zeit
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