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Michael, der Finne

Michael, der Finne

Titel: Michael, der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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nichts von Prozessen. Sagt mir, was ich für mein Weib tun soll. Und um Zeit zu sparen, wollen wir in einer nahen Taverne ein Glas würzigen Glühweins verkosten, um uns nach unserer beschwerlichen Reise zu wärmen.«
    »Ein angebrachter Vorschlag, Michael Pelzfuß«, versetzte er. »Laßt uns also gehen und zusammen einen Becher leeren; zugleich kann ich Euch meine Reiserechnung vorlegen.«
    Er rieb sich die Nase und maß mich von oben bis unten, wobei er meine Barschaft abschätzte.
    »Ihr seid nicht reich«, fuhr er fort, »und ich will mäßige Forderungen stellen. Aber das erörtern wir am besten beim Wein.«
    Am Hoftor wagte ich ihn zu fragen: »Was habt Ihr mit dem Hund gemacht, Meister Fuchs?«
    »Der sitzt gefesselt und gebunden in seiner eigenen Zelle«, erwiderte er. »Sorgt Euch nicht um ihn, Michael, denn er hat Wasser, und die Kinder des Schließers werden ihm Knochen und Brot bringen. Er ist ein freundliches Tierchen, und ich wünsche ihm nichts Böses, obgleich es meine Pflicht war, ihn einzusperren.«
    Wir gingen weiter, und nach einer kleinen Weile fügte er hinzu: »Ich mag Tiere sehr gern, besonders Vögel. Zu Hause habe ich viele schöne Vögel in Käfigen.«
    Wir traten in eine behagliche Taverne, wo ich heißen Gewürzwein, frisches Backwerk und Apfelschnitten bestellte. Meister Fuchs zählte immer noch an seinen Fingern, während wir unseren Morgentrunk schlürften, und meinte schließlich, er wolle sich angesichts meiner Jugend und Armut mit dreieinhalb Gulden begnügen. Ich wußte, daß er mich ausplünderte, allein das war sein Recht, und ich hatte sein Wohlwollen verzweifelt nötig. Ich wußte, daß ich die Prozeßkosten und die Zeugengelder würde bestreiten müssen, ob Barbara freigesprochen würde oder nicht. Ich fragte aber nicht nach den Kosten und hoffte nur, mein Geld werde reichen.
    Auf die Fragen, mit denen ich ihn überschüttete, teilte er mir mit, diesmal könne es bei einer bloßen kanonischen Sühne keineswegs sein Bewenden haben.
    »Versucht doch, die Lage zu verstehen, Michael«, sagte er geduldig. »Hexerei ist ein crimen exceptum wie Majestätsverletzung, Hochverrat und Falschmünzerei, aber von weit schlimmerer Natur. Der Richter in einem solchen Prozeß muß mit besonderer Gewalt ausgestattet sein, hat er doch nicht allein mit der Hexe, sondern mit Satan selbst zu ringen, dem Vater der Lügen, der ungesehen hinter dem Angeklagten steht, um das Auge des Richters zu blenden, das Gedächtnis der Zeugen zu verwirren und alle Anwesenden großen Gefahren auszusetzen. Es liegt daher auf der Hand, daß die Namen von Zeugen und Anzeigern bisweilen geheimgehalten werden und besondere Methoden angewandt werden müssen, um ein Geständnis zu entreißen. Alle Mittel sind erlaubt, wenn sie nur Licht in die Sache bringen und die Wahrheit offenbaren können. Wenn Ihr es recht und ehrlich betrachtet, Michael, so müßt Ihr gestehen, daß es nur recht und billig ist.«
    Ich stimmte ihm gerne zu, blieb aber dabei, Barbara sei unschuldig. Ich, ihr Gatte, müsse das gewiß besser wissen als jeder andere. Und ich setzte hinzu, der Teufel hätte eine glänzende Gelegenheit gehabt, Barbara in der vergangenen Nacht zur Flucht zu verhelfen, wenn sie wirklich mit ihm im Bunde gewesen wäre.
    »Ich dachte gestern nacht auch daran, und mir war recht unbehaglich zumute«, erwiderte Meister Fuchs. »Aber der Teufel ist unendlich schlauer, als wir denken, und hielt es zweifellos für günstiger, sie in das Kleid der Unschuld zu hüllen und sie der Gewalt des Gerichtes auszuliefern. Aus diesem Grunde nehme ich an, daß der Satan sie gewisse Kniffe gelehrt hat, mit deren Hilfe sie sich stählen kann, obschon ich keinerlei unheilige Werkzeuge an ihr entdecken konnte. Die heilige Inquisition hat jedoch Mittel zur Verfügung, die Euch zu enthüllen mein Eid mir verbietet.«
    »Ich hoffe wenigstens, daß man sie nicht Folterqualen unterwirft, die eine zarte Frau nicht ertragen kann«, versetzte ich, starr vor Schreck bei dem bloßen Gedanken daran. Aber Meister Fuchs beruhigte mich mit freundlichen Worten.
    »Nichts dergleichen wird geschehen; auch ist es immerhin gar nicht sicher, ob sie überhaupt der Befragung unterworfen wird. Sollte es jedoch soweit kommen, so dürfen die Examinatoren der Angeklagten keinen leiblichen Schaden zufügen. Es ist im Gegenteil in unzweideutigen Ausdrücken festgelegt, daß die Untersuchung keinen dauernden leiblichen Schaden verursachen darf. Auch darf sie nicht über die

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