Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Titel: Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph von Marschall
Vom Netzwerk:
wünschte mir eine Karriere, die von Leidenschaft und nicht nur vom Geld motiviert ist», sagte sie im Rückblick auf diese Einschnitte im Juni 2008 der «New York Times».
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

Die Geschichte der Dienerin
    «Wann immer ich sie anschaute, tanzte ein Schimmer über ihre runden, dunklen Augen, ein klitzekleiner Hinweis auf eine Unsicherheit, als wisse sie tief in ihrem Innern, wie zerbrechlich die Dinge sind, und als könnten alle ihre Pläne, wenn sie nur einen Moment loslässt, zunichte werden.»
    Barack über Michelle, in «The Audacity of Hope»
    Den Anstoß zu möglichen Berufsalternativen gab ihr Barack. Schon während ihrer persönlichen Annäherung im Praktikumssommer 1989 hatte er sie mit zu einem Auftritt genommen, bei dem er seine Arbeit als Community Organizer aus den Jahren vor dem Jurastudium fortsetzte. Die Versammlung tagte im Kellerraum einer Kirchengemeinde, er warf das Jackett, das er tagsüber in der Kanzlei getragen hatte, über einen Stuhl und hielt eine flammende Rede über die Unterschiede zwischen «der Welt, wie sie ist, und der Welt, wie sie sein sollte». Michelle war beeindruckt von seiner politischen Energie, von seinem Idealismus und von seinem unübersehbaren Einfluss auf die Menschen, die ihn reden hörten. «Damals bekam ich das Gefühl, der Typ ist etwas Besonderes», sagte sie 2008 «Newsweek». «Er ist nicht nur nett und witzig und süß und so weiter. Sondern er hat auch etwas sehr Ernsthaftes an sich und eine Bereitschaft zu Einsatz und Verantwortung, die man selten sieht.» Es war ein Kontrast zu ihrer Vorstellung von Politik. Aus der Beobachtung der Erfahrungen ihres Vaters als Precinct Captain in ihren Kindertagen hielt sie Politik wie gesagt für ein schmutziges Geschäft – und in ihren Universitätsjahren für eine Ablenkung vom fleißigen Studieren.
    Je enger ihre Beziehung zu Barack wurde und je mehr sie auf eine bleibende Verbindung hinsteuerten, desto intensiver werden die beiden über ihre jeweilige berufliche Zukunft gesprochen haben, also irgendwann auch über Politik. Da nähern wir uns abermals einem Abschnitt, über den sich die Obamas einerseits nicht klar äußern. Und über den andererseits einige widersprüchliche Erzählungen im Umlauf sind. Eindeutig ist: Der Drang zum Public Service, wie es in den USA so unnachahmlich heißt, kam von Barack, nicht von Michelle. Unter diesem «Dienst an der Gemeinschaft» versteht man in Amerika sowohl eine Anstellung bei der Regierung, den Einzelstaaten oder Kommunen bis hin zu den Streitkräften als auch ein politisches Wahlamt. Gemeint ist die Abgrenzung von der Privatwirtschaft (Corporate America), in der man in der Regel besser verdient.
    Michelle war, als die beiden sich kennenlernten, eine «Corporate-America-Frau». Sie verdiente gutes Geld und hatte beste Aussichten, nach einigen weiteren Jahren in der Kanzlei «Partner», also Miteigentümerin zu werden und noch mehr zu verdienen. Erst unter dem Einfluss des «Public-Service-Anhängers» Barack änderte sich das. Sie machte, wie sie später eingestand, eine Bedenkenphase durch, ehe sie seinem Rat folgte und die Seiten wechselte. Vor allem plagte sie die Sorge, dass das Gehalt deutlich geringer ausfallen und womöglich nicht reichen werde, um die Studienschulden abzuzahlen. Barack habe sie jedoch beruhigt, wenn sie heiraten und zusammenlegen, würden sie schon ihr Auskommen finden. Vieles deutet darauf hin, dass die beiden ihre berufliche Zukunft bereits damals sehr bewusst aufeinander abstimmten.
    Relativ schwer ist es jedoch, anhand der bekannten Informationen den exakten Zeitpunkt festzulegen, zu dem Barack nicht nur allgemein der Gesellschaft dienen wollte, sondern dezidiert eine Karriere als Berufspolitiker anstrebte. In den jüngeren Jahren haben mehrere Wegbegleiter ihre Meinung zum Besten gegeben, wann er für sich diese Entscheidung gefällt oder ihnen das ausdrücklich gesagt habe. Kollegen aus den Jahren als Community Organizer meinen, Barack habe sich damals, Mitte der 80er Jahre, vorgenommen, Bürgermeister von Chicago zu werden. Denn ihm habe Harold Washington als erster Afroamerikaner an der Spitze der Stadt imponiert. Sein Schwager Craig Robinson erzählt gern scherzhaft, Barack habe ihm bei einem ihrer ersten Treffen, also um 1989 oder 1990, gesagt, er wolle höhere politische Ämter anstreben, US-Senator «und eines Tages vielleicht sogar Präsident». Er habe ihm daraufhin

Weitere Kostenlose Bücher