Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
im Scheinwerferlicht weiß. Seine Gesichtszüge waren fast
zu fein für einen Mann und ließen ihn sehr jung aussehen. Doch wenn man seine grauen
Augen betrachtete, wusste man, dass dieser Eindruck täuschte, denn sie zeugten
von einer Weisheit, die einem glauben ließ, sie hätten die ganze Welt gesehen.
"Ich …",
begann Elia, bevor er durch eine einfache Handbewegung seines Gegenübers zum
Schweigen gebracht wurde.
"Gib acht was
du sagst, Elia! Du scheinst nicht Herr deiner Sinne zu sein. Hast du denn alles
vergessen, was ich dich einst gelehrt habe?" Er kam einige Schritte näher
und sah mich herablassend an. "Wer ist diese Frau?"
"Niemand!",
antwortete Elia.
"Wie niemand
sieht sie nicht aus!"
"Sie ist … unwichtig!"
Elias Stimme zitterte ein wenig und ich glaubte fast mich verhört zu haben.
"Dann geh!",
sagte der Fremde ruhig.
"Aber …"
"Geh, jetzt!"
Der Mann hatte seine Stimme nur um einen Hauch erhoben und doch vermochte diese,
die gleiche Wirkung zu erzeugen, als hätte er die Worte gebrüllt.
Elia verbeugte sich
leicht und mit einem letzten kurzen Blick auf mich, der mir versicherte, dass
dies noch ein Nachspiel haben würde, verschwand er schließlich. Immer noch am
Boden sitzend, musste ich einen erbärmlichen Anblick abgegeben haben und
bereute es doch tatsächlich, dass ich heute kein Blut getrunken hatte. Um
wenigstens ein klein wenig Würde zurückzuerlangen, wollte ich aufstehen,
scheiterte jedoch beim ersten Versuch. Beschämt stellte ich fest, dass meine
Muskeln mir einfach den Dienst versagten.
Der fremde Vampir
hielt mir seine Hand hin, die ich misstrauisch betrachtete, bevor ich ihm in
die Augen sah. Die Ablehnung darin war wie mit einem Schlag verschwunden und
ich hätte nie gedacht, dass blass graue Augen, eine dermaßen freundliche Wärme
ausdrücken könnten.
Nach kurzem Zögern
ließ ich mir von ihm auf die Füße helfen. Wobei dies eher sein Verdienst war,
denn meine Beine schienen ohne Kraft.
"Mein Name ist
Iljas. Ich muss mich für mein ehemaliges Clanmitglied entschuldigen."
Ich wollte etwas
erwidern, doch Iljas legte einen Zeigefinger über seine Lippen und deutete mir
so, ruhig zu sein. "Komm, lass uns da reingehen, dann kannst du dich einen
Moment setzen." Er öffnete die nächste Tür, die in einen kleinen
Aufenthaltsraum führte, und während ich auf meinen wackeligen Beinen eintrat,
sagte er in den Korridor: "Soul, geh und hol Kim!"
Ich ließ mich
erschöpft auf die mit rotem Samt bezogene Bank sinken, während Iljas zu dem
kleinen Kühlschrank mit den Getränken ging und kurze Zeit später mit einer
Stoffserviette, gefüllt mit Eiswürfeln, zu mir trat. "Kühl deine Wange
damit."
"Danke!"
"Keine Ursache!"
Der Wickel fühlte
sich kühl auf meiner unnatürlich heißen Haut an, während ich Iljas beobachtete,
wie er mir gegenüber Platz nahm.
Sein hellblondes
Haar und seine helle Haut standen in scharfem Kontrast zu seinem tiefschwarzen
Anzug. Und nun, da er nonchalant in dem großen Ohrensessel saß, die Beine
überkreuzt, die Fingerspitzen aneinandergelegt, und mich aus diesen grauen
Augen ansah, erinnerte er mich irgendwie an Brad Pitt im Film "Interview
mit einem Vampir". Nur das Iljas ... perfekter aussah. Ja, der perfekte
Vampir, so wie ihn sich Menschen vorstellten.
Die Andeutung eines
Lächelns huschte über sein Gesicht, bevor er ernst wurde. "Warum hat dich
Elia geschlagen?"
"Ich wusste
nicht, dass Elia dafür einen Grund bräuchte.", gab ich zurück, und erntete
ein leichtes Nicken.
"Warum hast du
dich nicht gewehrt?"
Meine Schwäche, wenn
auch offensichtlich, würde ich nicht in Worte fassen, also stellte ich
meinerseits eine Frage, die sich jedoch eher wie eine anklagende Feststellung
anhörte. "Du hast Elia zum Vampir gemacht?"
"Alter schützt
vor Dummheit nicht!", kam es prompt, wobei sich seine Mundwinkel hoben, was
als spöttisches Lächeln durchgehen könnte.
Mit seiner Aussage hatte
er wohl recht. Und nicht nur das, sie machte ihn auch irgendwie sympathisch.
Das Eingestehen von Fehlern, war wahrlich eine seltene Fähigkeit unter
Vampiren.
"Warum hast du
kein Blut zu dir genommen?", fragte er gerade heraus.
Ich verlagerte den
Eiswickel auf meinem Gesicht. Die Lüge, die ich parat hatte, lag mir schon auf
der Zunge. Doch seltsamerweise wollte ich diesen Mann nicht anlügen. Sein Blick
ruhte auf mir, freundlich und irgendwie wissend, als könne er in mein Inneres
blicken.
Ich hatte das
Bedürfnis, ihm zu sagen, dass ich es verabscheute,
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