Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
konnte das sein? Von welchen Seelen war da die Rede? Welche
Entscheidung hatte Lucien getroffen, für die ich den Preis darstellen würde?
Welchen Preis musste ich zahlen? Welches Opfer musste erbracht werden?
Die Andeutung von
wiederkehrenden Kopfschmerzen ermahnte mich, in diesem Tümpel von undeutlichen
Aussagen weiter zu fischen.
Stattdessen
konzentrierte ich mich auf die wenigen Tatsachen, die keinen Deut besser waren.
Allein die
Gewissheit, dass Darien hinter mir her war, verbreitete den Geschmack von Galle
in meinem Mund. Und bei dem Gedanken, dass Luciens Vergangenheit irgendwie auf
meinen Schultern lastete, er nie eine Verbindung mit mir eingehen würde, nicht
er es war, der von mir getrunken, sondern nur zugesehen hatte, wie Iljas von
mir nahm, ... unwillkürlich stieg Übelkeit in mir hoch.
Es war alles zu
viel!
Nie wollte ich in
diese Welt gehören! Nie glaubte ich daran! Und nun wurde es immer
fantastischer, verwirrender, unglaublicher, ...
Gedankenverloren
rieb ich über das Mal an meiner Hand, dessen Kribbeln Luciens Näherkommen
verriet. Unwillkürlich musste ich an den Tag denken, an dem er mich
"gebrandmarkt" hatte.
An den dunklen,
fremden Krieger, der er war, der mich anzog wie das Licht die Motte, und dessen
Berührung, dessen Kuss, voller Leidenschaft, getränkt mit düsteren Versprechen,
mir fast das Bewusstsein raubte.
"Erinnerst du
dich daran?", fragte ich in die Stille, die das ganze Haus befallen zu
haben schien.
"Als wäre es
gestern gewesen!", drangen die leisen Worte an mein Ohr, bevor mein Blick
auf den Mann traf, meinen Seelengefährten, der Ehrlichkeit verlangte und doch
so viele Geheimnisse barg.
"Du sagtest:
Ich werde auf dich achten!" Ich wollte nicht, dass meine Worte wie eine
Anklage anmuteten, und doch war der Vorwurf darin nicht zu überhören.
"Ich meinte
jedes Wort ernst!", flüsterte er und ich spürte, dass es tief in seiner
Seele schmerzte. "Doch so sehr ich mich auch bemühe, scheint es mir nicht
zu gelingen!"
Ein leises Seufzen
stahl sich über meine Lippen. "Hast du schon einmal daran gedacht, dass es
vielleicht deine Geheinisse sind, die dir im Weg stehen? Dass es deine fehlende
Ehrlichkeit ist, die nicht nur zwischen uns steht, sondern alles unendlich
kompliziert macht?"
"Ich habe dich
nie belogen!", wisperte er, während Reue in seinen Augen flackerte.
"Wenn du
Ehrlichkeit und Offenheit versprichst, und dennoch Stillschweigen behältst,
dann ist das eine Lüge, Lucien!" Es lag mir fern, ihn als Lügner
darzustellen, wusste ich doch, dass dem nicht so war. Doch der Gedanke, dass es
die fehlende Wahrheit war, die mich davon abhielt, mein Leben zu verstehen, ihm
einen Sinn abzugewinnen, schmerzte. "Erinnerst du dich: Keine Geheimnisse
mehr!"
"Ich würde so
vieles anders machen, hätte ich nur die Gelegenheit dazu!"
"Aber
irgendwann musste ich einsehen", wiederholte ich seine einstigen Worte.
"dass man das Geschehene nicht ändern kann. Dass man nur nach vorne
blicken kann, und seine Energie darauf verwenden sollte, was in der Gegenwart
und Zukunft liegt."
"Mein Ziel ist
es, dich zu schützen! Ich würde alles tun um dich in Sicherheit zu
wissen!"
"Dann sag mir,
was du mir verheimlichst! Sag mir, welche Entscheidung es war, die nun einen
Preis fordert!" Einen Preis von mir fordert. stellte ich in Gedanken
richtig. "Bitte, sag es mir, Lucien!"
Doch meine Worte -
ein Flehen, eine Bitte, ein Befehl -, verhallten scheinbar, ohne ihn zu
erreichen. Sein Gefühlsansturm war schon fast unerträglich. Trauer, Reue,
Schuld, ... sie türmten sich auf, krallten sich in sein Fleisch, nagten an
seinem Herzen und waren nun auch in seiner Stimme zu hören.
"Du kannst
alles von mir verlangen, Mia. Aber bitte, bitte verlange nicht, dass ich meine
Vergangenheit offenlege. Nicht jetzt!" Sein Blick - flehend -, war wie
eine Berührung auf meiner Haut, und doch fühlte er sich wie eine Lüge an.
"Du musst mir einfach vertrauen!"
"Vertrauen?!",
ich konnte ihn nur anstarren. "Vertrauen, Lucien? Wie, sag mir, wie soll
ich dir vertrauen, jetzt, wo ich weiß, dass du mir nicht die Wahrheit
sagst?"
"Die Wahrheit
könnte dich das Leben kosten!"
"Genauso wie
die Lüge!", zischte ich. "Und weißt du was: Genau genommen hat mich
diese Lüge schon einen Teil meines Lebens gekostet. Denn aufgrund der
Ahnungslosigkeit, in der du mich lässt, bin ich mit Elia gegangen! Weil ich
glaubte, dass er fähig wäre, diese eine beschissene Prophezeiung - deinen Tod -
zu erfüllen! Denn auch
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