Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
hielt Lucien davon ab mir zu folgen, wofür
ich ihm dankbar war.
Ich musste meine
Gedanken ordnen und brauchte etwas Zeit für mich.
Der Garten wirkte
friedlich. Eingehüllt im Schein des Mondes konnte man den ersten Reif erkennen.
Der Winter stand vor der Tür. Doch die Kälte in mir war nicht auf das Wetter
zurückzuführen.
Ich wusste, dass
Elia es verdient hatte. Wer wüsste dies besser als ich? Er hat den König
verraten indem er sein Zeichen missachtet hatte und somit gegen das Gesetzt
verstoßen. Elia wusste also schon vorher, dass dies sein Tod bedeuteten würde.
Er hat es also selbst zu verschulden.
Und doch konnte ich
mich mit dem Gedanken, dass er öffentlich Gefoltert werden würde, nicht
abfinden. Ich fand es grausam, erniedrigend und obwohl ich wusste, dass es
wahrscheinlich nötig war, damit Lucien ernst genommen wurde, konnte ich es
nicht einfach so hinnehmen. Ich konnte mein Mitgefühl einfach nicht abstellen!
Verdammt!
Ja, da war die
Ironie an der Sache. Ich hatte doch tatsächlich Mitgefühl für Elia. Einem Mann,
der mir ein Jahr lang Schmerzen bereitete hatte, mich gedemütigt hatte und mich
erpresste, um an mein Blut heranzukommen! Für diesen Mann durfte ich eigentlich
kein Mitgefühl haben! Und doch nagte es an mir wie eine gefräßige Ratte an
einem Stück Käse.
Nebenbei hörte ich
wie eine kleine zweimotorige Maschine landete. Jetzt waren also Lena und die
Jungs gekommen. Ich konnte mich jedoch nicht dazu aufraffen, sie in Empfang zu
nehmen.
Ein paar Minuten
später öffnete sich die Terrassentür hinter mir und ich roch Lenas blumigen
Duft.
"Iljas meinte
du seist hier draußen. Stör ich dich?", fragte sie vorsichtig und trat
näher.
"Du störst nie
Lena!" Ich umarmte sie. "Es freut mich, dass du hier bist!"
Sie drückte mich
kurz bevor sie mich wieder losließ und mich prüfend ansah. "Lucien hat uns
erzählt was passiert ist. Aber wie ich sehe scheinst du dich wieder erholt zu
haben!"
"Ja, wieder fit
wie ein Turnschuh."
"Du machst
Sachen Mia." Sie schüttelte missbilligend den Kopf. "Du kommst vom
Regen in die Traufe!"
"Ach komm
schon, Lena. Aeron hat gesagt, ohne mich war es richtig langweilig!",
erwiderte ich und schenkte ihr ein Lächeln.
"Langweilig?",
wiederholte sie entsetzt. "Mia, egal wo du bist, man macht sich ständig
Sorgen um dich und wie es scheint zu Recht! Lucien wird seine ersten grauen
Haare mit dir bekommen!"
Die grauen Haare
entlockten mir ein Schmunzeln. "Steht ihm sicher. Das lässt ihn weiser
wirken!"
Wieder kam ein
Seufzer von ihr, der ausdrückte, dass sie meine Gelassenheit in gewissen Dingen
nicht verstehen konnte.
Dann schienen ihre
Gedanken sich einem anderen Thema zuzuwenden, denn ihre Lippen verzogen sich zu
einem verschwörerischen Lächeln. "Jetzt erzähl mal. Wie läuft es zwischen
euch beiden?"
"Gut.",
sagte ich und spürte die leichte Röte die sich in meinen Wangen ausbreitete.
"Wie
gut?", bohrte sie nach.
"Sehr
gut!", sagte ich betont, woraufhin sie ein theatralisches Seufzen
ausstieß.
"Warum muss man
dir immer alles aus der Nase ziehen?!"
"Was willst du
denn hören? Dass der Sex phänomenal ist!"
Ein verschmitztes
Lächeln erhellte ihr Gesicht. "Zum Beispiel! Aber vor allem", sagte
sie in verschwörerischem Flüsterton. "Habt ihr vor, die Blutsverbindung
einzugehen?"
Ich sah sie
überrascht an. "Er hat mir sein Blut gegeben."
Sie nickte wie wild.
"Ja, aber wird er auch von dir trinken?"
"Nein!",
kam es etwa zu schnell von mir. In meinem Kopf war ein Bild von Elia
aufgetaucht, wie er seine Fänge in meinen Hals bohrte und der Schmerz durch
meinen Körper floss. Unbewusst legte ich eine Hand um meinen Hals und befühlte
ihn, als würde ich mich versichern wollen, dass da nichts war, was da nicht
hingehörte.
Sie musste das
Entsetzen in meinem Gesicht gesehen haben, denn sie meinte schuldbewusst:
"Es tut mir leid, ich habe vergessen, dass du ein schreckliches Jahr
hinter dir hast!", und legte mir eine Hand auf die Schulter.
Ich sagte nichts, blickte
stattdessen in die Ferne.
Denn wieder einmal
wurde klar, dass ich nicht das Recht hatte, Elia zu bemitleiden. Dass ich
absolut keinen Grund hatte, ihm einen gnadenvollen schnellen Tod zu wünschen.
Doch mein Schmerz
kam nicht von den Bildern in meinem Kopf, nicht von den Gedanken an ein
schreckliches letztes Jahr, sondern von dem Wissen, dass Lucien nie von mir
trinken würde.
"Du zitterst,
wir sollten rein gehen!" Lena legte ihren Arm um mich und führte mich
Richtung
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