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Michael, der Finne

Michael, der Finne

Titel: Michael, der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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den Hund und hielt sich die Nase zu, denn die Geschwüre der armen Kreatur stanken erbärmlich. Er wurde der folgenden Diskussion bald müde und befahl dem Scharfrichter, mit der Untersuchung fortzufahren, denn er war nicht so tierliebend wie Meister Fuchs. Der Hund wurde grausam verbleut; ich mußte unter Tränen zusehen. Schließlich sagte mir mein gesunder Verstand, daß man zwar Barbara durch die Folter zum Geständnis hatte zwingen können, jedoch nicht die grausamsten Martern das arme Hündchen zum Sprechen bringen würden.
    »Pater Angelo!« rief ich, »Ihr werdet diesen Hund nie zum Sprechen zwingen, und wenn Ihr ihn zu Tode martert. Und mein Weib ist schon verurteilt.«
    Meister Fuchs stimmte mir bei.
    »Meine ganze Erfahrung spricht für die Unschuld des Hundes. Es wird besser sein, sich seiner nur als Zeugen gegen die Hexe zu bedienen und ihn dann freizulassen.«
    Pater Angelo und die übrigen Mitglieder stimmten zu, und Meister Fuchs holte eine Schüssel mit Wasser, das Rael gierig aufleckte. Der Scharfrichter nahm die Leine.
    Durch das Wasser erfrischt, hob der Hund seine Augen zu Pater Angelo, als dieser ihn förmlich mit folgenden Worten anredete: »Hund, wer immer du auch seist! Das Gericht der heiligen Inquisition fordert dich auf, Zeugnis abzulegen. Ich möchte dich an die Rechte und Pflichten eines Zeugen erinnern und befehle dir, anzugeben, ob in diesem Gemach ein Zauberer anwesend ist oder nicht, und wenn ja, ihn anzuzeigen!«
    Der Scharfrichter machte die Leine los, worauf Rael mit leisem Knurren auf Meister Fuchs losstürzte und ihn in die Wade biß. Meister Fuchs schleppte und stieß den Hund über den Boden, aber Rael wiederholte die Attacke, und das Opfer hatte zu tun, sich zu verteidigen, bis der Scharfrichter das Tier wieder angebunden hatte. Ich kann nicht leugnen, daß dieser unerwartete Vorfall auf uns alle tiefen Eindruck machte. Der Scharfrichter bekreuzigte sich und sah Meister Fuchs mit eigentümlichen Blicken an; dieser rieb sich das Bein, fluchte und schmähte den Hund wegen seiner Undankbarkeit gegenüber einem Mann, der für ihn eingetreten sei und ihm das Leben gerettet habe.
    Zu Pater Angelo bemerkte er: »Dies Zeugnis ist wertlos, und ich bitte um meines guten Namens willen, daß man es nicht ins Protokoll aufnehme. Diese Kreatur ist mir übelgesinnt, weil meine Pflicht mich zwang, sie zu foltern. Ich verlange, daß die Probe in Gegenwart der Hexe wiederholt werde, die man auf den Boden niederlassen soll, damit der Hund ihre Witterung aufnehmen kann.«
    Die würdigen Väter erörterten dies untereinander und waren der Meinung, Meister Fuchs habe weise gesprochen. Der Vorfall wurde im Protokoll mit keiner Silbe erwähnt. Dennoch warf Pater Angelo verstohlene Blicke auf Meister Fuchs, als wir in den Keller zurückgekehrt waren und der Scharfrichter Barbara auf den Boden herabgelassen hatte. Der Hund begann sogleich zu winseln, und nachdem Pater Angelo ihn nochmals aufgefordert hatte, ohne Rücksicht auf Verwandtschaft, Freundschaft oder Feindschaft Zeugnis abzulegen, stürzte er freudig auf Barbara zu und fing an, ihr Hals, Hände und Gesicht zu lecken. Es wurde ein entsprechender Vermerk niedergelegt, des Inhalts, daß der Hund aus freien Stücken seine Herrin als Hexe angezeigt habe. Die Anklage gegen ihn wurde sogleich zurückgezogen und der Hund freigesprochen.
    Raels eifrige Zärtlichkeit hatte Barbara einigermaßen aus ihrer Ohnmacht erweckt. Sie schlug die Augen auf und stöhnte. Aber ich war am Ende meiner Kräfte. Mir wurde schwarz vor den Augen, und ich wußte nichts mehr von mir, bis ich im Turmgemach die Besinnung wiedererlangte, wo mir der Gehilfe des Scharfrichters die Glieder rieb und mir Branntwein in die Kehle schüttete.
    »Was ist geschehen?« fragte ich mit schwacher Stimme.
    »Die Hexe hat alles gestanden«, antwortete der Mann. »Der dritte Grad war zuviel für sie, und sie schwor dem Teufel ab. Sie sagte, sie sei zweimal im Jahr auf einem Schürhaken nach dem Brocken geflogen, wo sie mit dem Teufel Beilager hielt, der manchmal als schwarzer Bock und manchmal als Mann mit weißem Gesicht erschien. Mir lief es beim Zuhören kalt über den Rücken. Und dann sandte mich Meister Fuchs hierherauf, um Euch wieder auf die Beine zu bringen; dadurch habe ich viel versäumt.«
    Bald darauf kam Pater Angelo ins Turmgemach herauf. Schweißtropfen standen ihm auf der Stirn; er zitterte vor Erregung.
    »Die Hexe hat gestanden, Michael! Schon mit zwölf Jahren gab sie

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