Mia und der griechische Milliardär
Businesstermin, weiter nichts, rief er sich ins Gedächtnis und hätte fast aufgelacht. Wem versuchte er etwas vorzumachen? Besonders, da er immer noch den Kuss auf seinen Lippen spürte …
Von all dem sah Mia nur, wie sein Gesicht zur ausdruckslosen Maske gefror. Sie fühlte, wie ihr Herz sank. Er tat es wieder, vernichtete sie mit einem Blick und stummer Kritik. Sie wusste nicht, ob sie wütend sein oder sich die Augen ausweinen sollte.
Inzwischen bemerkte Nikos, dass er sein Handy immer noch umklammert hielt. Er wandte sich ab, entschuldigte sich bei seinem Gesprächspartner und steckte das Handy weg. „Verzeih, aber ich musste noch eine wichtige Angelegenheit regeln, bevor wir aufbrechen“, empfing er Mia am Fuß der Treppe und versuchte, seinen Blick auf ihr blasses Gesicht zu konzentrieren. „Du siehst übrigens fabelhaft aus. Tolles Kleid.“
Sie rang sich ein Lächeln ab.
„Hast du keinen Schal oder Mantel oder etwas in der Art?“
„Nein, aber das brauche ich auch nicht. Es ist doch ein sehr schöner, warmer Abend.“
„Na, dann lass uns aufbrechen“, murmelte Nikos, drehte sich um und ging voran.
Deutlicher hätte er mir nicht sagen können, dass es heute Abend allein ums Business geht, dachte sie verstimmt und irgendwie enttäuscht. Am liebsten hätte sie ihn gefragt, ob sie die Überstunden wenigstens bezahlt bekam, entschied sich aber dagegen, da sie sich eine erneute Kostprobe seines beißenden Sarkasmus ersparen wollte.
Als der Helikopter über dem D’Lassio-Anwesen kreiste, war Mia nahezu überwältigt von der Größe und dem Glanz des palastähnlichen Hauptgebäudes, gegen das selbst Balfour Manor abfiel. Zumal der Familiensitz der Balfours eher ein traditioneller Bau mit soliden grauen Steinmauern und klassischer Formgebung war, im Gegensatz zu dieser römisch anmutenden, riesigen Prachtvilla mit dem zentralen Innenhof und den klassisch angelegten Gärten zu drei Seiten. Die Front dominierte eine gepflegte Grünfläche, durch die sich eine mit weißem Kies befestigte, gewundene Auffahrt schlängelte.
Mia zählte sechs weitere Hubschrauber, die bereits auf einem kreisrunden Areal am Rand der leuchtend grünen Rasenfläche standen. Daneben parkten etliche Luxuslimousinen. Als sie im Landeanflug waren, erspähte sie mindestens zwei Fernsehteams mit ihren Übertragungswagen und eine nahezu unübersichtliche Meute von Paparazzi. Augenblicklich begann ihr Herz zu rasen.
„Knips dein Balfour-Lächeln an, glikia mou “, instruierte Nikos sie überraschend sanft, während sie den Helikopter verließen – als würde er ihre Anspannung spüren.
Sie tat wie geheißen und wurde bereits in der nächsten Sekunde von aufdringlichen Reportern und Fotografen umringt. Kameras klickten und das Blitzlichtgewitter machte sie fast blind. Nikos griff nach ihrer Hand und manövrierte sie energisch über den roten Teppich, den man auf dem grünen Rasen ausgerollt hatte. Dabei bombardierten die Journalisten sie mit einer Flut von Fragen.
„Guten Abend, Miss Balfour, verraten Sie uns, wer dieses wundervolle Abendkleid kreiert hat?“
Überrascht, unverhofft in die blinkende Linse einer Fernsehkamera zu starren, blieb Mia stehen und antwortete, ohne zu überlegen, ob der berühmte italienische Designer überhaupt Wert darauf legte, seinen Namen für einen Entwurf preiszugeben, der mindestens ein Jahr alt war.
„Buona sera, Signorina …“ Der vertraute Klang ihrer Muttersprache ließ Mias Kopf herumschwingen, direkt in eine zweite Fernsehkamera. „Kompliment, Signor Valenzia weiß wirklich, wie man das meiste aus einer derart sensationellen Figur herausholt, nicht wahr? Wollen Sie unseren italienischen Zuschauern nicht verraten, wie man sich als toskanisches Mädchen vom Lande fühlt, wenn man plötzlich entdeckt, dass man die Tochter eines millionenschweren, englischen Tycoons ist?“
Die dreiste Herausforderung traf sie völlig unvorbereitet. Ihre kalten Finger verkrampften sich in Nikos warmer Hand, während die Kamera erbarmungslos ihre eingefrorene Miene heranzoomte. Doch dann spürte sie Nikos’ tröstenden und zugleich aufmunternden Händedruck und straffte die Schultern. Es war nur ein Test, eine Lektion im Umgang mit der sogenannten feinen Gesellschaft. Und sie stand nicht allein da. Lehrer und Schülerin traten dem neugierigen und teils hämischen Publikum gemeinsam entgegen.
„Buona sera, Italia!“ , grüßte Mia strahlend in die Kamera, „e mille grazie!“
Und dann parlierte sie
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