Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
während sich diese zwei Krieger anstierten, wie zwei Raubtiere,
die kurz davor standen, einen Kampf auszutragen.
Als Nicolai seinen
Blick senkte, lockerte Lucien seinen Griff ohne ihn jedoch zu lösen.
„Wenn du sie noch
einmal anfasst, werde ich mich nicht mehr so beherrschen!“ Jedes Wort von ihm
war scharf wie die Schneide eines Messers. „Haben wir uns verstanden, Krieger !“
Nicolai nickte
schwach und antwortete in der Alten Sprache. Seine Augen zeigten Respekt, doch
sein Gesichtsausdruck und seine Stimme waren völlig kalt.
Dieser Krieger
brachte eine derart stoische Gleichgültigkeit an den Tag, die mich an einen
völlig Wahnsinnigen denken ließ, und wenn ich an die Gefühle dachte, die dieser
in sich barg, dann entsprach dies durchaus der Wahrheit.
„Und jetzt
verschwinde!“, zischte Lucien und ließ von seiner Kehle ab.
Die Würgemale, die
sich deutlich an Nicolais Hals abzeichneten, führten mir vor Augen, wie fest
Luciens Griff tatsächlich gewesen war. Doch Nicolai schien unbeeindruckt, als
er an mir vorbeiging und durch die Tür verschwand.
Sein Verschwinden
hätte mich erleichtern müssen, doch zurück blieben: eine bedrückende Stille,
eine beängstigende Energie und meine Wenigkeit, die einem tödlichen Krieger
gegenüberstand, der anscheinend um Kontrolle rang.
Luciens Blick war zu
Boden gesenkt und er atmete ein paar Mal tief durch, bevor er sich langsam zu
mir umdrehte.
Ich hatte mich noch
nicht vom Fleck bewegt, konnte nur auf den Krieger starren, der mich nun ansah,
als hätte ich einen Fehler begangen für den ich gleich bezahlen würde.
Seine angespannten
Muskeln schickten ein unheilverkündendes Zittern durch seinen Körper, und der
letzte Rest seiner verebbenden Energie, prickelte noch auf meiner Haut.
Dieser Vampir war
definitiv gefährlich. Gefährlicher als alle anderen. Die Erkenntnis, dass diese
trügerische Ruhe, die er gewöhnlich verbreitete, nur ein Schein war, den er wie
einen Mantel trug, raubte mir nun das Gefühl von Sicherheit, das ich für
gewöhnlich in seiner Nähe verspürte.
Normalerweise hat
er sich gut unter Kontrolle, waren Lenas Worte gewesen.
„Was machst du hier
unten?“ Seine Stimme war anklagend und leicht verzerrt.
„Nichts.“, flüsterte
ich, während mein Blick auf seiner Oberlippe haftete, die seine ausgefahrenen
Fänge nicht ganz verbergen konnte.
„Nach nichts, sieht
das für mich nicht aus.“, knurrte er und musterte mich von oben bis unten.
Erst jetzt wurde mir
bewusst, dass ich nur in Lenas kurzen Shorts und Spitzenträgertop da stand.
Unglücklicherweise entblößte dieses Outfit mehr Haut als es verdeckte. Etwas
verlegen schlang ich meine Arme um Taille und Brust. Ein plumper Versuch etwas
von meiner Nacktheit zu verbergen.
„Ich wollte nur
etwas frische Luft schnappen.“, murmelte ich. „Aber alle Türen und Fenster sind
verriegelt!“
Das leise Zittern in
meiner Stimme ärgerte mich. Es war ein Zeichen von Schwäche, das ich mir nicht
erlauben konnte.
Zeige niemals
Schwäche deinem Feind gegenüber! War eine der wichtigsten Regeln im Kampf.
Das Problem war nur,
dass ich Lucien nicht als Feind sah. Ja, ich wusste, dass er gefährlich war,
hatte es mit eigenen Augen gesehen. Doch auch wenn mein Instinkt mir riet, auf
der Hut zu sein, wollte er ihn nicht als Feind anerkennen.
Seine Augen
musterten mich, und die Art wie sie in meinem Gesicht forschten, als würden sie
Antworten auf Fragen suchen, die niemand gestellt hatte, verriet mir, dass sein
Zorn langsam abklang und einer Art neugewonnener Neugier wich.
„Komm mit!“, sagte
er schließlich in rauem Tonfall und ging Richtung Tür.
Unschlüssig blickte
ich ihm nach, hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis ihm zu folgen und dem
rationalem Gedanken, Abstand zu gewinnen.
„Was ist?“, blaffte
er, und musterte mich aus zusammengekniffenen Augen.
„Ich weiß nicht, …“,
flüsterte ich und versuchte die Skepsis, die mir ins Gesicht geschrieben stand,
zu verbergen.
Seine Nasenflügel
bebten leicht, als er den süßlich herben Duft meiner Emotionen in sich aufnahm.
Nicolai hatte mich
dermaßen überrascht, dass es zu spät war, um meine Adrenalinausschüttung unter
Kontrolle zu bringen und nun war die Luft geschwängert mit dem Geruch meiner
Angst.
„Du hättest das
nicht sehen sollen!“, stellte er fest und sein Tonfall klang bemüht gelassen,
doch sein Gesichtsausdruck wirkte … bedrückt.
Verlegen tat ich
diese Aussage mit einem Schulterzucken
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