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Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Mexiko, mein anderes Leben (German Edition)

Titel: Mexiko, mein anderes Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klimm
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verdienen. Wie viel die beiden unter den Tisch des Polizeichefs schoben, werden wir nie erfahren, aber Kleingeld war es sicherlich nicht.
           Mit dieser Erkenntnis in meinem Kopf wurde mir immer mehr bewusst, dass wir in einem Land leben, wo man sich mit Geld auch sein Recht erkaufen kann. Und wer das große Geld hat, der ist immer im Recht. Während Ernesto immer noch voller Optimismus in die Zukunft und auf sein und unser Recht blickte, zogen in mir eher dunkle Wolken auf, die den ewigen Sonnenschein hier sehr vernebelten. Durch einen dummen oder vielleicht eher guten Zufall traf Robert bei seiner abendlichen Runde mit Picasso die Sekretärin von Ari und Terri. Sie entschuldigte sich sehr betroffen für die Vorfälle der letzten Tage und gab Robert leise und flüsternd zu verstehen, dass die beiden Amerikaner Betrüger seien und mit verbrecherischen Mitteln ans Ziel ihrer Wünsche kämen. Und niemand könne dagegen etwas unternehmen. Noch leiser und mit vorgehaltener Hand erzählte sie Robert, dass Ari und Terri vorhatten, das Boot, unsere „Wendy“ in einer Nacht- und Nebelaktion über die Grenze in die USA zu bringen. Das durfte niemals passieren und wir mussten es verhindern. Ernesto war mittlerweile vollkommen von der Rolle und nur damit beschäftigt, einen Plan zu machen, um zu verhindern, dass die „Wendy“ nach Amerika entführt würde. Denn dann hätten wir sie endgültig verloren und unser Geld natürlich auch. Es gab nur zwei Wege, die das Boot nehmen konnte. Die einzige Straße, die von hier in die USA führt, ist die Mex-1, die wir selbst schon oft gefahren sind. Es erschien uns eher unwahrscheinlich, dass er diesen Weg nehmen würde, weil die Straße zu kurvenreich und zu beschwerlich zu fahren ist mit so einem großen Boot im Schlepptau. Für den Seeweg entlang der Küste Niederkaliforniens war das Schnellboot nicht geeignet und nicht hochseetauglich. Also blieb nur der Weg mit der Fähre von La Paz nach Topolabampo auf das mexikanische Festland und von dort weiter zur Grenze.
           Es war schon später Nachmittag, aber wir konnten keine unnütze Zeit mit Warten verlieren. Wir hatten die Originalzulassungspapiere für das Boot und somit eine Chance zu beweisen, dass es uns gehört und es nicht ohne unseren Willen aus dem Land gebracht werden konnte. Ich bewunderte immer wieder, wie clever Ernesto jetzt alles plante und organisierte.
           Wir machten uns noch am Abend auf den Weg nach La Paz, denn wir wollten in aller Frühe da sein. Die Fähre fährt nur einmal am Tag und das ist morgens. Vorher machten wir noch einen kurzen Abstecher bei der Highway-Polizei. Schilderten unsere Situation und die Papiere mit allen notwendigen Nummern wurden bei der Polizei aufgenommen. Sogar mit einem Aktenzeichen versehen, was meine Hoffnung auf eine Gerechtigkeit ohne Korruption wieder gewaltig anstiegen ließ. Wir hätten das überhaupt nicht allein auf die Reihe bekommen, schon weil unser Spanisch dazu nicht reichte, aber Ernestos Muttersprache ist ja Spanisch und mit einer Leichtigkeit konnte er die Polizisten von der Dringlichkeit unserer fast ausweglosen Lage überzeugen. Und wir brauchten auch keine Dollarscheine unter dem Schreibtisch verschwinden lassen. Die Mexikaner waren einfach nur nett und wollten uns helfen. Per Funk wurden alle Polizisten informiert, die auf dem Highway nach La Paz unterwegs waren. Also konnten Ari und Terri das Boot nicht einfach so nach La Paz bringen und das war schon ein gutes Gefühl für uns drei. Es wurde auch ein Ruf an die Zollstation der ablegenden Fähre abgesetzt, damit die aufgenommene Fracht an Bord kontrolliert werden konnte. Besser ging es ja nun wirklich nicht und wir fühlten uns unglaublich stark und sicher und sahen dem guten Ende der Jagd entgegen.
           Manchmal war mir so, als würde ich in einem Krimi mitspielen und dann fand ich das auch furchtbar aufregend. Aber wirklich schön war es nicht, denn unsere Nerven waren oft bis zum Zerreißen gespannt und wir sehnten uns wieder nach einem ruhigen, harmonischen Leben. Doch daran war vorläufig nicht im Traum zu denken. Obwohl jetzt alles sicher war, machten wir uns doch auf den Weg zu der Fähre, die am frühen Morgen ablegen sollte. Auf der Fahrt nach La Paz wurde uns beim Anblick der vielen Straßensperren ganz warm ums Herz und ich hätte jeden Polizisten umarmen können, der da draußen jetzt seinen Dienst für uns tat! Nur für uns und ohne dafür bezahlt zu werden, das

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