Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
nur einmal blinzeln konnte, stürmte ich los. Nur mehr verschwommen
wahrzunehmen, wirbelte ich an ihm vorbei und strich ihm mit meiner Hand durchs
Haar. Verdutzt griff er sich auf den Kopf. Das zweitemal boxte ich ihm leicht
gegen die Schulter und blieb dann stehen. Er schwankte nur kurz und ging gleich
wieder in Angriffsstellung.
„Willst
du spielen?“, fragte ich mit zuckersüßer Stimme.
Ich
deutete einen langsamen Angriff von Vorne an. Doch während er sich noch bereit
machte, diesen zu kontern, rannte ich an ihm vorbei, ein Stück die Wand hoch,
sprang ab, drehte mich in der Luft und landete auf seinem Rücken. Er kippte
nach Vorne und landete, mit mir am Rücken, unsanft auf dem Boden. Mit beiden
Knien auf seinen Schultern beugte ich mich vor und flüsterte ihm ins Ohr.
„Wolltest nicht du mir den Arsch versohlen?“
Mikals
Lachen klang erstickt, als er sich mühsam aufrappelte. „Das mit dem Arsch
versohlen überlass ich lieber Gabe!“ Er lachte erneut. „Damit wird er sicher
seine Schwierigkeiten haben!“
Gabe und
die anderen kamen zu uns, und ich ließ von meinem Gegner ab.
„He,
cooler Blick!“, meinte Jason und deutete auf meine Augen, die bereits wieder
ein helles Goldbraun annahmen.
„Du bist
wahnsinnig schnell!“, sagte Raoul beeindruckt. „Ich hab dich nur mehr
verschwommen gesehen.“
Gabe kam
zu mir und nahm mein Kinn in seine Hand. „Lass mal sehen!“
„Ist nur
ein Kratzer!“
„Ja, aber
auch nur weil er dich nicht richtig erwischt hat!“ Er warf Mikal einen
anklagenden Blick zu.
Der
zuckte nur mit den Schultern. „He, ich hab gar nicht richtig zugeschlagen. Im
Gegensatz zu ihr.“ Er zog sein T-Shirt ein Stück nach oben und entblößte seine
muskulöse Brust. An der Stelle wo ich ihn getreten hatte war bereits die
Andeutung eines blauen Fleckes zu sehen. „Das gibt sicherlich einen
abscheulichen Bluterguss!“, fügte er beleidigt hinzu.
Jason und
Raoul diskutierten weiterhin über meine Geschwindigkeit. „Die ist sicher
schneller als die Deadwalker!“
„Da
kannst du Gift drauf nehmen!“
Gabe
wischte mir das restliche Blut mit einem Zipfel seines T-Shirts ab. „So Schluss
für heute. Morgen machen wir eine Lagebesprechung. Heute ist Feierabend.“
„He
super, lasst uns ein Bier trinken gehen!“, meinte Jason.
„Ja, auf
geht´s Jungs!“, sagte Raoul euphorisch und kassierte einen anklagenden Blick
von mir. „Ahm, … und Mädchen!“, ergänzte er.
Mikal
boxte ihm spielerisch in die Seite. „Komm schon du Mädchen!“, und zog ihn mit
zum Ausgang.
„Na das
kann ja heiter werden!“ Ich hängte mich bei Gabe ein und wir folgten den
dreien.
Auf dem
Weg zum Gemeinschaftsraum fragte ich. „Na, genug Respekt verschafft?“
„Hättest
du deine Fähigkeiten früher angewendet, hättest du dir die kaputte Lippe
erspart!“, sagte er anklagend.
„He, mein
Lehrer sagte zu mir, man soll mit seinen Kräften sparen und den Gegner im
ungewissen lassen! Hätte ich früher gezeigt was in mir steckt, dann hätte ich
es nicht so leicht gehabt.“
Er blieb
stehen und berührte sanft die aufgeplatzte Stelle an meiner Unterlippe. „Ich
hasse es, wenn du verletzt wirst!“, sagte er mit leiser Stimme.
„Gabe,
das ist nur ein Kratzer! Wir kämpfen bald an einer wirklichen Front. Da werde
ich sicherlich froh sein, wenn ich nur mit kleinen Schrammen davon komme. Wenn
du dir wegen dieser kleinen Schramme schon solche Sorgen machst, was ist dann
erst wenn ich angeschossen werde oder schlimmer noch …“
Sein
Zeigefinger legte sich über meinen Mund und hinderte mich am weitersprechen.
„Lass uns
nicht davon reden!“, flüsterte er mit geschlossenen Augen. „Wenn ich mir
vorstelle wie du …“ Er stockte. „Am liebsten würde ich dich an irgendeinen
sicheren Ort bringen. In ein gepanzertes Haus mit meterhohem Stacheldrahtzaun
und Hochspannungsleitungen drum herum.“
Ich
schmunzelte. „Ich würde ausbrechen!“
„Ich
weiß.“ Er seufzte. „Und ich würde dir dafür den Arsch versohlen!“ Nun lächelte
auch er wieder.
„Kommt
schon ihr Turteltäubchen, das Bier wird warm!“, schrie Mikal in den Gang heraus
und hob zwei Flaschen in die Höhe.
Gabe und
ich folgten ihm in den Partyraum.
„Für mich
kein Bier, ich trink lieber Whisky!“, entgegnete ich.
Mikal zog
die Augenbrauen hoch und warf mir einen fragenden Blick über die Schulter zu.
„Hast du eigentlich irgendetwas von einer Frau, außer deinem Aussehen?“ Er
wartete nicht auf eine Antwort.
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