Mia und der griechische Milliardär
standen sie auf der Straße, schlug ihr die kalte Nachtluft ins erhitzte Gesicht. Sie schauderte – und gleich darauf noch mehr, als sie eine warme Hand auf ihrem Rücken spürte, die sie mit sanftem Druck in Richtung des Sportwagens dirigierte. Mit einem leisen Plop gingen die Türen auf, und Nikos half ihr fürsorglich beim Einsteigen.
Kurz darauf erwachte der starke Motor schnurrend wie eine Wildkatze zum Leben, und mit der Geschmeidigkeit eines Panthers fädelte sich der Wagen in den zügig dahinfließenden Nachtverkehr ein.
Mia wagte einen vorsichtigen Seitenblick. Dabei fiel ihr etwas ins Auge, das ihr ein ersticktes Aufkeuchen entlockte.
„Was ist los?“, fragte Nikos alarmiert.
„N…ichts“, stammelte sie unbeholfen und versuchte, den Blick von dem schwarzgoldenen Monogramm loszureißen, das auf dem Schaltknüppel prangte. Und dann, kaum fünf Sekunden später und ohne Vorwarnung, musste sie ein Würgen unterdrücken. „Mir ist schlecht …“
Nach einer weiteren Schrecksekunde riss Nikos das Steuer herum, stoppte am Straßenrand, sprang aus dem Wagen und rannte um ihn herum. Er riss die Tür auf, bevor Mia es selbst tun konnte, sodass sie durch den Schwung fast auf dem Bürgersteig landete. Kaum auf den Beinen und erneut der kühlen Nachtluft ausgesetzt, begann sie derart am ganzen Körper zu zittern, dass Nikos schützend einen Arm um sie legte.
Verzweifelt kämpfte sie gegen eine aufsteigende Übelkeit, die, wie Mia wusste, nichts mit ihrem Weinkonsum zu tun hatte.
Nikos hingegen dachte genau daran und verwünschte sich selbst. Warum, zum Teufel, hatte er sich nur dazu hinreißen lassen, ihr immer wieder ungefragt nachzuschenken? Nur, um sie aus ihrem Schneckenhaus zu locken und auf diese Weise mehr über sie zu erfahren? Was hatte er sich denn davon erhofft?
„Meist ist es besser, es so schnell wie möglich hinter sich zu bringen und es nicht künstlich zurückzuhalten“, riet er und überlegte, wann er sich das letzte Mal in einer derart absurden Situation befunden hatte. Oder ob überhaupt jemals!
Nie, lautete die Antwort. Denn bei allem, was er sich im Laufe seines Lebens geleistet hatte, war er nie so tief gesunken, dass er versucht hätte, eine Frau mit Alkohol gefügig zu machen.
Aber war das allein seine Schuld? Dieses unmögliche Geschöpf ging ihm unter die Haut, und das behagte Nikos gar nicht! Sie ließ ihn Dinge tun, denken und träumen, die er nicht wirklich wollte!
„Ich … es geht schon wieder …“, murmelte Mia.
Nikos ließ den Arm von ihrer Schulter gleiten und trat beiseite. „Tut mir leid“, sagte er heiser.
Ihm tat es leid, wenn sie sich völlig daneben benahm? Mia glaubte, sich verhört zu haben. „Was tut Ihnen leid?“, fragte sie perplex.
„Ich hätte Sie nicht so viel Wein trinken lassen dürfen.“
Stolz richtete sie sich auf. „Ich vertrage jeden Wein, den ich trinke, Mr Theakis!“, erklärte sie hoheitsvoll. „Ich bin Italienerin und damit aufgewachsen. Es war Ihr Wagen, der mir Übelkeit verursacht hat! Und darum werde ich den Rest des Weges lieber zu Fuß zurücklegen.“
„ Mein Wagen soll für Ihren Zustand verantwortlich sein?“, fragte Nikos verblüfft und hielt Mia, die sich bereits zum Gehen gewandt hatte, am Arm zurück.
Widerstrebend blieb sie stehen. „Es ist eine Mario Mattea-Produktion“, lautete ihre knappe Erklärung.
„Korrekt“, bestätigte er erstaunt. „Und zwar eine limitierte Auflage von nur zwanzig Exemplaren. Die meisten würden sich dafür …“
„Ein Wagen für jedes Jahr, das Mario Mattea mit meiner Mutter verheiratet ist“, bestätigte Mia tonlos und presste die Lippen zusammen, weil die Übelkeit sie erneut zu überwältigen drohte. Sie konnte nicht glauben, dass sie das weltberühmte Logo nicht früher bemerkt hatte. Die zwei ineinander verschlungenen Ms, die jedes seiner Luxusprodukte zierten, waren Mario Matteas Ruhmeszeichen – zumindest, was die Weltklasserennwagen betraf, die den Formel-1-Zirkus beherrschten.
Wie ihm das gefallen hätte zu erfahren, dass einer seiner Sportwagen sie vor wenigen Monaten fast aus dem Leben befördert hätte!
Gereizt schüttelte sie Nikos’ Hand ab und versuchte, ihren Weg fortzusetzen. Ihr Magen revoltierte so heftig, dass Mia schützend die Arme um ihren Oberkörper schlang. Schwer zu fassen, dass sie einundzwanzig Jahre in Italien gelebt hatte, ohne je eines dieser Mattea-Geschosse zu Gesicht zu bekommen. Dann war sie kaum in England angekommen und wäre an
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