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Michael, der Finne

Michael, der Finne

Titel: Michael, der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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zurückkonnten, waren wir dem Kugel- und Pfeilregen aus allen hofseitigen Fenstern ausgesetzt. Hinter uns donnerten die Pikeniere vergeblich an das Gitter; von den etwa zwanzig Mann, die in den Hof eingedrungen waren, lagen einige zehn in ihrem Blut, bevor man auch nur einen Segen sprechen konnte. Im nächsten Augenblick erschien der Bischof, befahl seinen Leuten, nicht weiter Pulver und Kugeln zu vergeuden, und schrie uns zu, die Waffen niederzulegen.
    Ich besaß keine, die ich hätte weglegen können, brüllte aber zurück: »Wir denken nicht daran, die Waffen niederzulegen, mein lieber Herr Bischof. Das müßt Ihr tun, wenn Ihr Euer kostbares Leben retten wollt, denn wir wollen nicht die Hand gegen den Gesalbten des Herrn erheben. Ich aber kann diese ehrenwerten Männer nicht mehr lange zurückhalten; sie verlangen nicht mehr, als daß Gottes Gerechtigkeit herrsche. Euer Widerstand hat sie in helle Wut versetzt; hört nur, wie sie hinter mir gleich wilden Tieren brüllen!«
    Der gute Fürstbischof stampfte mit dem Fuß auf und schrie: »Ich werde Euch Gottes Gerechtigkeit eintränken! Ihr sollt hängen, Mann für Mann! Aber wer bist du, Bursche? Dein Gesicht scheint mir bekannt!«
    Ich sah, daß der gute Bischof Angst hatte; er hätte sich sonst nicht in einen Wortwechsel mit mir eingelassen.
    Kühn rief ich zurück: »Ich bin Michael Pelzfuß, und Ihr wißt, guter Herr Bischof, ich könnte Euch kein Leides tun! Daher eilte ich vor diesen todesverachtenden Männern herein, um Euer Leben zu retten, wenn ich könnte. Macht diesem grimmigen Gemetzel ein Ende, ehrwürdigster Herr, und ich schwöre Euch bei allem, was heilig ist, Ihr sollt in Frieden abziehen, ohne daß Euch ein Haar gekrümmt wird.«
    Die anderen armen Teufel im Hof, die noch lebten, gaben ihre Zustimmung kund und versprachen, er und seine Leute sollten samt ihrem Hab und Gut abziehen. Meine Unverfrorenheit gab dem Bischof ohne Zweifel zu denken, und während er noch überlegte, begannen seine Wachen zu murmeln, die Bedingungen seien vernünftig, und sie wollten es nicht mit Frundsberg zu tun bekommen, wenn der wirklich zu den Bauern gestoßen sei.
    Kurz gesagt, seine Hoheit übergab die Festung, sobald Jürgen Knopf unsere Bedingungen anerkannt hatte. Knopf war wütend, daß er seiner eigenen Rache am Bischof beraubt wurde, aber die Männer, die sich an das Fallgitter drückten, waren ebenso froh wie ich, lebendig davonzukommen, denn zwei oder drei Kanonenschüsse aus dem Hof durch das Gitter hätten uns allesamt vernichtet.
    So eroberte Jürgen die Festung und damit unermeßliche Beute. Die persönliche Habe des Bischofs setzte er auf nur zehn Silberbecher, zweihundert gemünzte Gulden und zwei Pferde an, deren eines mit des Bischofs Federbett und Bettzeug beladen wurde. Als Seine Hoheit von dieser Auslegung unserer Bedingungen erfuhr, tobte er und rang nach Atem. Ja, er lief im Gesicht so blau an, daß sein Arzt es für klug hielt, ihn an Ort und Stelle zur Ader zu lassen; er tat dies mit Hilfe zweier stämmiger Kerle, die Seine Hoheit festhielten. Dann wurde er in den Sattel gehoben und durfte von dannen reiten, gefolgt von seinen Soldaten, deren Gepäck, Weiber und Kinder auf Wagen die Nachhut bildeten. Pfeifen erklangen, Trommeln ertönten, und aus den Feldschlangen der Bauern fielen Freudensalven. In den Augen der Reisigen des Bischofs war die Sache für beide Seiten ehrenvoll beigelegt worden.
    Ich weiß nicht, wieviel Geld und andere Schätze Jürgen Knopf erbeutete, denn er nahm nur zwei seiner vertrautesten Leute mit sich in die Schatzkammer unter dem Hauptturm. Als seine Leute zu murren begannen, verteilte er an jeden drei Gulden, was dem Vorschuß eines Söldners entsprach, während jene, die in den Hof eingedrungen und lebend davongekommen waren, sechs erhielten. Das beschwichtigte die Männer, und sie trollten sich, um zu essen und zu schlafen. Ich aber ging zu Jürgen Knopf und heischte die versprochenen tausend Gulden.
    Er wich meinem Blick aus und seufzte: »Michael Pelzfuß, ich fürchte, Ihr überschätzt, wie alle anderen, des Bischofs Reichtum bei weitem; Ihr dürft auch nicht vergessen, daß wir mehr als dreißigtausend Gulden brauchen, um zehntausend Söldner zu entlohnen. Daher kann ich Euch die ganze Summe nicht sogleich ausfolgen. In Anerkennung Eures Mutes aber sollt Ihr unverzüglich fünfunddreißig Gulden haben, dazu eine schriftliche Anweisung auf den Rest, die ich Euch ausbezahlen will, sobald die neue Ordnung in Kraft

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