Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Michael, der Finne

Michael, der Finne

Titel: Michael, der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
Vom Netzwerk:
zutreffend.
    Pater Angelo diktierte ins Protokoll: »Frage: Gestehst du, daß du dem Blitz gebotest, deinen Verlobten zu töten? Antwort: Ja. Frage: Gestehst du, daß du durch Zauberkraft und Hexerei dem Steuereinnehmer den Arm gebrochen hast? Antwort: Ja.«
    Ich werde nicht alle Fragen und Antworten hier aufzählen, möchte aber erwähnen, daß ich aus ihrem eigenen Munde vernahm, sie habe mich, vom Satan geführt, im Wald gefunden und mich mittels eines Zaubertrankes gezwungen, ihr Gatte zu werden. Hier warf mir Pater Angelo einen Seitenblick zu und erhaschte gewiß den Schatten eines Zweifels in meinen schreckgeweiteten Augen, denn er änderte den Wortlaut der letzten Frage.
    »Woraus war der Trank zusammengesetzt, mit dem du ihn betörtest?«
    Barbara zögerte, und ihr stumpfer Blick irrte ziellos umher; schließlich aber keuchte sie: »Weihwasser, Mutterkorn und Bilsenkrautsaft.«
    Dadurch wurde ich gezwungen, zu glauben, daß sie mich behext hatte.
    Kaum hörbar setzte sie hinzu: »Verzeih mir, Michael!«
    Nun fragte Pater Angelo: »Gestehst du, daß du den Teufel verköstigt und beherbergt hast, und zwar in Gestalt eines schwarzen Hundes, den du zu deinen teuflischen Künsten verwendetest?«
    Barbara riß die Augen weit auf und rief: »Nein! Rael ist ein ganz gewöhnliches Hündchen und hat nichts Böses getan.«
    »Wir werden sehen. Nun überlege wohl und wäge deine Worte sorgfältig, Hexe, denn ich muß wissen, wann, wo und wie du den Bund mit dem Teufel geschlossen hast. Ferner muß ich wissen, wann, wo und wie er sein Mal auf deinen Leib drückte und in welcher Gestalt oder unter welchen Gestalten er dabei erschien. Beantworte diese Fragen, und man wird dich in Frieden lassen. Wenn du dem Teufel und allen seinen Werken abgeschworen hast, wird dich die heilige Kirche wieder in ihre Hürde aufnehmen, dir deine Sünden vergeben und deine unsterbliche Seele vor dem Feuer der Hölle retten. Antworte, Hexe!«
    Aber Barbara schwieg und starrte Pater Angelo nur erstaunt und verwirrt an. Das erboste ihn, und er wiederholte seine Frage, die Barbara nur damit beantwortete, daß sie jeden Bund mit dem Teufel entschieden in Abrede stellte und um Gnade flehte, denn sie wisse nicht, was er meine. Aufs neue zog der Folterknecht sie empor, und ich mußte mir die Ohren zuhalten, weil ich die fürchterlichen Schreie, die man ihr entrang, nicht ertragen konnte.
    »Sie soll hier hängen bleiben, bis ihr Gedächtnis wieder klar ist«, sagte Pater Angelo zornig. »Mittlerweile können wir den Hund untersuchen.«
    Auch Pater Angelo hielt die Hände an die Ohren und floh die Treppe hinauf. Alle folgten ihm, bis auf den Gehilfen des Scharfrichters, der, bleich vor Schrecken, allein bei Barbara und seinem Bierkrug zurückblieb.
    In der frischen Luft und der Helle des Turmgemaches wurde mein Kopf wieder klar, und ich zitterte vor Kälte, da meine schweißgetränkten Kleider mir an der Haut klebten. Der Schließer brachte Wein, den wir alle gar nötig hatten. Pater Angelo leerte seinen Becher und sank mit einem Seufzer der Erleichterung in einen bequemen Stuhl zurück.
    »Bringt den Hund herein, Meister Fuchs«, befahl er. Als aber Meister Fuchs zurückkehrte und den widerstrebenden Rael an einer Leine nach sich zerrte, erkannte ich meinen eigenen Hund kaum wieder. Man hatte ihm das glänzende schwarze Fell weggeschoren, und die graue bloße Haut war über und über mit eitrigen Wunden bedeckt. Rael witterte mich und versuchte kläffend und winselnd, mir zuzulaufen. Meister Fuchs ließ ihn auf meinen Schoß springen, wo er zitternd und winselnd saß, mir das Gesicht leckte und dann die Schnauze an die Schulter drückte, während ich bittere Tränen auf seine Wunden vergoß. Das Hündchen wenigstens war unschuldig, das wußte ich.
    »Dieser Hund heißt Rael«, bemerkte Meister Fuchs, »und das ist zweifellos ein ungewöhnlicher und heidnischer Name. Er beherrscht auch viele Kunststückchen. Dasselbe läßt sich freilich auch von den dressierten Hunden auf den Märkten sagen. Ich habe, wie mir die Pflicht gebot, das Tier nach bestem Können untersucht und versucht, es zum Sprechen zu bringen, denn wäre es eine Inkarnation des Teufels, so könnte es das gewiß. Ich habe den Hund mehrmals am Tag gepeitscht und schwefelgetränkte Federn auf seinem Rücken verbrannt, konnte ihm aber keinen Laut entlocken, den man für menschliche Rede hätte nehmen können. Auch die Nadelprobe verlief ergebnislos.«
    Pater Angelo sah voll Widerwillen auf

Weitere Kostenlose Bücher