Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
hörte, zu mindestens nicht im Zusammenhang mit seiner
Person.
"Wo sind wir?"
Ich sah mich verblüfft um. Das kleine Zimmer in dem wir standen war spärlich aber
geschmackvoll eingerichtet.
Bücher säumten die
kompletten Wände und überall standen Kerzen, die halb abgebrannt waren. Vor
einer dunkelbrauen, abgenutzten Ledercouch stand eine uralte Truhe, die als
Tisch diente und auf der sich weitere Bücher stapelten. Im hinteren Teil war
ein riesiges Bett mit zerknüllten braunen Lacken und vielen Kissen.
"In meinem
Zimmer." Sein missmutiger Tonfall verriet sein Unbehagen, während er
begann Bücher, die am Boden verstreut waren, aufzusammeln und an verschiedenen
Plätzen in den Regalen und auf Kommoden zu verteilen.
"Du liest
gerne!", stellte ich fest und betrachtete die Bücher vor meinen Füßen. Ich
wollte gerade eines aufheben, damit ich den Titel lesen konnte, als seine
Stimme mich erstarren ließ.
"Fass nichts
an!"
OK!
"Darf ich mit
meinem Hintern die Couch berühren?", fragte ich vorsichtig, wobei sein
Blick etwas weicher wurde und er nickte.
Ich setzte mich also
auf die Couch und schnappte mir ein Kissen, das ich umklammerte.
"Hier kannst du
etwas für dich sein. Glaub kaum, dass dich hier wer sucht! Ich gehe zurück!"
Er hatte bereits die Tür geöffnet, als er bei meinem: "Danke!", noch
einmal innehielt, mir einen unergründlichen Blick zuwarf, und sie dann hinter
sich schloss.
Das Zimmer wirkte
sauber und doch hatte die Atmosphäre etwas von einem Einsiedler. Mir gefielen
seine spartanische Einrichtung und die Zusammenstellung der alten Möbel. Es
wirkte alles antik und handgemacht und verlieh der Atmosphäre einen gewissen
Charme - dem Nicolai eigentlich fehlte.
Ich würde seinen
Wunsch respektieren und nichts anfassen, deshalb rollte ich mich auf der Couch
zusammen und bettete meinen Kopf auf dem braunen Kissen, dessen zierliche
Stickerei, so gar nicht zu Nicolai passen wollte.
Meine Gedanken
schweiften zu seinen Worten in der Halle zurück und wieder einmal musste ich
diesem Krieger Recht geben.
Verdammt noch mal!
Ich wusste, dass
Luciens Gemütslage aufgrund der Sorge um mich so durcheinander war, und er des
Öfteren etwas sagte, was er nicht so meinte. Ich wusste, dass er wegen mir so
aufgebracht und leicht reizbar schien. Und ich wusste auch, dass meine Wut,
mein fehlendes Verständnis dafür, nicht sehr hilfreich war.
Doch, scheiße
nochmal, er konnte doch nicht etwa glauben, dass ich es gut heißen würde, wenn
er Unschuldige von der Straße zerrte und ihnen ein Messer an die Kehle hielt.
Wenn das seine
Taktik war, um mich in Sicherheit zu bringen, dann konnte ich das nicht
geschehen lassen. Wie viele Personen sollte ich denn noch auf meine Liste der
"Unschuldig verletzten" setzen?
Alleine wenn ich an
all die Toten bei dem Fest dachte. 200!!
Nein, ich musste
handeln!
Ich musste zu Gabe,
musste ihn warnen, und herausfinden, ob er mehr über Darien wusste. Und jede
Minute die verstrich, war vergeudete Zeit, in der er, und wer weiß wie viele
sonst noch, in Gefahr sein könnten.
Aber ich hatte
Lucien versprochen, dass ich nicht einfach so abhauen würde, auch wenn die
Versuchung nach unserer Auseinandersetzung ziemlich groß war, wie ich zugeben
musste.
Aber ich würde mein
Wort nicht brechen. Nein, ich würde ihm sagen wenn es soweit war, denn mein
Entschluss stand fest, komme was wolle.
27
Ich hörte die
schweren Schritte, die sich dem Zimmer näherten, bevor Nicolai die Tür langsam öffnete
und sie hinter sich wieder schloss.
"Geht’s dir
wieder besser?", fragte er und blieb an der Wand gelehnt stehen.
"Etwas!",
sagte ich und setzte mich auf. "Tut mir leid, dass du meinen
Nervenzusammenbruch miterleben musstest.", fügte ich leise hinzu.
"Schon in Ordnung.
Wir haben alle unsere schwachen Momente!"
"Wohl war.",
murmelte ich und fragte mich insgeheim, ob denn auch er manchmal von solchen
Momenten geplagt wurde. "Hat Lucien sich wieder beruhigt?"
"Nicht
wirklich.", gab er von sich. "Aber ich denke, der Ausflug in die
Stadt wird ihm gut tun."
"Er ist in der
Stadt?" Ich konnte mein Entsetzen darüber nicht schnell genug verbergen.
"Zusammen mit
den anderen.", bestätigte er.
"Oh" Ich
war um eine lockere Haltung bemüht und stand auf. "Ich denke ich habe dein
Zimmer lange genug in Beschlag genommen. Ich sollte …" Ja was sollte ich
denn machen? Ich hatte keine Aufgabe, konnte nichts tun ohne jemanden auf den
Schlips zu treten, zu verletzten oder zu kränken! "…
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