Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
Anblick war
Antwort genug, denn in seinen Augen stand jene Verzweiflung, die man fühlte,
wenn ein Kampf aussichtslos schien.
"Mehr als wir
bewältigen können!", flüsterte er.
Krieg und
Verwüstung wohin man auch blickt, und keiner ist in der Lage dem Einhalt zu
gebieten!
Ein gellend hoher
Schrei des Entsetzens drang an mein Ohr und schnitt in meine Seele.
Nein! Nein!
Ohne darüber
nachzudenken stürmte ich die Treppe hinunter und fand mich im totalen Chaos
wieder. Die Eingangshalle war ein Schlachtfeld, eingehüllt in dicken Rauch,
übersät mit Leichen, Blut und Staub, getränkt mit dem Gestank des Todes.
Panisch flog mein
Blick über die Kämpfenden, bis er an dem Durchgang zur Bibliothek hängenblieb
und der Anblick, der sich mir bot, Adrenalin durch meinen Körper peitschte.
Der Schrei, der sich
aus meiner Kehle bahnte, war der einer Kriegerin, die bereit war, alles zu
töten, was sich ihr in den Weg stellte, und gleichzeitig war es der Schrei
einer Frau, die mit Entsetzten mit ansehen musste, wie ein Deadwalker den Hals
eines geliebten Menschen aufriss.
Getrieben von
unbändiger Wut, durchquerte ich die Halle, riss den Deadwalker von dem am
bodenliegenden Körper und donnerte meine Faust gegen seinen Schädel, bevor ich
sein Herz mit meinem Dolch durchstach.
Rauch und Staub
brannte in meiner Nase, als ich mich zu dem schlaffen Körper kniete und meine
Hand gegen die blutende Wunde zwischen Schulter und Hals presste. "Rosa.
Bitte. Rosa." Schmerz und Verzweiflung saßen wie ein dicker Kloß in meiner
Kehle, während ich auf die Frau blickte, die wie eine Mutter zu mir war, mich
umsorgt, getadelt und geliebt hatte. Meine Blutige Hand strich über ihr
zerzaustes Haar. Ihre Haut fühlte sich klamm an und ihr Teint war beängstigend
weiß. "Rosa, hörst du mich?"
"Mia.",
formten ihre bebenden Lippen, bevor sie schwerfällig ihre Augen öffnete. Und,
als würde mein Anblick, ihr Linderung verschaffen, stahl sich eine leise
Hoffnung unter den unerträglichen Schmerz den sie verspürte. "Du sein
zurückgekehrt."
Und ich habe den Tod
mitgebracht, dachte ich verbittert, als ich zusehen musste, wie sich trotz
ihrer Lage, ein warmes Lächeln auf ihrem Gesicht bildete.
"Rosa, es tut
mir so leid!", flüsterte ich.
In ihrer Schwäche,
brachte sie die Andeutung eines Kopfschüttelns zustande. "Nicht Zeit für
trauern. Du müssen stark sein. Du müssen kämpfen." Sie schluckte schwer,
woraufhin mehr Blut aus ihrer Wunde trat, die viel zu groß war, um sie mit
meiner Hand abzudecken. "Du sein einzige Hoffnung!"
Wie konnte ich eine
Hoffnung sein, wenn ich keine Hoffnung verspürte? "Rosa, schon deine
Kräfte, ich bringe dich hier raus."
Sie schloss kurz
ihre Augen, bevor sie sie tränengefüllt wieder öffnete. "Ich gehen zu
deine Mutter, Mia."
Ein Schluchzen trat
über meine Lippen. "Nein, bitte ..."
"Schsch ... Ich
ihr sagen, dass du liebenswertest Kind ich je kennenlernen. Ich ihr sagen, sie
haben recht, du seien Licht in Dunkelheit, du seien Wunder, denn du nicht
urteilen, du immer nur vergeben!"
"Rosa,
ich..."
Mit letzter Kraft
hob sie ihren Arm und legte ihre Finger auf meine Wange, und plötzlich schien
ihr Blick ein anderer, ihre Stimme nicht mehr die ihre, ihre Gefühle nicht mehr
Schmerz, sondern Liebe und Zuneigung - Seelenfrieden. "Vergiss niemals:
Die Summe unseres Lebens, sind die Stunden in denen wir liebten!"
Ihr spanischer Akzent
war verschwunden und es war fast, als könnte ich meine Mutter hören, den
vertrauten Klang ihrer Stimme in meinem Herzen fühlen, und ihre Liebe in meiner
Seele spüren.
Leblos fiel Rosas
Arm zu Boden. Ihr Blick leer, die Augen ihren Glanz verloren.
Und zum zweiten Mal
an diesem Tag, starb ein geliebter Mensch in meinen Armen, und ich war
machtlos, hatte dem Tod nichts entgegenzusetzen, und konnte nur zusehen, wie
die Seele - der unsterbliche Teil eines jeden -, aus der Hülle unseres Daseins
entwich und der Vergänglichkeit entfloh.
Meine Stirn gegen
ihre immer kühler werdende Wange gepresst, ließ ich meinen Tränen freien Lauf.
Hörte nicht, wie wer immerzu meinen Namen rief, wie Schüsse durch die Halle
stoben, Gebrüll die Luft erfüllte, ... denn mein Leben schien mir zu
entgleiten. Wie Wasser, das man nicht aufhalten konnte, floss es immer weiter,
nahm seinen Lauf, und brachte Schmerz und Tod, wohin ich auch ging.
Ihr Weg,
gezeichnet durch Schmerz!
Doch es schien nicht
mein Schmerz, sondern ich war es, die Schmerzen verbreitete!
"Hör auf Rosas
Wort!",
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