Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
Gedanken an
Gabes Worten, brannten Tränen in meinen Augen.
„Du hast dein
Leben wegen einer Vampirin aufs Spiel gesetzt! Wegen eines Blutsaugers!“
Wieder einmal hatte
er mich daran erinnert, dass ich zu etwas geworden war, das ich niemals sein
wollte. Etwas, das man verabscheute und deshalb bekämpfte.
Halb Wächter halb
Vampir; gehörte ich zu beiden Gruppen, und doch würde ich nie eine von ihnen
sein.
Die Leere, die seit
dem Tod meiner Mutter, mein Begleiter war, schien durch Gabe, weniger geworden
zu sein, und im Orden der Wächter fühlte ich so etwas wie ein
Nach-Hause-kommen. Aber noch immer war da etwas in mir nicht ganz. Etwas
fehlte. Ein Teil von mir sehnte sich nach Etwas, das ich nicht benennen konnte,
als würde ich auf etwas warten was noch nicht heimgekehrt ist.
Der Wind blies durch
mein Haar und brachte einen seltsam vertrauten Duft mit sich, der mich sofort
in die Realität zurückholte. Instinktiv zog ich meine Dolche und fuhr herum.
Während meine Augen,
die düstere Silhouette, die sich auf der Westseite des Daches vom Licht der
Großstadt abzeichnete, fixierten, kam meine Welt zum Stillstand.
Eine seltsame Ruhe
keimte in mir auf, breitete sich aus, bis ich in eine Wärme gehüllt war, die
man nur als Geborgenheit beschreiben konnte.
Keine schmerzenden
Gedanken, keine quälenden Erinnerungen.
Für einen Augenblick
existierten nur ich und der Mann, der noch immer im Schatten stand, und dessen
Nähe mir so vertraut schien.
Doch wie jeder
Traum, hatte auch dieser ein Ende und die Realität erreichte mich in Form
seiner Energie, die, getränkt mit Macht, wie ein heftiger Windstoß gegen meinen
Körper drückte und mich leicht ins Schwanken brachte.
Ein Raubtier,
gefährlich, tödlich! ,
schrie mein Verstand.
„Lucien!“ Der Wind
trug diesen Namen in die Stille der Nacht hinaus.
Und als wäre dieses
eine Wort fähig, nicht nur die Düsternis in meinem Inneren zu vertreiben, drang
Mondlicht durch die dicke Wolkendecke, verdrängte die Dunkelheit und tauchte
die Umgebung in mattes Licht.
Unzählige Nächte
hatte ich diesen Mann vor Augen, dessen Erscheinung sich bis ins kleinste
Detail in mein Gehirn eingebrannt hatte. Doch kein Traum konnte der
Wirklichkeit gerecht werden, die mir nun den Atem nahm.
Mein Blick glitt
über seinen muskulösen Körper, ganz in Schwarz gehüllt, zu seinem perfekt
gemeißelten Gesicht, mit den sinnlichen Lippen und den hohen Wangenknochen, und
erreichte schließlich seine eisblauen Augen.
Es waren die Augen
eines Kriegers, kalt und emotionslos und dennoch ließ mich ihre, auf
gefährliche Art und Weise, makellose Schönheit wünschen, dieser Anblick möge
ewig dauern.
„Du kennst meinen
Namen!“, drangen seine Worte an mein Ohr und seine tiefe melodische Stimme
versetzte meine Nervenenden in Schwingung.
„Kennt den nicht
Jeder?“, entgegnete ich, während ich krampfhaft die Zähne zusammen biss und
mich gegen die Gefühle, die ich weder einordnen konnte noch empfinden wollte,
zur Wehr setzte.
Trotz seiner Größe
und seines massigen Körpers war sein Gang so geschmeidig wie der einer Katze
und seine schweren Stiefel verursachten kein einziges Geräusch auf dem mit Kies
bedecktem Flachdach.
„Du weißt also, wer
ich bin?“
„Mehr oder
weniger.“, gab ich zurück.
Ich hätte Angst
verspüren müssen. Sein ganzes Sein hatte etwas Bedrohliches. Dieser Vampir trug
eine düstere Aura um sich. Eine Aura der Macht und der Stärke.
Aber auch wenn jede
Faser meines klaren Verstandes darauf pochte, Angst zu verspüren, wollte mein
Körper nicht darauf hören. Im Gegenteil, er schien die Energie, die sich wie
eine lebende Decke über mich legte und sich wie eine lästige Plage in mir
ausbreitete, willkommen zu heißen.
Wütend, über meine
mangelnde Selbstbeherrschung, verstärkte ich unbewusst den Griff um meine
Waffen und hätte sie am liebsten in den Boden gerammt.
Seine Augenbrauen
hoben sich ein wenig, während sein Blick auf meinen Dolchen lag. „Und trotzdem
ziehst du in Betracht die gegen mich zu verwenden?“ Seine Stimme war
kalt und hätte jeden schlagartig in Angst versetzt. Doch dummer Weise schien
sie bei mir das Gegenteil zu bewirken. Es war fast, als würde sie meine Seele
streicheln und diese zum Schnurren bringen, wie eine räudige Katze.
Verfluchte
Scheiße!
„Muss ich das
denn?“, entgegnete ich und erkannte meine eigene Stimme, die plötzlich
ungewöhnlich rau klang, nicht wieder.
Nun musterte er
mich, mit solch
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