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Michael, der Finne

Michael, der Finne

Titel: Michael, der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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ich trotz meines Unbehagens lächeln mußte. Sie raufte mir mit beiden Händen das Haar und versetzte: »Ihr seid ein ausnehmend tugendhafter Jüngling, Michael; eine beinahe unglaubliche Erscheinung in dieser bösen Welt. Vielleicht trage ich einen Keuschheitsgürtel, um meine Ehre zu schützen. Habt Ihr nicht den leisesten Wunsch, Euch zu überzeugen?«
    Am ganzen Leib zitternd, fiel ich vor ihr auf die Knie.
    »Madame, Ihr seid schöner und begehrenswerter als alle Frauen, die ich kenne, und Eure vielen guten Eigenschaften haben Euch mein Herz gewonnen. Daher flehe ich Euch an, mich unverzüglich fortzuschicken und mich nicht in Versuchung zu führen – denn ich kann Eurer niemals wert sein noch Euch die Stellung bieten, zu der Euch Geburt, Erziehung und Schönheit berechtigen.«
    Sie lachte noch fröhlicher und entgegnete: »Ein kleines Spiel zwischen guten Freunden ist ein unschuldiges Vergnügen und verpflichtet zu nichts. Glaubt mir, die Liebeskunst ist eine hohe Kunst und bedarf, wie alle anderen nützlichen und wertvollen Fertigkeiten, der Auffassungsgabe und vieler Übung. Sie ist die achte der freien Künste, und Ihr, Michael, sollt mein Schüler sein.« Sie sprach so überzeugend und so aufrichtig, daß ich glaube, auch ein klügerer Mann als ich wäre unterlegen; und sie schien in diesem Fach ungewöhnlich tüchtig. Als Lehrerin war sie leicht zu verstehen und beherrschte den Stoff vollkommen. Ihr eigener Leib diente als Schulheft, und sie zauderte nicht, mir selbst die Feder zu führen, wenn ich verlegen schien. Aber wir waren noch nicht über die Anfangsgründe hinausgekommen, als die Kirchenglocken plötzlich erklangen und Lärm und Getümmel vom Hafen herauf an unser Ohr drangen.
    Madame Agnes ließ mich sogleich los, stieß mich von sich und begann gelassen ihr Kleid zu ordnen, während ich zitternd und verwirrt mitten in der Kammer stand.
    »Es ist etwas geschehen«, sprach sie in kühlem, beherrschtem Ton. In diesem Augenblick hämmerte es an der Tür. Da sie den Riegel nicht gleich zurückzog, fing Herr Didrik unter einem Schwall von Flüchen an, mit dem Schwertknauf gegen die Türfüllung zu schlagen.
    »Gott’s Blut!« schrie er, nachdem er eingelassen worden war und uns gesehen hatte. »Schaut euch beide an! Schamloses Weib, man sollte dich an den Haaren an den Pranger schleppen. Doch einstweilen genug davon. Wir müssen rasch denken und handeln. Eine schnelle Schaluppe ist eingelaufen mit der Nachricht von König Christians Niederlage bei Brannkyrke, wo immer das auch sein mag; seine Truppen laufen in hellen Scharen zu den Schweden über, und er versucht, so viele wie möglich wieder an Bord zu bekommen. Es läßt sich schwer sagen, wieviel daran übertrieben ist, aber sie singen das Tedeum im Dom, und auf dem Marktplatz nimmt der Pöbel eine bedrohliche Haltung ein, sie warfen mir Mist nach, als ich mir meinen Weg zur Taverne durch sie zu bahnen versuchte. Unsere ganze Arbeit war umsonst, und nun hört man nichts als Singen und ein Geheul: ›Sieg!‹ und ›Lang lebe Sten Sture!‹ und ›Tod den Jüten!‹«
    »Herr Didrik«, sagte ich, »was geschehen ist, ist geschehen, und es ist zweifellos Gottes Wille. Aber sowohl in der Stadt als auch auf dem Schloß haben viele Leute auf Eure Kosten auf König Christians Gesundheit getrunken. Wir wollen sie aufbieten und für unsere gute und gerechte Sache einen kühnen Angriff wagen!«
    Er knurrte: »Gott hat damit nichts zu tun. Eine Schlacht wird durch die Zahl der Truppen, ihre Waffen und die Geschicklichkeit ihrer Führer entschieden. Sollen wir heil und mit Ehren entkommen, so bleibt uns nichts als die Flucht. Meine Schwester und ich schweben als Ausländer nicht in Todesgefahr – mit dir steht’s freilich anders.«
    Er setzte sich und leerte das Weinglas seiner Schwester, steckte dann den Knopf seines Schwergriffes in den Mund und sah mich nachdenklich an.
    »Mit dir steht’s anders«, wiederholte er, »du kennst die Namen aller, die auf des Königs Gesundheit getrunken haben. In deinen Händen, Michael, liegen der gute Name und der Ruf zu vieler Menschen, als daß ich dein Leben schonen könnte.«
    »Aber Herr Didrik!« rief ich in bitterer Empörung. »Denkt Ihr, ich würde diese Geheimnisse verraten, um mein Leben zu retten? Wenn Ihr das meint, irrt Ihr ganz und gar und tut mir schweres Unrecht.«
    »Ein Mensch ist nur ein Mensch!« versetzte er. »Auf der Welt darf man niemand als sich selbst trauen – und auch sich selbst nur mit

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