Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)
große Freude daran, sie in ihrer Besonderheit und Schönheit darzustellen. Da es immer sehr aufwendig war, die großen Bilder zu den verschiedenen Ausstellungen zu transportieren, erwachte eine neue Idee in uns: Es wäre doch einfacher, die Menschen zu unseren Bildern zu bringen statt die Bilder zu den Menschen.
Kapitel 26
Die nächste Ausstellung planten wir daher bei uns im Haus. Bald hatten wir einen geeigneten Termin an einem Wochenende gefunden und stürzten uns intensiv in die Vorbereitungen. Werbung in den Tageszeitungen, Flyer drucken, Plakate gestalten und Einladungen verteilen. In der Nacht vor diesem großen Tag zogen wir mit einer Leiter, Klebeband und vielen Plakaten bewaffnet durch die Stadt, um diese an gut sichtbaren Stellen anzubringen. Allein dabei hatten wir schon einen Riesenspaß, aber immer noch blieb die Ungewissheit, ob das auch alles Sinn hatte und kunstinteressierte Besucher zu uns finden würden.
Ganz früh am Morgen schmückten wir unsere Straße und den Hauseingang noch mit bunten Luftballons und Willkommensgrüßen. Mit kühlen Getränken und kleinen Snacks sollte jeder Gast in unserer Galerie eine angenehme Zeit verbringen dürfen. Der Erfolg konnte sich sehen lassen, denn viele Menschen kamen an diesem Tag zu uns und interessierten sich für meine Gemälde. Obwohl ich sehr aufgeregt und nervös war, fühlte ich ein unheimliches Glücksgefühl und mich meinem Traum wieder etwas näher. Reportern von zwei Zeitungen musste ich ein Interview geben und am nächsten Tag war unser „Open House“ mit der deutschen Malerin Sabrina und ihren Bildern auf der Titelseite. Einige Bilder konnte ich verkaufen und außerdem lernte ich wieder neue, interessante Menschen kennen.
Auch Nora und Franz waren gekommen und ich spürte förmlich, dass sie jetzt für sich und ihre politische Idee ein neues Zuhause sah. Unser Haus. Die Events in den teuren Hotels und auf Luxusjachten verschlangen sehr viel Geld, und da wir ja Freunde waren, nutzte Nora nun in regelmäßigen Abständen unser Haus für ihre politischen Veranstaltungen.
Wie viele Menschen in dieser Zeit bei uns ein- und ausgingen, wissen wir nicht und die meisten würden wir auch nicht wiedererkennen. Es war manchmal ein seltsames Gefühl, wenn wir von fremden Menschen mit einem großen Hallo begrüßt wurden und wir uns nicht erinnern konnten, mit wem wir es zu tun hatten. Das waren die Momente, wo wir unsere Unsicherheit hinter einer gespielten Sicherheit verbergen mussten, was auch immer ziemlich glaubwürdig herüberkam.
Für unsere Freundschaftsdienste luden uns Nora und Franz auch oft zum Essen ein und wir verbrachten wirklich eine sehr schöne Zeit zusammen. Bis zu dem Tag, wo sie uns offenbarten, dass sie kein Geld mehr hatten, und total verschuldet waren. Wir sollten ihnen für kurze Zeit eine größere Summe Geld leihen. Robert und ich baten um eine Bedenkzeit, denn darüber mussten wir beide uns erst mal austauschen. Sollten wir ihrer Bitte nachgehen oder konsequent sagen: „Nein, das geht nicht.“? Aber wir waren ja Freunde und warum sollte man sich da nicht helfen, wenn der andere mal in der Klemme steckte? Auch uns konnte das ja einmal passieren und dann wussten wir auch, wo uns jemand helfen würde. So dachten wir und liehen ihnen das Geld. Aus den paar Wochen sind inzwischen vier Jahre geworden. Unsere Freundschaft existiert nicht mehr und das Geld haben wir abgeschrieben. Lange brauchten wir, um über den finanziellen Verlust hinwegzukommen, doch die menschliche Enttäuschung werden wir wohl nie verkraften.
Wieder sind wir mit unserem Glauben an das Gute im Menschen eines anderen belehrt worden. So ist es uns in den Jahren in Mexiko oft ergangen. Wir haben Freunde gefunden und Freunde verloren, aber immer wieder lernten wir neue Menschen kennen und immer wieder kehrte die Hoffnung zurück.
Bei unserem „Open House“ lernte ich Carolyn kennen. Sie ist Amerikanerin und hat sich auch von einer Hobbymalerin zur Künstlerin entwickelt. Obwohl ich immer noch Schwierigkeiten hatte, mich problemlos auf Englisch zu unterhalten, spürten wir beide sofort, dass wir auf einer Wellenlänge liegen. Mit ihr zusammen konnte ich malen und gleichzeitig lernte ich, noch besser englisch zu sprechen und zu verstehen. Es war einfach perfekt und ganz schnell konnte ich die falsche Freundschaft, die mich mit Nora verbunden hatte, vergessen. Auch Robert
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