Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
mühsam nach mir ausstreckte, viel schlaff zu Boden. Sein Körper
regte sich nicht mehr. Lag ganz still. Und dann kam die Kälte.
„Nein!“ Es war ein
Schrei aus dem tiefsten Winkel meiner Seele, wo völlige Verzweiflung,
schrecklicher als alle Qualen dieser Welt, wütete. Nicht wissend wo ich war,
sprang ich auf und knallte zu Boden. „Lucien! Nein!“ Meine Kehle war eng.
Tränen strömten über meine Wangen. Ein unbeschreibliches Entsetzten hatte mein
Inneres gepackt und zerrte mich in einen tiefen Abgrund.
„Mia!“ Luciens
Stimme kam von weit her.
„Nein!“ Sein Tod
stand mir vor Augen, immer und immer wieder, überrollte mich wie eine Lawine,
ließ mich keuchend nach Atem ringen.
„Mia, was ist los?“
Seine Stimme war nun näher. Ich spürte seine Berührung an meiner Wange. Sein
sanfter Griff an meinen Schultern, das leichte Rütteln an meinem Körper. Doch
seine Nähe mochte mich nicht zu beruhigen.
„Du darfst nicht
sterben!“ Ich rang nach Luft. Mein Herz fühlte sich an, als wäre es in einen
Schraubstock gefangen. „Bitte, du darfst nicht sterben!“
„Mia beruhige dich,
ich werde nicht sterben!“, versicherte er mir.
Doch die Sorge um
ihn bereitete mir Übelkeit. „Blut! Explosionen! So viel Blut!“ Nun kreischte
ich. Völlige Hysterie hatte mich gepackt. „Du darfst nicht sterben!“ Meine
Fäuste trommelten gegen seine nackte Brust.
Er zog mich behutsam
aber entschlossen in seine Arme und hielt mich mit stählernem Griff.
„Schschsch. Beruhige dich! Alles ist gut!“
„Nichts ist gut!“,
schrie ich. „Du darfst nicht sterben! Nicht jetzt! Niemals!“
Er erstarrte kurz,
bevor seine Hand über mein Haar strich und er mich in seiner Umarmung wiegte.
Nebenbei bemerkte
ich, wie Nicolai neben Aeron auftauchte und im Türrahmen verharrte. Lucien
schlang das Lacken um meinen nackten Körper.
„Was ist hier los?“,
kam es von Nicolai, wobei er uns mit hochgezogenen Augenbrauen musterte.
Wieder wehrte ich
mich gegen Luciens Griff. „Lucien, ich habe deinen Tod gesehen. Du darfst nicht
…“
Bevor ich reagieren
konnte, strich seine Hand über meine Stirn. „Alles wird gut. Du hast geträumt.
Schlaf jetzt.“
Die Müdigkeit kam so
plötzlich, dass ich mich nicht dagegen wehren konnte. „Bitte,…“ War das letzte
Wort, das über meine Lippen kam, während ich in seine azurblauen Augen blickte,
die voller Wärme waren, und ich schließlich in die Dunkelheit gezogen wurde.
Das Erste was ich
wahr nahm, war seine Abwesenheit. Die fehlende Wärme an meiner Seite. Das
fehlende Gefühl, beschützt zu sein.
Panisch öffnete ich
die Augen und richtete mich auf. Luciens Zimmer lag im Dunkeln. Stille
herrschte. Mein Blick ging zur Tür, bevor ich die Anwesenheit von Asron bemerkte,
der am Fenster stand und in die sternenlose Nacht blickte.
„Wo ist Lucien?“,
fragte ich mit leicht zittriger Stimme.
„In der Stadt.
Geschäftlich, sozusagen.“, seine Stimme war seltsam kühl und sein Ausdruck, als
er mich ansah, schien leicht distanziert. „Träumst du öfter?“
Seine Frage
verwirrte mich, dennoch antwortete ich ihm. „Manchmal.“
Er nickte nur, als
könne er mit meiner Antwort etwas anfangen, obwohl ich selbst nicht wusste, was
sie zu bedeuten hatte.
„Was sind das für
Geschäfte?“, fragte ich vorsichtig.
„Das wird Lucien dir
erzählen, wenn er wieder hier ist.“ Asron deutete auf den kleinen
Beistelltisch, der zwischen zwei, mit Blümchenmuster überzogenen, Couchsesseln
stand. „Lucien hat mich gebeten dir etwas zu Essen zu bringen. Und dich nach
deinem Befinden zu fragen, wenn du wach bist.“
Ich sah auf das
Tablett mit Croissants und Orangensaft. „Mir geht’s gut.“
„Du warst ziemlich
durch den Wind.“ Asron musterte mich besorgt. „Willst du mir von deinem Traum erzählen?“
Irgendetwas an dem
Wort Traum, so wie er es aussprach, gefiel mir nicht. Doch ich schüttelte nur
den Kopf, und versuchte das Bild von Luciens schlaffen Körper zu verdrängen,
mich nicht an das viele Blut zu erinnern und an das Leben, das aus seinen Augen
wich, während ein Frösteln durch meine Glieder strich.
Nach kurzem Zögern,
nickte Asron und ging zur Tür. Doch bevor er das Zimmer verließ, hielt er kurz
inne und meinte: „Das Schicksal offenbart sich manchmal in den unpassendsten
Momenten, und nutzt nicht selten unser Unterbewusstsein, um uns wachzurütteln!“
Die Tür schloss sich
mit einem leisen Klicken und ich blieb mit meinen Gedanken allein.
Eine
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