Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
sein
Gesicht.
„Hatte ich dich
nicht angewiesen sie zu beschützten?“, fuhr er Raoul an. Gabe hätte mit Medusa
konkurrieren können, denn sein Blick ließ Raoul erstarren.
„Es war nicht seine
Schuld!“, entgegnete ich. „Und außerdem ist nichts passiert!“
„Ach nein?!“ Er
musterte mich wieder von oben bis unten. „Warum ist dein Oberschenkel dann
filetiert und ein so großes Loch in deiner Schulter, als hätte dich wer mit
einer Fahnenstange aufgespießt?“
„Weil man im Kampf
nun mal verletzt werden kann!“, presste ich durch meine Zähne hervor.
„Und genau das ist
der Punkt!“ Sein Blick schweifte wieder zu Raoul. „Es hätte zu keinem Kampf
kommen dürfen!“
Ich stellte mich vor
Raoul und trat Gabe somit gegenüber. Die Wut, die in mir aufstieg, ließ mich
kurz zittern. Es war das frische Blut in mir, das meine Emotionen steigerte und
die Instinkte weckte, die ich immer unter Verschluss hielt. Doch auch wenn ich
mir dessen bewusst war, und ich genauso wusste, dass meine Wiederrede in einem
Streit enden würde, ließ ich es zu.
„Ich sagte, ihn
trifft keine Schuld!“ Meine Stimme war leise, aber umso eindringlicher.
„Warum habt ihr
keine Verstärkung gerufen?“, fragte er anklagend.
„Dafür war keine
Zeit!“
„Ach nein!?“
„Gabe, eine Frau war
in Gefahr! Hätten wir sie einfach den Deadwalkern überlassen sollen?“
„Welche Frau?“ Gabe
war nun nicht mehr so forsch.
„Eine Vampirin wurde
eingezingelt!“, erklärte Raoul.
Gabe schnaubte und
blickte zu Boden. Er rieb sich den Nasenrücken und seine Haltung wurde steif.
„Du hast wegen einer
Vampirin dein Leben aufs Spiel gesetzt?!“
Ich konnte meinen
Ohren nicht trauen. Hatte er das wirklich gerade gesagt? Doch meine Zweifel
dauerten nicht lange, denn er setzte noch einen oben drauf.
„Mia, kein Wächter
bringt sich oder jemand anderen wegen eines Blutsaugers in Gefahr!“
Das Wort Blutsauger,
klang aus seinem Mund mehr als nur verabscheuungswürdig und in dem Moment wo
mich der Schmerz traf, schwappte Zorn wie eine gigantisch Welle über mich.
Meine Augen, die bereits wieder ihren Goldton angenommen hatten, wurden mit
einem Mal schwarz, und bevor ich mich stoppen konnte, war ich auf Gabe
zugesprungen und hatte ihn auf die Motorhaube des GMS geschleudert.
Zitternd, vor
aufgestauter Zurückhaltung, kniete ich über ihm. „Ich muss dich wohl daran
erinnern was ich bin!“, meine Stimme war nun tief und kratzig.
„Das ist etwas
anderes.“, keuchte er.
„Ach ja? In wie fern
anders, Gabe? Sieh mich an und dann sag mir was ich bin!“ Meine Oberlippe
kräuselte sich leicht und entblößte meine verlängerten Eckzähne.
Während Gabe in
meine schwarzen Augen starrte, wurden Raoul und Mikal sichtlich nervös.
„Ich frage mich, ob
Vampire wirklich so böse sind wie man sagt, oder ob Wächter wirklich so gut
sind wie man zu glauben scheint! Lucien, ein Schwarzer Krieger, einer von den Bösen ,
hat mir einst das Leben gerettet. Und du Gabe “, ich machte eine kurze Pause,
„hättest du die Vampirin heute gerettet?“
Ich ließ ihm Zeit.
Doch er starrte mich nur aus weit aufgerissenen Augen an ohne mir zu antworten.
Fassungslos
schüttelte ich den Kopf. „Was ist nur los mit dir? Ich dachte ich kenne dich?!“
Um die Enttäuschung
über seine Worte und seine fehlende Antwort zu verbergen, wand ich meinen Blick
ab und sprang von der Motorhaube.
„Der Schlüssel zum
Wagen!“, sagte ich zu Raoul und hielt ihm meine geöffnet Handfläche hin.
Ohne ein Wort
reichte er ihn mir.
„Wartet nicht auf
mich!“ Ich warf Gabe einen letzten Blick zu und verschwand über das Dach des
Gebäudes.
Um in meiner
blutbeschmierten Kleidung keine Aufmerksamkeit zu erregen, suchte ich mir einen
Weg über die Dächer. Mein verletzter Oberschenkel brannte vom Laufen und jeder
Sprung zum nächsten Gebäude verursachte stechende Schmerzen. Doch mit jedem
Schritt schien meine Wut etwas abzukühlen, und die Anstrengung, gepaart mit der
kalten Nachtluft, ließ mich wieder klarer denken.
Auf dem Dach eines
leerstehenden Fabrikgebäudes hielt ich inne und blickte über London. Die Stadt
schien nie zu schlafen. Menschen tummelten sich rund um die Uhr auf den
Straßen; brachten die Stadt nicht nur zum Leben, sondern erstickten sie in
ihrer Geschäftigkeit. Das Bild dieser Ruhelosigkeit erinnerte mich an mein
Inneres. Ein stetiger Strom der eine Selbstdynamik entwickelt hatte, die mich
innerlich zu zerreißen schien.
Bei dem
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