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Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Titel: Mexiko, mein anderes Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klimm
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zauberhafte Kraft, die von ihnen ausgeht, aber dieser sollte etwas ganz Besonderes darstellen, nämlich mich selbst. Meine starken Wurzeln, die fest in der Heimat verankert sind, geben mir die Kraft in einer ganz neuen Welt zu bestehen.
           Der Abschied von meinen Kindern rückte immer näher und ich konnte die traumhafte Zeit einfach nicht anhalten. Den genauen Tag der Abreise kannte ich nicht, weil ich den Abschied lieber verdrängen wollte. Doch irgendwann fragte ich Simone, wann ihr Rückflug ginge. Sie stand gerade frisch geduscht mit noch nassen Haaren vor mir und wusste es auch nicht so genau, aber sie wollte mal nachsehen. Dann kam die Schreckensnachricht: „Das kann doch nicht wahr sein! Mutti, mein Flugzeug fliegt in zwei Stunden!“ Ich verfiel wieder in eine Art von Schockzustand. Wie sollten wir denn das schaffen? Es war kein Koffer gepackt, ihre Haare waren noch nass und eigentlich war es unmöglich, dass Simone in zwei Stunden ihren Flieger erreichte! Wir warfen also alles, was in ihrem Zimmer herumlag in den Koffer und Robert raste wie ein Besessener zum Flughafen. Es kam schon der letzte Aufruf zum Einchecken und diese eine Minute reichte Simone. Sie nahm das ziemlich locker, aber für mich wäre so ein überstürzter Aufbruch der reine Horror. Wir konnten uns nicht einmal richtig verabschieden, aber vielleicht war das auch gut so! Mit ihren nassen Haaren, offenen Schuhen und einigen Tüten, in denen die Sachen, die wir nicht mehr in den Koffer hatten packen können, lose durcheinander lagen, verschwand sie durch die Sicherheitskontrolle. Ein letztes Mal Winken und vorbei war die schöne Zeit. So ist Simone, immer sehr spontan und manchmal auch etwas chaotisch, aber wenn es drauf ankommt, dann klappt alles, was klappen muss. Ich wusste nicht so richtig, ob ich mich freuen sollte, dass sie den Flieger noch rechtzeitig erreicht hatte oder ob ich traurig sein sollte, weil die Zeit vorbei war. Ich fühlte beides: Freude und Trauer. Aber auch Dankbarkeit, dass ich diese Tage mit meinen Kindern zusammen verbringen durfte.
           Christian blieb noch zwei Tage länger bei uns und ich wollte ihn nicht loslassen und er mich auch nicht. Er hatte noch keine Pläne für seine Zukunft und irrte immer noch etwas ziellos umher. Vom ersten Tag seiner Ankunft in Mexiko an dachte er ständig an den Abschied, der ja irgendwann mal kommen würde. Es gefiel ihm bei uns und in diesem Land so unbeschreiblich gut und er wäre am liebsten für immer
           geblieben. Ich glaube, Christian ist bis heute noch der größte Fan von Mexiko und er wird es auch immer bleiben. Mit Trauer im Herzen, aber auch vielen mexikanischen Souvenirs flog er dann alleine zurück. Da ich mich auf diesen Abschied lange vorbereiten konnte, fiel es mir besonders schwer, ihn wieder loszulassen. Voller neuer Eindrücke startete er wieder zurück in sein eigenes Leben. Die mitgebrachten T-Shirts aus Mexiko zieht er immer noch jeden Tag an, eine große mexikanische Fahne hängt über seinem Sofa und ein Aufkleber von Cabo San Lucas klebt an der Heckscheibe seines kleinen Autos. Voller Stolz berichtet er oft über diese Reise, und wenn er jemanden trifft, der gerade schlechte Laune hat, dann kommt immer sein Satz: „Wenn du in Mexiko die Sonne und das Meer siehst, dann ist deine schlechte Laune verflogen.“ Ich selbst freute mich noch sehr lange an den schönen Erinnerungen.
           Bald hatte uns der Alltag wieder und immer neue Gäste verbrachten bei uns ihre „schönste Zeit des Jahres“. Unsere prominentesten Besucher war eine US-amerikanische Punk-Rock-Band. Da wir beide in Bezug auf die internationalen Charts nicht mehr so up to date waren, wussten wir bis zu diesem Tag auch nicht, wer diese Jungs waren und haben uns erst mal furchtbar blamiert. Na, was heißt eigentlich blamiert? Wir behandelten diese Rockgrößen anfangs genauso wie andere Gringos auch. Bis sie zwei meiner Bilder kauften und wir erfuhren, wer da bei uns zu Gast war. Da ich schon immer unheimlichen Respekt vor Prominenten hatte, blieb mir fast die Luft weg, aber Robert sah das weiterhin sehr gelassen und machte keinen imaginären Diener. Im Gegenteil, auch wenn es die Gruppe „Green Day“ war, musste er sie zur Ordnung rufen, weil sie mit unserer Poolbürste die Kokosnüsse von den Palmen schlagen wollten. Sie sind eben auch ganz normale Menschen und wollen auch so behandelt werden. Sie waren nicht eingebildet, wollten nicht wie Stars gesehen

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