Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)
danach immer mit Vorsicht und achteten genau darauf, wie viel Tequila reingeschüttet wurde.
Die nächsten Tage wollten meine Kinder allein, ohne unsere Aufsicht ihren Urlaub genießen. Simone mietete sich ein Auto, um mit ihrem Bruder die Gegend unsicher zu machen. Beide planten eine längere Fahrt auf dem Highway durch die Wüste nach La Paz. Von dort wollten sie eine Kajaktour zu einer kleinen Insel unternehmen, aber dazu ist es nie gekommen. Ich hatte ja von Anfang an ein ungutes Gefühl, aber meine Kinder sind erwachsen und ich kann sie nicht ständig beaufsichtigen. Sie sollten ihre Freiheit haben und ihren Urlaub so gestalten, wie sie es wollten. Gerade waren sie eine Stunde weg, da kam ein Anruf von Simone. Ganz aufgeregt sprach sie am Telefon: „Mutti, ihr müsst sofort kommen, weil ...wir.. wir hatten einen Autounfall.“
Mein Herz drohte auszusetzen, bis ich alles klar erfassen konnte. Simone hatte mit ihrem Mietwagen bei Rot an der Ampel gehalten, als ein betrunkener Mexikaner ihr hinten draufgefahren war und damit einen Totalschaden verursacht hatte. Meinen Kindern war außer einem Schock nichts passiert, ihr Schutzengel musste wohl dabei gewesen sein. Die Versicherung übernahm den Schaden in voller Höhe und stellte sofort ein neues Auto zur Verfügung. Aber das Thema „Auto“ war für meine Kinder so gut wie erledigt und der Urlaub musste nun auch ohne Fahrzeug weitergehen. So schnell lassen sich meine Kinder nicht unterkriegen, nun wollten sie am Strand Jet-Skis ausleihen, um damit über die Wellen zu reiten. Dabei kann ja nichts passieren, dachte ich, doch damit lag ich falsch. Am Nachmittag kam dann erneut ein aufgeregter Anruf von Simone: „Mutti, ... wir haben große Probleme am Strand ... die Jet-Skis...die sind kaputt gegangen und wir sollen den Schaden dafür bezahlen...ihr müßt uns helfen“
Ich konnte es kaum glauben. Sie waren mit den Dingern rausgefahren, hatten den Motor ausgeschaltet, um sich treiben zu lassen. Dann kam plötzlich eine große Welle, die beide Boote frontal zusammenschlagen ließ. Den dabei entstandenen Schaden von eintausend Dollar sollten sie jetzt bezahlen. Leider hatten sie einen Vertrag unterschrieben, ohne dabei das Kleingedruckte zu gelesen, da es in Spanisch geschrieben stand. Und diese spanischen Worte sagten aus, dass die Boote nicht versichert sind und jeder Schaden vom Mieter in voller Höhe bezahlt werden muss. Robert und ich fuhren sofort zum Meer, um die Angelegenheit zu klären, aber der ganze Strand war schon von der Polizei abgeriegelt und wir durften nicht zu unseren Kindern, die erst wieder den Strand verlassen sollten, wenn sie die eintausend Dollar bezahlt hätten. Robert versuchte die Vermieter der Jet-Skis zu überzeugen, dass es nicht der richtige Weg sein könne, so mit den Touristen umzugehen, von denen sie ja schließlich lebten. Doch alles war umsonst. Unsere Anwältin musste zum Tatort an den Strand kommen, um den Fall zu schlichten, und nach zwei Stunden mühevoller Diskussionen ließen sich die Bootsvermieter dann doch endlich auf einen Vergleich ein und die zu bezahlende Summe betrug nur noch fünfhundert Dollar. Simone war schon vollkommen entnervt, während das Ganze für Christian ein Abenteuer war. Die Tage nach diesen aufregenden Erlebnissen verbrachten wir dann doch lieber wieder zusammen und für mich war das wunderschön, denn die Nähe meiner Kinder war mir für diese Zeit das Wichtigste. Am liebsten hätte ich die Zeit angehalten.
Wir richteten in unserer Galerie ein Atelier ein, Robert kaufte uns zwei große Leinwände und ich malte zusammen mit meiner Tochter zwei wunderschöne Bilder. Simone war begeistert von den vielen tropischen Pflanzen, die es hier trotz des Wüstenklimas gibt, und das stellte sie in einem wunderschönen abstrakten Bild dar: Grüne Pflanzen umgeben von roten und gelben Blüten. Lange Zeit hing es in unserem Treppenaufgang und jedes Mal, wenn ich daran vorbeiging, erinnerte ich mich an unsere gemeinsame Zeit in Mexiko. Besonders an die Zeit, die ich zusammen mit Simone beim Malen erleben durfte. Wir tauchten vollkommen in unsere kreative Welt ein und fühlten uns wieder auf einer Wellenlänge. Auf meiner Leinwand entstand ein großer Baum mit einer gewaltigen Krone. Seine starken Wurzeln, die tief in der Erde festen Halt fanden, gaben dem Baum die Kraft und Stärke, um den Stürmen des Lebens zu widerstehen. Schon immer liebte ich Bäume und die
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