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Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Titel: Mexiko, mein anderes Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klimm
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erschien. Besonders fies war das breite Grinsen, das sein sonst so schönes Gesicht zu einer hässlichen Grimasse werden ließ.
           Wir hatten trotzdem keine andere Wahl. Es fiel uns nicht leicht, weitere 5000 Dollar lockerzumachen, denn es war Sommer und wir konnten unser Haus nicht vermieten, hatten keine Einnahmen und gingen an unsere eiserne Reserve. Aber wenn das Boot wieder einsatzfähig war, dann würde es auch wieder Geld bringen, das war unsere Logik.
           Also gingen wir dann mit unserer eisernen Reserve hin zum Hafen zu Ari, der uns versicherte, wir könnten das Boot sofort mitnehmen. Aber wir sahen kein Boot mehr. Die „Wendy“, die dort wochenlang vor der Werkstatt auf einem Trockendeck geschlummert hatte, war nicht mehr da. Doch Ari beruhigte uns: Die „Wendy“ sei nicht weg, nur woanders. Wir sollten doch nun endlich das Geld rüberschieben, wenn wir das Boot jetzt und heute haben wollten. Seine fiese Visage wirkte nicht gerade sehr vertraulich, aber wir hatten keine andere Wahl. Ich zog mit einem unguten Gefühl das große Bündel Geld aus meiner Tasche, schob es aber erst widerwillig über die Schreibtischplatte, nachdem ich die Rechnung in der Hand hielt. Der Stapel Geld war ziemlich groß, weil es nur Fünf-Dollarscheine waren und beim Zählen lehnte sich Ari ganz entspannt zurück und zog diesen Vorgang wieder mit einem fiesen Grinsen im Gesicht genüsslich in die Länge. Dieses Grinsen machte mich wütend und ich war mir jetzt ganz sicher, hier stimmte etwas nicht. Am liebsten hätte ich Ari in sein bronzefarbenes Gesicht geschlagen, dass ihm seine gebleichten Zähne ausfallen und ihm dann das Geld aus den Händen gerissen, aber dazu war es jetzt zu spät. Nachdem dieser Akt vollzogen war, beschrieb uns Ari den Weg zu unserem Boot.
           Mit einem furchtbar flauen Gefühl im Magen fuhren Robert und ich los und suchten den Bootsplatz, der sich ganz außerhalb der Stadt inmitten der Wüste befand. Aber das Boot war auch hier nicht zu sehen. Vor einem riesigen, verschlossenen Stahltor stand Terri, Aris Stellvertreter. Er führte die Befehle aus. Sein Gesicht grinste nie, denn er hatte eigentlich keines. Nur eine ausdruckslose immer gleichbleibende, unbewegliche Miene starrte uns an. Dort stand er mit gespreizten Beinen, die Arme in die Hüften gestemmt und schon allein diese Haltung brachte uns in erhöhte Alarmbereitschaft. Mit dieser versteinerten Miene gab er uns zu verstehen, dass das Boot hier eingeschlossen in einer Garage stehe, wir es aber nicht bekommen würden. Das konnte jetzt nur ein Witz sein, obwohl uns gar nicht zum Lachen zumute war. Warum, wieso, was war passiert? Ich war nicht mehr in der Lage, einen logischen Gedanken zu fassen, weil es hier keine Logik mehr gab. Wir hatten die Papiere von dem Boot und hatten auch die Rechnung bezahlt, warum sollten wir es nicht bekommen? Das sei ganz einfach, meinte Terri, denn es gehöre uns nicht. Es gebe angeblich einen anderen Besitzer, der in Florida lebe und ihm gehöre die „Wendy“! Das konnte doch nicht wahr sein? Mein Gehirn war immer noch nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Ein einziger Gedanke kam immer wieder in mir hoch: Wir hatten die Rechnung für einen anderen bezahlt!
           An Roberts Gesicht konnte ich erkennen, dass er in diesem Moment den Glauben an die halbe Menschheit verlor. Hier wurde mit uns ein Spiel gespielt und einer in der Runde war ein Betrüger oder sogar mehrere. Eins war uns klar, Ari und Terri hatten uns mit einer handfesten Lüge die 5000 Dollar aus der Tasche gezogen und das war ja auch zu beweisen. Also wieder eine kleine Hoffnung, die da aufkeimte. Aber warum sollte es auf einmal noch einen anderen Besitzer geben, außer Ernesto, der auch vollkommen außer sich war, über diese bodenlose Lüge von Ari und Terri und sich von uns per Handy informiert sofort auf den Weg machte zum Tatort. Das heißt zu dem Ort des lügnerischen Geschehens in der Wüste, wo unser Boot in einer Garage verbarrikadiert sein sollte. Ob es wirklich dort war, wussten wir nicht.
           Terri ließ sich auf keine weiteren Diskussionen mit uns ein und wollte gerade in sein Auto einsteigen, als Ernesto in seinem Truck, eine Staubwolke hinter sich herziehend, ankam. Kurz danach überschlugen sich die Ereignisse. Terri ließ den Motor aufheulen und in dem Augenblick, als Ernesto zu ihm in das Auto einsteigen wollte, gab Terri Vollgas und preschte los. An der noch offenen

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