Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
schloss die
Augen. Der Duft, den er nun verströmte, war von Adrenalin getränkt und schlich
sich in meine Nase. Meine Venen zogen sich krampfhaft zusammen und das Brennen
in meiner Kehle wurde zu Schmerz. „Es geht mir …“
„Du sagst mir jetzt
nicht, dass es dir gut geht!“, fuhr er mich an. „Du wirst jetzt von mir
trinken!“
Ich schüttelte den
Kopf.
„Mia, Gabe hat recht.“
Warf Raoul ein. „Du siehst echt beschissen aus. Auf deiner Stirn bilden sich
schon Schweißperlen!“
Ein Griff in mein
Gesicht verriet mir, dass Raoul recht hatte. Ein Schweißfilm bedeckte meine
Schläfen und Oberlippe. Doch er kam nicht vom Blutdurst, sondern von der
Anstrengung, die es mich kostete, diesen zu unterdrücken.
Ich setzte mich auf,
hielt meinen Blick jedoch gesenkt. „Ich fliege nach Seattle.“, warf ich ein, um
das Thema zu wechseln.
Gabe erstarrte und
Raoul holte Luft. „Amerika?“
Ich nickte. „Ja. Die
Schwarzen Krieger bringen Alexej dort in ein anderes Anwesen.“ Tunlichst wollte
ich vermeiden Luciens Namen zu erwähnen. „Dort gibt es einen Vampir, der sich
mit den Prophezeiungen auskennt. Ich muss mit ihm reden.“
Immer noch starrten
mich beide an, als hätte ich ihnen den Weltuntergang geschildert.
„Ich will, dass ihr
beide zu den anderen nach Hause fahrt! Wir sind schon viel zu lange hier.“ Nun
wurde meine Stimme etwas brüchig. „Sobald ich wieder zurück bin komme ich
nach.“
„Was meinst du mit,
sobald du wieder zurück bist? Lucien kann dich doch in null Komma nichts wieder
hierher bringen, gleich nachdem du mit diesem Typen gesprochen hast.“
Ich konnte ihm nicht
sagen, dass mich Lucien auf keinen Fall gehen lassen würde. „Ich weiß nicht wie
lange es dauert Nachforschungen zu betreiben. Tate hat gesagt, dass sich Alexej
in Seattle mit jemanden getroffen hat, derjenige aber seine Erinnerungen
gelöscht hat, genau wie bei mir.“
„Das heißt er ist
mächtig!“
„Ja.“
„Du bist dort in
Gefahr, Mia. Ich will nicht, dass du dort hin gehst.“ Gabes Stimme war eine
Mischung aus Bitte und Befehl.
Ich nahm sein
Gesicht zwischen meine Hände und gab ihm einen sanften Kuss. Es kostete mich
meine ganze Beherrschung, ihm nicht die Lippe aufzubeißen.
„Ich muss Gabe. Ich
komme so schnell ich kann zurück.“ Mit mehr Nachdruck in der Stimme sagte ich:
„Ich will, dass ihr zu Rosa zurück geht und auf euch aufpasst. Hast du mich
verstanden! Ich will euch in Sicherheit wissen!“ Weg von Lucien, der dir am
liebsten den Kopf abreißen würde, flüsterte ich in Gedanken. Ich konnte in
seinem Gesicht sehen, dass er noch nach einem Ausweg suchte. „Gabe, versprich
es mir!“
Eine Ewigkeit
starrten wir uns an. Schließlich nickte er zögerlich.
„Danke.“, sagte ich
erleichtert und wollte aufstehen, als sich eine Hand um mein Handgelenk schloss
und mich zurückhielt. „Raoul, geh vor die Tür und sieh zu, dass Niemand
reinkommt!“
Ich warf ihm einen
fragenden Blick zu, während Raoul, Gabes Befehl ausführte.
„Was hast du vor?“
„Du wirst jetzt
deinen Durst löschen, ansonsten gehst du nirgendwo hin!“
Mein Zahnfleisch
pulsierte bereits, als er den Ärmel seines Pullis zurückschob und mir sein
Handgelenk anbot.
„Gabe ich,…“,
zögerte ich. Das Sprechen viel mir schwer, da mein Speichelfluss bereits auf
Nahrungszufuhr eingestellt war.
Ich hasste es. Ich
hasste diese Seite in mir. Diesen Instinkt, den man zwar eine Zeit lang unter
Kontrolle halten konnte, aber nie ganz zu unterdrücken vermochte. Ich hasste
mich dafür.
„Mia, bitte nimm
es.“, flüsterte er und strich mit seiner freien Hand über meinen Rücken. In
seinen Augen lag Liebe und Vertrauen. Da war keine Spur von Abneigung darin.
Ich wusste, dass es
das Vernünftigste war, meinen Durst jetzt zu stillen. Abgesehen davon, war ich
nicht mehr stark genug, meinen Hunger zu unterdrücken, also nahm ich sein
Handgelenk und versenkte meine Zähne in seinem zarten Fleisch.
Nach dem ersten
Schluck, wurde das Feuer, das in mir brannte, bereits gemildert. Doch der
Aufruhr von Emotionen, plagte mich nun umso mehr.
Ich hatte ein
elendes Schuldgefühl, Gabe gegenüber. Er war immer ehrlich zu mir, gab mir
stets das, was ich brauchte und ich enttäuschte ihn, indem ich den Mann wollte,
den er hasste. Irgendwann würde ich ihm die Wahrheit sagen müssen, und ich war
mir nicht sicher, ob er diese verkraften würde.
Noch dazu, hatte ich
bei jedem Schluck das Gefühl, Lucien zu betrügen. Er hatte mir
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