Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
mir. Jeder scheint mehr über mein Leben Bescheid zu wissen,
als ich selbst. Weißt du wie sich das anfühlt? Beschissen!"
Er nickte einmal,
als würde er mich verstehen, doch das bezweifelte ich. Verstand ich doch selbst
nichts mehr.
"Erinnerst du
dich, dass ich einst zu dir sagte, dass ich glaube, dass Lucien bereits mit
einem Fuß im Abgrund steht?"
Ja, ich erinnerte
mich an seine Worte. "Das war damals in Seattle, nachdem ich ihn in seinem
Zimmer gefunden hatte. Er war nicht er selbst!" Nein er war durcheinander,
verletzt und außer Kontrolle gewesen. Es war der einzige Moment, in dem er mich
körperlich verletzt hatte.
"Ja, nachdem er
dich Angegriffen hat."
"Er hat mich
nicht angegriffen!", verteidigte ich ihn.
Nicolai warf mir
einen wissenden Blick zu. "Nenn es wie du willst! Auf jeden Fall, ja, das
war der Augenblick. Ich habe dir damals gesagt, dass der Grund für seinen
Ausraster die Blutgier war, die in jedem von uns lauert. Auch du kennst diese
Gier!"
Ich nickte ihm zu.
Ich wusste wovon er sprach.
"Du scheinst
dieses Verlangen nach Blut jedoch nur zu spüren, wenn du verletzt bist, oder
selbst einen Mangel an Blut hast."
"Stimmt!",
gab ich zu.
"Lucien
verspürt ihn dauernd und das noch viel stärker, als du es dir vorstellen
kannst, Mia!"
Ich sah ihn fragend
an. "Warum erzählst du mir das jetzt?"
"Weil dein Blut
verlockend ist. Es hat etwas an sich, das einen dazu auffordert, es zu kosten.
Vielleicht ist es wegen deiner Abstammung, oder es kommt daher, dass du mit
deiner Fähigkeit deinen Duft zu verändern, auch den Geschmack deines Blutes
veränderst."
Nicolai war der
Erste, der diesen Umstand zu bemerken schien, beziehungsweise, ihn zur Sprache
brachte.
"Lucien ist
dein Seelengefährte. Für ihn ist dein Blut wie der Gesang einer Sirene. Glaub
mir, ich weiß das! Und ich weiß bis heute noch nicht, wie er es schafft, dir
nahe zu sein, ohne der Versuchung nachzugeben! Doch die Angst, dich zu
verletzten, die Angst, dich in Gefahr zu bringen, scheint ihm die nötige Kraft
dafür zu geben." Seine Augen ruhten auf mir und ich sah die Aufrichtigkeit
hinter seinen Worten.
"Aber er hat
zugesehen wie Iljas von mir trank!", flüsterte ich leise.
"Und ich habe
den Schmerz in seinen Augen gesehen, als er es mit ansehen musste, Mia! Doch er
war es, der Iljas um diese Tat bat und Iljas hat dies nur getan, weil er Luciens
Angst sah!"
Mit einem Mal wurde
mir bewusst, wie schrecklich es für Lucien gewesen sein musste, dieses ganze
Spektakel mit anzusehen.
Zuerst die
Offenbarung von Iljas, die ihn sichtlich mitgenommen hatte, dann mein Zusammenbruch,
bei dem ich mich scheinbar fast aufgelöst hätte, und dann noch die Bitte an
einen anderen, von seiner Seelengefährtin zu trinken.
"Ich habe ihm
Unrecht getan!", flüsterte ich beschämt und erinnerte mich an meine abweisenden
und anklagenden Worte, und an die Behauptung, ich sei nicht seine Frau und
nicht sein Eigentum, weil er nie von mir getrunken hatte. "Aber auch er
tut mir Unrecht, indem er mir die Wahrheit verheimlicht!"
"Vielleicht.
Aber er würde alles tun, damit du in Sicherheit bist und wenn die Wahrheit eine
Gefahr für dich darstellt, dann kannst du ihm nicht verübeln, dass er sie vor
dir verbirgt! Denk einmal nach! Würdest du nicht das gleiche für ihn tun?
Geheimnisse für dich behalten, wenn du genau wüsstest, dass du ihn damit schützt?"
Warum nur schaffte
es dieser Krieger, dieser unnahbare, kaltherzig wirkende Mann, immer wieder,
mir die Dinge unter einer ganz anderen Sichtweise zu präsentieren; mich zum
nachdenken zu bewegen und zu dem Schluss zu gelangen, dass ich - wieder einmal
- einen Fehler begangen hatte!?
"Was soll ich
nur tun?", flüsterte ich verzweifelt, denn mir wurde bewusst, dass es aus
diesem Engpass, kein glückliches Entkommen gab.
Ich hatte mich
entschieden zu handeln, und ich würde an meiner Entscheidung festhalten. Doch
ich wollte Lucien nicht verletzten, und genau das würde passieren.
Nicolai suchte
meinen Blick und sein Ausdruck wurde eindringlich. "Ich dachte einst,
Lucien könnte eine Gefahr für dich sein, doch nun weiß ich, dass er dich nie
verletzen würde, Mia! Vielleicht solltest du deinem Seelengefährten mehr
Vertrauen entgegenbringen. Und vor allem solltest du dir Gedanken darüber
machen, wer dir in deinem Leben wichtig ist und dir klar darüber sein, dass all
deine Entscheidungen, mögen sie auch noch so ehrenhaft sein, für andere in
deiner Umgebung, Konsequenzen haben!"
"Ich
weiß.",
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