Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
mir
umzudrehen.
"Wir scheinen
vieles nicht voneinander zu wissen!", gab ich kühl von mir und verlagerte
mein Gewicht, um einen besseren Angriffswinkel zu erhalten.
"Ganz die
Kriegerin!", meinte er und schwenkte das Glas, das er in Händen hielt. "Du
kommst spät!"
"Das ist dann
wohl nicht meine Schuld!", warf ich anklagend ein. "Du hättest mich
anrufen können, anstatt mir ein Kommen aufzuzwingen!"
"Das konnte ich
nicht.", flüsterte er. "Doch glaub mir, ich hätte mir ein anderes
Wiedersehen gewünscht. Und nein, nichts ist deine Schuld, Mia! Und doch warst
du es, die stets die Fehler der anderen zu spüren bekommen hat!"
Er drehte sich
langsam zu mir um und ich erstarrte vor Schreck.
Seine linke
Gesichtshälfte war ... verschwunden. Seine Augenhöhle schien ein leeres Loch
und anstelle seiner makellosen Haut, spannte sich hässliches Narbengewebe über
die viel zu stark hervortretenden Knochen.
"Wer hat dir
das angetan?", fragte ich voller Entsetzten.
Ein kehliges
Geräusch trat aus seiner Brust und seine halbe Lippe verzog sich zu einem
grausam anmutenden Lächeln. "Obwohl du weißt, dass ich es bin, der dich in
Gefahr gebracht hat, hast du noch Mitleid für mich übrig?"
Ich dachte an Gabes
Worte, an seine Warnung, dass Darien nicht mehr er selbst zu sein schien, und
nahm meine Kampfhaltung - die ich kurz aufgegeben hatte -, wieder ein.
"Ich habe viele
Fehler gemacht. Fehler für die es keine Entschuldigung, keine Gnade gibt. Und
jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um dafür zu büßen. Du hast ein Recht darauf,
alles zu Erfahren und dann über mich zu urteilen." Wieder schwenkte er die
goldgelbe Flüssigkeit in dem Glas. Sein Blick schien in die Ferne zu tauchen,
wobei sein verunstaltetes Gesicht einen Ausdruck von Wehmut annahm. "Ich
liebte deine Mutter, Mia. Ich liebte sie von ganzem Herzen. Auch sie hatte
Gefühle für mich. Zwar waren sie nicht so stark wie meine, aber sie empfand
etwas. Doch gerade als sie dabei war, sich in mich zu verlieben, begegnete sie
deinem Vater, ihrem Seelengefährten, der sie mir wegnahm."
Seine Worte
beschleunigten meinen Puls, während schreckliche Gedanken, grausame
Vermutungen, mein Herz zusammenzogen. "Hast du ihn umgebracht?"
Er schüttelte den
Kopf. "Nein, dazu wäre ich nicht in der Lage gewesen. Aber gerade als mein
Hass so unendlich groß war, tauchte dieser Mann auf. Mein Denken war vernebelt,
Mia. Die Liebe, lässt uns wunderschöne Dinge fühlen, aber auch abgrundtiefe
Gedanken hegen, wenn sie nicht hält, was sie verspricht."
Angst, über seine
nächsten Worte, stiegen in mir hoch.
"Nachdem dein
Vater, deine Mutter und dich nach Österreich gebracht hatte, wollte er sich mit
mir treffen. Doch nicht ich war es, der zu diesem Treffen ging, sondern ein
anderer, der die Macht hatte, ihn zu zerstören."
Bei seinen Worten
drehte sich mir der Magen um. Er war also für den Tod meines Vaters
verantwortlich. Mit einer Mischung aus Trauer und Wut, rang ich um
Beherrschung, denn alles in mir schrie nach Angriff, dennoch schaffte ich es,
dort zu bleiben wo ich war und seiner weiteren Erklärung zuzuhören.
"Ich dachte,
wenn dein Vater nicht mehr ist, dann würde sie zu mir zurückkehren. Doch sie
kam nicht. Und als mein Hass verraucht war, als ich mit ansehen musste, wie
deine Mutter fast an ihrem Schmerz zerbrochen ist, begriff ich das ganze Ausmaß
meiner Tat. Und das war der Zeitpunkt, wo ich mir schwor, meinen Fehler wieder
gut zu machen. Irgendwie. Doch fünf Jahre später, entdeckten sie deine Mutter
... Ich konnte nichts mehr tun." Der Schmerz in Dariens Stimme schien sich
in unendliches Leid zu verwandeln und ich musste zusehen, wie eine Träne aus
seinem verbliebenen Auge lief, bevor er mir den Rücken zukehrte, und scheinbar
geistesabwesend weitersprach. "Ich konnte nichts mehr für sie tun, doch
für dich ... ich schwor, auf dich zu achten, habe den Versteckzauber, der beim
Tod deiner Mutter erloschen war, wieder auf dich gelegt und hoffte somit, dass
sie dich nicht finden. Doch wie du weißt, war es mir nicht möglich deine
Fähigkeit zu unterdrücken."
Ich erinnerte mich
an meine schreckliche Kindheit. An das Herumreichen, von einer Pflegefamilie
zur anderen, um schließlich in einem Pflegeheim für autistische Kinder zu
landen, bevor ich in die Psychiatrie gesperrt wurde.
"Ich dachte mir,
wenigstens seist du sicher ... unter den Menschen. Ich habe dich nie aus den
Augen gelassen, das musst du mir glauben!"
Darien hatte mir
diesen Teil der
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