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Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Titel: Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph von Marschall
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Dazu gehörte Martin Nesbitt, Rufname «Marty», der später eine Firma leitete, die Parkplätze in der Stadt und am Flughafen betreute; er war auch zeitweilig Chef der Wohnungsverwaltung. Seine Frau Anita Blanchard war die Hebamme, die beide Obama-Töchter zur Welt brachte; sie wurde eine gute Freundin Michelles. Craig hatte ebenso mit John W. Rogers gespielt, der die erste afroamerikanische Vermögensverwaltung in Chicago gründete. Erfolgreiche schwarze Geschäftsleute aus der Stadt, würde Barack Obama später schreiben, hätten ihm zu einem beträchtlichen Teil die ersten Wahlkämpfe finanziert und ihm sogar mit einem Privatflugzeug ausgeholfen. Ihre Zahl wuchs in jenen Jahren stetig.
Ein Powerpaar
    Valerie Jarrett öffnete die Türen zu einem wieder anderen Teil der städtischen Prominenz. Sie wurde 1956 in Shiraz im Iran geboren, wo ihr Vater James Bowman ein Kinderkrankenhaus leitete. Vom fünften bis siebten Lebensjahr wuchs sie in London auf, danach in Chicago im Universitätsviertel Hyde Park und besuchte dort eine der besten Privatschulen des Landes, die an die Uni angegliederten Laboratory Schools. Auch die beiden Obama-Töchter wurden dort später aufgenommen. Jarretts Vater erhielt als erster Afroamerikaner einen Lehrstuhl an der Universität von Chicago. Ihre Mutter Barbara Bowman, ebenfalls Afroamerikanerin, ist eine herausragende Pädagogin und Kinderpsychologin.
    Michelles Arbeit für Jarrett und den Bürgermeister Richard M. Daley hatte einerseits Vorteile für Obama, weil er sich mit den handelnden Kommunalpolitikern bekannt machte. Aber sie barg auch ein politisches Risiko. Richard M. Daley war der Sohn des fast gleichnamigen legendären irisch-katholischen Bürgermeisters Richard J. Daley, für dessen «political machine» Michelles Vater als Precinct Captain gearbeitet hatte. Dieses Abhängigkeitssystem gab es so nicht mehr. Generell hatte sich der politische Stil geändert und modernisiert. Aber auch Daley Junior, der 1989 erstmals gewählt wurde und 2009 noch im Amt war, stand im Ruf, Klientelinteressen zu verfolgen. Er hatte sich damals noch nicht aus dem Schatten seines Vaters gelöst. Unter den parteipolitisch unabhängigen Geistern im Univiertel Hyde Park und unter Afroamerikanern konnte eine zu enge Verbindung mit Daley Misstrauen erwecken. Michelle arbeitete in der Abteilung für Stadtplanung. Inhaltlich bestand ihre Aufgabe darin, Geschäftsleuten durch das bürokratische Dickicht der Verwaltung zu helfen. Da konnte sie ihren Pragmatismus gut einsetzen.
    Michelle und Barack waren in diesen Jahren stark auf den Ernst des Lebens und ihr Fortkommen im Beruf konzentriert. So hat es Cindy Moelis in Erinnerung, eine Arbeitskollegin Michelles aus den Rathausjahren, die zur persönlichen Freundin wurde.
    Nach rund zwei Jahren wechselte Michelle abermals den Job. Und wieder war es Barack, der im Hintergrund die Fäden zog. Wie einst John F. Kennedy hatte auch der neu gewählte demokratische Präsident Bill Clinton die jungen Bürger zu einer neuen Ära des ehrenamtlichen Dienstes an der Gesellschaft aufgerufen. Daraus wurde das AmeriCorps-Programm. Ein geistiger Ableger in Chicago war die Initiative «Public Allies». Ihr Ziel war es, eine neue Generation gesellschaftlicher Führer heranzuziehen. Das Konzept lautete, Jugendliche aus den unterschiedlichsten Gruppen in bezahlte mehrmonatige Praktika bei Non-Profit-Organisationen zu vermitteln, die selbst keinen Gewinn anstreben. Die Kosten sollten durch Spenden abgedeckt werden. Barack Obama gehörte zum Gründungskomitee. Als das Gremium eine Chefin suchte, die den Alltagsbetrieb leiten sollte, schlug er 1993 Michelle vor. Zugleich zog er sich aber aus dem Beirat zurück, um den Vorwurf von Interessenkonflikten zu vermeiden. «Public Allies» residiert an einer repräsentativen Adresse im Zentrum: 200 North Michigan Avenue, im fünften Stock. Die Räumlichkeiten sind eher bescheiden. Wenige sehr kleine Büros zur etwas schäbigen Rückseite hinaus und ein größerer Raum für Gruppensitzungen. Im Eingangsbereich hängen Fotos der Young-Leader-Gruppen aus verschiedenen Jahren. Eines der ersten zeigt Michelle hinter den in vier Reihen posierenden rund 40 Jugendlichen.
    Zwei Jahre später, im April 1995, porträtierte die «Chicago Tribune» Michelle als typische Vertreterin der «Generation X»: etwa 30 Jahre alt, mit geringerer Loyalität zu Arbeitgebern als ihre Vorgänger, bereit zu häufigen Jobwechseln und sogar zu Gehaltseinbußen, wenn

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