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Michael, der Finne

Michael, der Finne

Titel: Michael, der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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und es scheint, als würden deine Hoffnungen erfüllt werden. Der Weg, der vor dir liegt, ist gewiß rauh und mit mehr Dornen übersät, als du dir vorstellen kannst. Viele sind auf der Suche nach Wissen ins Ausland gegangen und nie zurückgekehrt. Aber du hast sehr töricht gehandelt. Du mußt einsehen, daß es unrecht und eine Beleidigung Gottes ist, Umwälzungen herbeiführen zu wollen, solange alles seinen ungestörten Gang geht. Wir wissen nichts von diesen neuen Ideen, und sie können ebenso zum Bösen wie zum Guten führen. Ich kann jedoch in deinen Taten keine Verfehlung gegen die Kirche erblicken, und es liegt daher in meiner Macht, dir die Absolution zu erteilen – obwohl ich dir um deiner Seele willen aufgebe, an jeder heiligen Stätte unterwegs zu beten.«
    Ich war aufrichtig zerknirscht und küßte den fettigen Saum seines Habits. Dann fiel mir ein, daß ich in der Eile die Lektion zu erwähnen vergessen hatte, dir mir Madame Agnes erteilt hatte. Das schien mir die schwärzeste Sünde von allen, und ich beschrieb das Vorgefallene, so gut ich konnte. Pater Petrus stellte viele Fragen, um möglichst helles Licht in die Sache zu bringen. Dann seufzte er tief und sagte: »Du bist einer Verführung zum Opfer gefallen, Michael, und es war kaum zu erwarten, daß ein so junger und unerfahrener Mensch wie du einer so starken Versuchung widerstehen konnte. Selbst ich könnte vielleicht kaum – doch laß uns nun von dem sprechen, was geschehen soll. Ich beschwöre dich, sofort Magister Martinus aufzusuchen und ihn um einen Empfehlungsbrief und ein Zeugnis über deine Studien zu bitten. Dann will ich nach der Vesper sogleich zu Jungfer Pirjo kommen, auf daß wir miteinander wachen und beten, bevor du den Schritt tust, der deinen ganzen Lebenslauf bestimmen wird.«
    Sein Rat und Trost läuterten meine Seele, doch sah ich mit Bangen der Aussprache mit Magister Martinus entgegen. Allein auch er empfing mich lächelnd, die bleichen Wangen vom Wein gerötet. Er war erstaunt und erfreut über die Neuigkeiten, die ich ihm überbrachte und die er für so wichtig hielt, daß er sie dem Bischof mitteilen wollte. Ja, er wagte nicht einmal, seinen Namen ohne Erlaubnis des Bischofs unter irgendeinen Empfehlungsbrief zu setzen. Und da Magister Martinus eben zum Bischof unterwegs war, um an einem Bankett zur Feier von Sten Stures Sieg teilzunehmen, hieß er mich ihn begleiten, um mein Anliegen vorzubringen.
    Wir schlenderten Seite an Seite am Dom und am Sankt-Örjas-Hospital vorbei, wo die beiden Aussätzigen der Stadt von uns Almosen heischten. Der eine hatte keine Nase, der andere schlohweißes Haar. Mir wurde weh ums Herz bei dem Gedanken, daß ich ihre wohlvertrauten Gesichter nie mehr sehen würde.
    Aus dem Hause des Bischofs strömten uns die würzigsten Gerüche entgegen. Ich wartete, die Mütze in der Hand, am Tor, während Magister Martinus eintrat, um für mich zu sprechen. Bald kehrte er zurück und führte mich vor den strengen Kirchenfürsten. Bischof Arvid Kurk war auch in heiterer Stimmung und gedachte sogleich der Zeiten, da er singend Europas Straßen befahren hatte, obwohl er eine einflußreiche Familie und eine Pfründe hinter sich wußte. Seine einzige Sorge war, für mich mit Bedacht die richtige Universität zu wählen. Pater Martin fing an, von Rostock zu sprechen, das am nächsten liege und von wo ich am leichtesten heimkehren könne, wenn ich allzu große Schwierigkeiten vorfände.
    Doch der Bischof hieß ihn schweigen und sprach also: »Die Zeiten sind so übel, daß ich keine deutsche Universität empfehlen kann, wo die Irrlehren von Wittenberg jetzt im Schwange sind. An solchen Orten könnte der junge Mann an seiner Seele Schaden leiden. Nein, Michael, wenn du Mittel hast, solltest du versuchen, an die Universität Paris zu gelangen, wo ich und viele andere, die durch die Gnade Gottes den Bischofsstuhl von Arbo zierten, unser Wissen erworben haben.«
    Der gestrenge Bischof hätte sich ohne Zweifel in Erinnerungen verloren, hätte nicht Magister Martinus gewagt, ihn zu unterbrechen und um die Erlaubnis zu bitten, mir an Ort und Stelle einen Empfehlungsbrief auszustellen, da er fürchtete, seine Finger könnten vielleicht nach dem Bankett keine Feder mehr führen. Der Bischof entschied sich ohne weitere Umstände für Paris und diktierte in seinem eigenen Namen den Brief, in dem er meinen Fall den gelehrten Professoren der dortigen Universität unterbreitete.
    »Michael«, sagte er, »wenn du einen

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