Mia and me - Weihnachten in Centopia: Adventskalenderbuch (German Edition)
fort: „Vincent hat den Text sehr schön vorgetragen, aber wir brauchen eine weibliche Darstellerin. Mia, Paula, wer von euch versucht es?“
Sofort zeigte Paula auf Mia, die gleichzeitig auf Paula deutete.
„Ich fürchte, ich hab den Text vergessen“, log Mia. Aufmunternd stieß sie Paula in die Seite, damit sie aufstand. Paula klopfte das Herz vor Aufregung bis zum Hals. Sie hockte sich vor die Krippe und nahm die Puppe zärtlich in die Arme. Als sie zu reden begann, vergaß sie alles andere um sich herum.
In der Aula war es mucksmäuschenstill. Nur Mia sprach ganz leise jeden Satz mit. Die Rektorin warf ihr einen verwunderten Blick zu – sagte aber nichts.
Als Paula fertig war, nickte die Direktorin anerkennend. „Du hast es noch besser gemacht als Vincent. Du bekommst die Rolle. Und den Erzähltext zwischen den Szenen wird Mia übernehmen“, fügte sie hinzu.
Paula umarmte Mia überglücklich. „Ich freue mich so! Und du kannst auch stolz sein.“
„Ja, das ist die eigentliche Hauptrolle!“ Vincent trat zu den beiden Mädchen. Er grinste. „Na, zumindest hast du den meisten Text.“
„Ich bin noch nicht fertig“, verkündete Frau Dolores unbeirrt. „Vincent, du wirst den König Balthasar spielen. Und du, Violetta, wirst zusätzlich zu deiner Aufgabe mit den Kostümen einen der Ochsen darstellen. Wir haben sehr schöne Kostüme dafür.“
Mia und Paula sahen sich an – dann prusteten sie los. Auch Vincent lachte. „Das ist eine wichtige Sprechrolle, Violetta“, feixte er. „Du musst zweimal Muhen.“
Wo bleibt Opa Renzo?
Seit der Besetzungsprobe hatten die Freunde jede freie Minute geübt. Und nun war der große Moment endlich gekommen.
Das Internat hatte die Eltern der Schüler zu der Vorstellung eingeladen. Danach würden sie alle über die Weihnachtsferien nach Hause fahren. So jedenfalls war es geplant.
Die Aula war bereits fast voll. Denn jeden Augenblick sollte das Krippenspiel beginnen.
Mia und Paula lugten neugierig durch einen Spalt an dem Vorhang vorbei, der Bühne und Besucherraum trennte.
„Oh, Papa!“, flüsterte Paula kopfschüttelnd. „Musstest du ausgerechnet diese blöde Lodenjacke anziehen?“ Sie zeigte Mia ihre Eltern, die in der ersten Reihe Platz genommen hatten.
Auf Mia machten sie einen sehr netten Eindruck. Ihr Blick schweifte weiter über die Sitzreihen. Sie suchte nach Opa Renzo, konnte ihn aber nirgends sehen. Wo war er nur?
Dabei hatte er ihr doch ganz fest versprochen, sie abzuholen. Hoffentlich hatte er nicht wieder die Tage durcheinandergebracht. Manchmal war er ein wenig schusselig.
Etwas anderes ließ sie ihren Opa allerdings für einen Moment vergessen. Violettas Mutter legte sich gerade wortreich mit Paulas Eltern an. „Dies hier sind unserer Plätze“, verkündete sie großspurig. „Wir haben sie reserviert. Also, verschwinden Sie gefälligst. Ich, Contessa di Nola, habe immerhin höchstpersönlich das Geld für die Renovierung der Aula gespendet.“
Ein lauter Gong kündigte den Beginn der Vorstellung an.
Mia kletterte auf einen Hocker, der vorne auf der Bühne stand. Hinter ihr saßen Schäfer um ein Lagerfeuer, ein paar Schafe lagen neben ihnen und schliefen. Es war erstaunlich, wie echt das alles aussah …
Als sich der Scheinwerfer auf Mia richtete, begann sie den Erzähltext vorzutragen. „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde …“
Das Krippenspiel war ein voller Erfolg. Paula spielte die Maria sehr anrührend, Vincent gab einen überzeugenden König Balthasar ab. Und auch Mia verhaspelte sich zum Glück kein einziges Mal.
Danach durften die Schüler zu ihren Eltern. Leider hatte Mia ihren Opa Renzo immer noch nicht ausfindig machen können. Sie drängte sich durch die Menge und sah aus den Augenwinkeln, wie Violettas Mutter wütend auf ihre Tochter einredete.
Mia spitzte die Ohren.
„Wieso hast nicht du die Hauptrolle gespielt“, zeterte Contessa di Nola. „Du siehst viel besser aus als diese unscheinbare Paula!“
„Ja, Mama.“
Mia hatte die sonst so hochmütige Violetta noch nie derart kleinlaut erlebt.
Paulas Eltern hingegen gratulierten ihrer Tochter überschwänglich. Sie umarmten sie herzlich und strahlten.
Wieder dachte Mia an Opa Renzo. Schade, dass er nicht gesehen hatte, wie gut sie die schwierige Rolle der Erzählerin bewältigt hatte. Bestimmt wäre er stolz auf sie gewesen. Aus irgendeinem Grund hatte er es offenbar nicht
Weitere Kostenlose Bücher