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Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Titel: Mexiko, mein anderes Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klimm
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war einmalig in Mexiko.
           Wir wollten aber ganz sicher sein und selbst die Fähre kontrollieren, die in zwei Stunden nach Topolabampo ablegt. Das kostete uns nur ein winziges Kleingeld, das wir dem Zollbeamten zuschoben, damit er uns auf die Fähre ließ. Ich war überwältigt von dem riesigen Bauch der Fähre, wo dicht an dicht große und kleine Autos nebeneinanderstanden und außerdem auch noch viele Boote in diesem Frachtraum Platz hatten. Nur unsere „Wendy“ war nicht dabei. Ob das nun gut war, konnte man durchaus unterschiedlich sehen. Jetzt waren wir sicher, dass das Boot nicht nach Amerika gehen würde, aber auf der anderen Seite, waren wir nun genauso schlau wie vorher. Wo war unsere „Wendy“ und wie sollte es jetzt weitergehen? Einige Tage vergingen und wir überlegten zusammen mit Ernesto, was nun zu tun sei. Wir mussten das Boot wiederbekommen, denn wir hatten zu viel Geld investiert, um es einfach abzuschreiben.

Kapitel 30
           Die Polizei hat uns nicht weiterhelfen können oder wollen, außer das Ari und Terri zwei Tage hinter Gittern waren, aber davon hatten wir außer der Schadenfreude ja nichts. Die nächsthöhere Stelle war die Staatsanwaltschaft und dort wollten wir jetzt Hilfe suchen. Wir verabredeten einen Termin für den kommenden Tag um 10 Uhr morgens, um offiziell Anzeige gegen Ari und Terri zu erstatten. Das Gebäude, in dem uns der Staatsanwalt erwartete, wirkte auf mich unheimlich und gruselig. Hier vereinten sich alle wichtigen Institutionen, die mit Kriminalität, Verbrechen, Korruption und allem Abschaum der Welt zu tun hatten und in dieser Welt hielten wir uns jetzt auf. Alle Fenster des Hauses waren vergittert und die Eingangstür wurde von zwei bis unter die Zähne bewaffneten Soldaten bewacht. In den breiten und langen Fluren hallte das Echo unserer Schritte ewig nach. Die großen Eisentreppen führten uns von einer Etage in die nächste und mit einem Frösteln in den Adern erklommen wir Stufe um Stufe. Nein, hier konnte man sich nicht wohlfühlen und wir wollten so schnell wie möglich unsere Anzeige aufgeben und dann nichts wie weg von diesem schaurigen Ort, wo man sich selbst wie ein Verurteilter vorkam.
           Aber so schnell, wie wir gedacht hatten, ging das nicht. Um 10 Uhr hatten wir den Termin, aber das war wieder mal eine mexikanische Zeitangabe. Erst nach zwei Stunden erschien der Staatsanwalt, aber nur um uns zu sagen, dass es ihm leid täte, dass wir so lange hatten warten müssen und er jetzt erst mal Mittag machen würde. Oh, wie schön! Der Warteraum war ganz oben und die Stühle waren bis auf den letzten Platz besetzt.
           Die heiße, stickige Luft machte das Atmen zur Qual und aus jeder Ecke des Raumes wehte uns ein anderer, nicht gerade angenehmer Körpergeruch entgegen. Ich konnte nicht mehr ruhig auf meinem Stuhl sitzen und suchte mir einen Platz an dem großen, vergitterten Fenster, damit wenigstens meine Augen ein Gefühl von Freiheit hatten. Aber auch das war nicht die richtige Lösung, denn kaum stand ich da an meinem Fensterplatz, ertönten die Sirenen von sechs Mannschaftswagen der Polizei und eine ganze Kompanie mit schwer bewaffneten Soldaten stürmte das Gelände. Jeder bezog in militärischer Geschwindigkeit einen Posten, um das gesamte Gelände abzusichern. In dem Moment hatte ich nur den einen Gedanken: So sieht Krieg aus. Aber das war es nicht wirklich, es sah nur so aus. Aber was ging jetzt hier vor, was würde jetzt passieren? Ehe ich eine Antwort finden konnte, fuhr ein Auto der Polizei auf den Hof und die Soldaten änderten in Sekunden ihre Position, um dieses mit schussbereiten Maschinenpistolen zu umstellen. So was hatte ich schon mal in einem Film gesehen, aber hier passierte es wirklich. Zwei kahl geschorene Männer in Handschellen und bekleidet mit knallgelben, leuchtenden Overalls wurden aus dem Auto gestoßen und im gleichen Moment zog ein Polizist den beiden Verhafteten einen schwarzen Sack über den Kopf und sie wurden von dem Sondereinsatzkommando in den Gerichtssaal geführt, der sich unten in der ersten Etage befand. Wie wir später erfuhren, handelte es sich bei diesen beiden Männern um bekannte Drogenbosse von einem berüchtigten Kartell hier in Cabo San Lucas. War ich froh, dass ich hier oben am Fenster stehen konnte, auch wenn die Luft zum Atmen immer stickiger wurde. Der Staatsanwalt musste einen wahnsinnigen Hunger gehabt haben, denn nach drei Stunden kehrte er sichtlich satt und

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