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Michael, der Finne

Michael, der Finne

Titel: Michael, der Finne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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Söldner, die den Feldzug für beendet hielten. Sie waren keineswegs erpicht darauf, sich in ernsthafte Feindseligkeiten einzulassen, und begnügten sich damit, im Laufe eines ganzen Tages nur ein paar Schüsse abzufeuern, gleichsam, um die Belagerten daran zu erinnern, daß Kriegszustand herrschte. Ich war völlig von Herrn Didrik abhängig und heftete mich an seine Fersen, bis »die Gelse«, wie er mich nannte, ihm lästig fiel. Er erreichte nichts, da der König mit wichtigeren Angelegenheiten beschäftigt war und ihn nicht empfangen konnte. Ich geriet jedermann in den Weg, und mein Geld ging zur Neige, da ich für meine Verpflegung und meine Schlafstelle auf dem Stroh die in den Kriegsartikeln niedergelegten hohen Lagersätze zu erlegen hatte. Ich mußte mir meinen Unterhalt irgendwie beschaffen, bis man meiner bedurfte. Andy fehlte es als gelerntem Handwerker an nichts; er war sofort bei einem deutschen Stückmeister in Dienst getreten. Ich dachte ernstlich daran, seinem Beispiel zu folgen, doch als ich ihn eines Tages zu den Geschützstellungen begleitete, pfiff eine Kugel an mir vorüber und schlug in meiner Nähe ein, so daß mir die Erde ins Gesicht spritzte. Sie durchschlug den starken hölzernen Schutzschild des Geschützes, und es wäre wohl um mein Leben geschehen gewesen, wäre das Rohr nicht verschlossen gewesen, während die Kanoniere die Ladung zurichteten. Dies war eine heilsame Lehre; ich war nicht zum Soldaten geboren und erkannte, daß ich meinen Unterhalt besser auf andere Weise verdienen sollte. Ich ließ Andy bei seinen Geschützen und kehrte eilig an das Südende des Lagers zurück, wo ich bei einem dänischen Marketender wohnte. Unterwegs traf ich einen deutschen Söldner, der mit dem Ausdruck äußerster Verblüffung auf dem Gesicht dahinstolperte, ein abgehauenes Ohr in einer Hand, während er mit der anderen versuchte, den Blutstrom an der Stelle, wo es gesessen hatte, einzudämmen. Er war so betrunken, daß er kaum aufrecht gehen konnte, und sein Wams war zur Hälfte mit geronnenem Blut verklebt. Er sah meinen Talar, hielt mich für einen Wundarzt und rülpste: »Bei allen Heiligen, edler Doktor, näht mir das Ohr wieder an, sonst wird man mich verspotten und bespucken, wenn ich in mein Dorf zurückkomme.«
    Ich geleitete ihn zu einer Scheune, die als Hospital diente, während er immer noch krampfhaft das Ohr festhielt, aus Angst, es zu verlieren.
    Ein Mann von etwa fünfunddreißig Jahren saß auf der Schwelle und kratzte mit der Spitze seines Schwertes geheimnisvolle Zeichen auf ein Brett. Er fluchte über unsere Ankunft und starrte uns mit seltsam hellen, durchdringenden Augen an. Er war ein kleiner, aber sehniger Mann mit schweren Tränensäcken unter den Augen und fing, wenngleich noch jung an Jahren, schon an, kahl zu werden, was ihn als Gelehrten auswies.
    »Wohlgeborener, gelehrter und edler Doktor«, sagte der Deutsche, indem er ihm unterwürfig das Ohr in seiner schmierigen Faust hinhielt, »möge es Euch gefallen, mein Ohr wieder anzunähen und mich zu kurieren, denn mich hat ein Unheil heimgesucht, das nur Eure teuflischen Künste zu heilen vermögen.«
    »Vollkommenes Wissen kommt von Gott, unvollkommenes vom Teufel«, entgegnete der Arzt. »Du besoffenes Schwein, du! Wirf das Ohr in den Eimer mit den abgenommenen Gliedmaßen, Ich kann deine Wunde verbinden, aber das ist alles.«
    Der Deutsche brach in jämmerliches Klagen aus, aber der Doktor erwischte das Ohr und warf es in den Eimer. Dann hieß er mich den Kopf des Burschen halten, wusch die Wunde, säuberte sie mit einer Salbe und verband sie geschickt mit reinen Leinenlappen. Dann forderte er sein Scherflein von dem Soldaten und wies an, in einigen Tagen wieder zum Verbinden zu erscheinen. Seine Redeweise und sein Benehmen stachen durch eine so ungewöhnliche und herrische Entschiedenheit hervor, daß ich es nicht über mich brachte, ihn zu verlassen, sondern stehenblieb und wie verzaubert in seine hellen scharfen Augen blickte.
    Er fragte: »Was fehlt Euch?«
    »Gelehrter Meister«, versetzte ich, »ich bin ein armer Student, der auf Befehle des Königs wartet – und während ich warte, leide ich Not. Meister, nehmt mich als Euren Schüler auf und lehrt mich Eure Kunst, denn ich bin von Kindesbeinen mit Kräutern vertraut und kann Euch wohl von Nutzen sein.«
    Er lachte verächtlich.
    »Was kann ein so junger Spund für mich tun? Wißt Ihr nicht, wer ich bin? Ich bin der große Doktor Theophrastus Bombastus Paracelsus

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