Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)
geweckt. War der alte Großvater mit einem großen Fang zurückgekommen? Hatte seine Neugier ihn wieder geweckt, um zu sehen, wer da angekommen war? Dieses Rätsel konnten wir nie lösen und vielleicht war es doch der Geist des alten Mannes gewesen, der bei den Gringos sein Unwesen getrieben hatte?
Viele verschiedene Menschen, deren Charakter und Verhalten lernten wir im Laufe der Zeit kennen, und alle Erfahrungen waren sehr interessant, auch wenn einige negative dabei waren. Ganz besondere Betreuung und Fürsorge brauchen immer die Familiengruppen, die meistens in drei Generationen anreisen. Eine besondere Rolle spielen dabei die Großeltern, weil sie normalerweise die Reise für ihre Kinder und Enkelkinder spendieren. Oft wird das Ganze auch als Familientreffen – meistens über Weihnachten oder Neujahr – geplant, und die Gäste reisen aus unterschiedlichen Bundesstaaten der USA an. Diese Amerikaner legen großen Wert auf Sauberkeit und Ordnung, was natürlich auch ganz in unserem Sinne ist.
Bevor diese Gäste bei uns ihren Urlaub buchen, wollen sie ganz genau wissen, ob denn Cabo auch so sicher ist, dass ihren Kindern nichts passieren kann. Sie erkundigen sich nach dem Security-System unserer Wohnanlage und danach, ob auch kein Ungeziefer wie Kakerlaken, Spinnen, Skorpione oder andere Insekten im Haus rumlaufen. Könnte ja in Mexiko schon mal passieren. Aber regelmäßig bestellen wir den Kammerjäger, der Jagd auf alle unangenehmen kleinen Haustiere macht. Wieder einmal kündigte sich so eine Gruppe an und sicherheitshalber kontrollierten wir gründlicher als sonst jeden Winkel und jede Ecke des Hauses, um Beschwerden aus dem Weg zu gehen. Bei dieser Familiengruppe mussten wir auch vor Ankunft der Gäste sämtliche Gemälde, auf denen Frauen abgebildet waren abhängen, da ja durch den Anblick der manchmal halbnackten Körper, die kleinen Kinder einen bleibenden Schaden bekommen könnten. Obwohl wir diese Überzeugung nicht teilten, reinigten wir das Haus von den so „schmutzigen“ Bildern. Ungeziefer wurde auch gerade von der „Pestcontrol” vernichtet und so konnte einem sicheren Urlaub nichts mehr im Wege stehen. Dachten wir jedenfalls. Zu später Stunde ertönte jedoch ein Schrei durch das Haus, welcher auch bei uns oben in unserem kleinen Penthouse-Wohnung nicht zu überhören war. Gleichzeitig stürmte die ganze Familie fluchtartig aus dem Haus. Was war passiert, fragten wir uns vollkommen ratlos? Robert ging sofort dem Schrei des Entsetzens auf den Grund und entdeckte ganz versteckt hinter dem Fernseher eine zwei Meter lange Schlange, die genauso verschreckt war wie unsere Familiengruppe. Eine Schlange, die hatte sich noch nie in unser Haus verirrt. Doch dort, wo sie jetzt war, konnte sie nicht bleiben. Mein beherzter Mann musste den Kampf mit ihr aufnehmen, um unseren verstörten Gästen den sicheren Urlaub zu gewährleisten. Aber wie? Zuerst versuchte er, sie mit einem Insektenspray zu betäuben, was aber nicht so die richtige Lösung war, aber wenigstens wurde das arme Tier schon etwas ruhiger. Nun konnte er die Schlange mit einem Kescher einfangen und dahin zurückbringen wo sie hergekommen war: in die Wüste. Danach musste er die verstörten Gäste beruhigen, die weiter ihren Urlaub bei uns verbrachten, aber etwas misstrauisch waren sie nach diesem Vorfall dann doch. Trotzdem haben wir sehr gern Familiengruppen bei uns zu Gast, aber die Erfahrung, die wir einmal mit einer Gruppe Mexikanern machten, war furchtbar.
Mexiko ist bekannt für seine Drogenkriminalität und auch in Cabo San Lucas wird mit Drogen aller Art gehandelt. Nicht nur die Mexikaner kaufen sie, sondern auch viele US-Amerikaner kommen nach Mexiko, um ihre Lust auf Drogen auszuleben. Es ist zwar auch hier verboten, aber niemand hält sich daran. Eine Gruppe von Mexikanern hatte bei uns eine Woche Urlaub gebucht, und wie sich bald herausstellte, waren es keine sehr angenehmen Menschen. Sie benahmen sich respektlos und waren sehr überzeugt von sich selbst. Jede Nacht tanzten die mexikanischen Edelnutten auf den Tischen und vergnügten sich mit ihren Landsleuten. Natürlich waren auch Drogen mit im Spiel, und im ganzen Haus verteilte sich eine Wolke aus Marihuana, Alkohol und Sex. Es wurde randaliert und das Haus war bald in einem furchtbaren Zustand. Wie immer in solchen Situationen bei so schwierigen Gruppen versuchte Robert, an den Verstand der Menschen zu appellieren, dass sie sich doch
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