Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
Schultern. "Zweifle nie an dir, Mia. Dein
Mitgefühl war es, das meine Tochter gerettet hat. Dein Glaube an das Gute in Jedem
ist es, der Feinde zu Freunden macht und deine Liebe ist es, die manch einen,
zu etwas Besserem macht, als er in Wahrheit ist."
Ich schluckte die
Worte, die mir auf der Zunge lagen, hinunter. Ich wollte ihm wiedersprechen,
ihm sagen, dass ich nicht so war, wie alle glaubten, doch ich konnte nicht die
Kraft aufbringen. Ich fühlte mich müde und ausgelaugt.
"Deine
Selbstzweifel nagen an deinem Herzen und doch sehe ich eine Stärke, die du
selbst nicht wahrnimmst, Mia! Hör nie auf, auf deine innere Stimme zu hören,
hör nie auf, an dich zu glauben und an dem, was du für richtig hältst,
festzuhalten. Niemals!"
Seine Worte
verstärkten den Kummer, der wie eine zentnerschwere Last auf meine Schultern
drückte, und ließen meine Stimme heiser klingen. "Ich bin gekommen um mich
zu verabschieden. Wir reisen heute noch nach London."
"Es ist kein
Abschied, nennen wir es lieber ein Auf Wiedersehen!"
Ich versuchte zu
lächeln. "Klingt besser. Ich hasse nämlich Abschiede!"
"Vergiss nicht,
wenn du in Schwierigkeiten bist, ich und mein Volk, wir stehen in deiner
Schuld!"
"Nein, Hunter.
Ich will nicht, dass ihr meine Entscheidung, die ich von Herzen getroffen habe,
mit einer Schuld begleicht. Aber ich bin euch Dankbar dafür, dass ihr mir eure
Hilfe anbietet."
Er nickte. "So
sei es!"
"Bitte pass auf
Panthera auf. Sie hat sich in mein Herz gestohlen!", sagte ich und
versuchte meine Stimme nicht traurig klingen zu lassen.
"So wie du dich
in die Herzen anderer stiehlst!"
Ich konnte nicht
anders und schlang die Arme um ihn, um ihn zum Abschied zu drückten. Er
versteifte sich kurz, tat es mir aber schließlich gleich.
"Danke für
deine Freundlichkeit, Hunter. Gehe in Frieden!", sagte ich, entwand mich
aus seinem Griff und machte mich auf den Weg zurück.
"Gehe in
Frieden, Mia!", hörte ich noch seinen tiefen Baryton, bevor ich an den
letzten Häusern vorbeilief und auf das Anwesen zusteuerte.
Kurz bevor ich den
Eingang erreichte, blieb ich erschrocken stehen. Aus den Tiefen des Waldes
drangen mir unbekannte Geräusche an mein Ohr. Es war eine Mischung aus Heulen
und Fauchen und doch klang es wie Musik.
"Sie
verabschieden sich von dir!", hörte ich Iljas, der aus dem Haus kam und
sich neben mich stellte.
Ich wischte meine
letzten Tränen mit meinem Jackenärmel weg und atmete tief durch, während ich
den letzten Klängen des Abschieds lauschte.
"Kannst du mir
je vergeben?", drang die leise Frage an mein Ohr.
Es war dieselbe
Frage, die ich mir oft gestellt hatte, seit ich erfahren musste, dass Iljas
fast für meinen Tod verantwortlich gewesen wäre. Ja, zugegeben, anfangs hatte
es nach Verrat geschmeckt, der drohte, das Gefühl von Zugehörigkeit zu
zerstören, doch, so irrational es auch war, erkannte ich den Grund von Iljas
Handeln.
Und so sagte ich
jene Worte, die stets die Antwort auf diese Frage waren: "Im Grunde gibt
es nichts zu verzeihen." Ich drehte mich zu ihm um und suchte seinen
Blick. "Eigentlich müsste ich dich fragen, wie ich dir je danken kann,
Iljas. Ohne dich wäre Lucien gegangen, und ich würde noch in dieser Hölle
sein!"
Er betrachtete mich
eine Weile, als würde er über die Sinnhaftigkeit meiner Aussage nachdenken,
während er die Wahrheit in meinen Gedanken suchte. Schließlich flüsterte er:
"Du bist schon seltsam, Mia. In der kurzen Zeit, die du bei mir warst,
hast du mir mehr Freude bereitet, als ich je zuvor empfunden habe. Du hast mein
Haus mit deiner Güte erleuchtet und meine Seele mit deiner Liebe genährt. Ich
war einst da, um Moral zu lehren, glaubte zu wissen, was dies bedeutet! Doch
nun wird mir bewusst, was es heißt, sie auch zu leben! Denn deine Nächstenliebe
stellt unser aller Tun in den Schatten, und dein Mitgefühl beschämt mein
Handeln!" Plötzlich ließ er sich auf ein Knie nieder und senkte seinen
Kopf. "Wenn hier wer dankt, dann bin ich es!"
Starr vor Schreck
sah ich auf Iljas, der in dieser unterwürfigen Geste vor mir verweilte, bis ich
fähig war etwas dagegen zu tun, und ihn mit den Worten:" Nicht, Iljas.
Bitte! Niemand sollte vor jemanden knien, und schon gar nicht vor mir!",
auf die Füße zog.
Wieder liefen Tränen
über meine Wange. Warum mussten alle immer Sachen sagen, die mich zum Weinen brachten,
und die ich außerdem gar nicht verdiente!
"Du verdienst
so viel mehr als nur nette Worte!", sagte er fast ehrfürchtig. "Vor
allem
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