Michael, der Finne
Anleihen zur Besoldung des Heeres aufzunehmen. Doktor Paracelsus schickte sich zu einem Besuch der schwedischen Bergwerke an, wo er die besonderen Krankheiten der Bergleute studieren wollte, und ich hätte ihn zweifellos begleitet, hätte mich nicht Herr Didrik zu Doktor Hemming Gadh beschieden.
Herr Didrik fluchte: »Eine Schande, daß die Halsstarrigkeit eines einzigen Weibes diesen glücklichen Ausgang verzögert! Die Edlen und Bürger Stockholms tanzen wie die Kinder nach Frau Christinas Pfeife, statt den Tönen aus des Königs Horn zu lauschen! Alles hätte nun schon vorüber sein können.«
Ich antwortete: »Der König hat allen, die sich unterwerfen, Gnade verheißen, und es ängstigt mich, wenn ich dänische Hauptleute sich beklagen höre, es gebe noch immer nicht genug reiche Witwen für sie zum Heiraten, und der schwedische Bauer müsse lernen, sein Feld einarmig und einbeinig zu bestellen. Dies ist hoffentlich nicht mehr als ein rauher Scherz? Denn seine Majestät hat bereits Salz verteilen lassen und versprochen, alle zugefügten Schäden zu vergüten.«
Herr Didrik entgegnete: »Die Union besteht nun seit hundert Jahren. Diese ganze Zeit hindurch herrschten nichts als Aufruhr und Blutvergießen, einfach, weil die großen schwedischen Adeligen sich nicht dazu verstehen wollen, den König als ihr Oberhaupt anzuerkennen, sondern ihm bei jeder Gelegenheit in den Rücken fielen. Der Krieg hat bereits so viel verschlungen, daß Dänemark verarmt ist. Wir Dänen, die wir dem König Gut, Blut und Leben geopfert haben, haben ein Recht auf vollkommene Entschädigung und müssen sichergehen können, daß Schweden nach dem Krieg nicht wieder von der Union abfällt. Wir werden kein Aufmucken dulden, wenn einmal der Friede erklärt ist und alle Städte und Schlösser in der Hand des Königs sind. Aber das dürft Ihr Doktor Hemming nicht sagen; der ist ein alter Schwachkopf.«
Mir wurde bei seinen Worten nur noch schwerer ums Herz. Wie er sagte, war Doktor Hemming ein schwachköpfiger Greis. Er hatte Sporen und Federhut, die er in seinen besseren Tagen getragen hatte, abgelegt und sich in das Priesterkleid gehüllt.
Mich redete er freundlich an: »Herr Didrik hat mir von Euch erzählt; ich höre, Ihr seid ein Mann des Friedens, der in seiner Heimat als Vorkämpfer für die Sache der Union Schweres erdulden mußte. Wir müssen jetzt die Vergangenheit vergessen und nur an das Wohl unseres Volkes denken. Ich habe mein ganzes Leben lang gegen die Union gekämpft, bis mir schließlich die Augen aufgingen, und heute sehe ich, daß es nutzlos ist, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen. König Christian hat eine unüberwindliche Armee, und ich bin von seinem guten Glauben und seinen hohen Zielen überzeugt.«
»Dem ist in der Tat so«, versetzte ich. »Herr Didrik hat mir dies alles erläutert. Doch auf welche Weise kann ich Euch dienen?«
»Ich habe einen langen Brief an Bischof Arvid geschrieben, in dem ich ihn beschwöre, sich zu unterwerfen, solange noch Zeit ist. Ihr sollt meine Botschaft überbringen. Da Ihr aus Abo gebürtig seid, müßt Ihr zur Ratsversammlung und zum Volke sprechen und ihnen klarmachen, daß Widerstand vergeblich und schädlich ist.«
»Ehrwürdiger Vater«, erwiderte ich hastig, »meine Zunge ist ungelenk und ich bin zu jung und ganz ungeeignet für eine so wichtige Sendung. Überdies hat mir der gute Bischof Arvid einen Halskragen aus geteertem Hanf versprochen, wenn ich jemals nach Abo zurückkehre.«
»Bescheidenheit ist die Zier der Jugend«, antwortete er, »aber wer gewinnen will, darf nicht bescheiden sein. Herrn Didriks Auskünfte über Euch genügen mir vollkommen, und die Botschaft, die ich Euch mitgeben will, soll Euch freies Geleit sichern. Vollführt Ihr diesen Auftrag zur Zufriedenheit, so kann ich Euch die Gunst des Königs versprechen und will auch mit dem päpstlichen Legaten ein Wörtlein für Euch sprechen, daß Ihr Dispens für Eure uneheliche Geburt erhaltet. Ein Federstrich von ihm, sein Siegel auf dem Wachs, und Eurer Weihe steht nichts mehr im Weg. Ich denke, Bischof Arvid wird es Euch mit einer fetten Pfründe in Finnland lohnen.«
»Vater Hemming, ich werde Euch stets dankbar sein, wenn Ihr mich in Eurer Güte dessen für wert haltet und beim Legaten ein gutes Wort für mich einlegt. Aber ich verstehe nicht, was das mit meiner Reise nach Abo zu tun haben kann, denn dort werde ich als Lump und Verräter bespien werden und den Freunden meiner Kindheit nicht ins
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