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Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Titel: Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph von Marschall
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Frau, die alle zwei, drei Jahre die Anstellungen wechselt, wird eine leitende Managerin und «der Boss» einer Familie.
Die Managerin
    Innerhalb weniger Jahre bekommt sie zwei Kinder, macht eine steile Karriere, wird zur Großverdienerin und hält ihrem Mann den Rücken für seinen politischen Aufstieg frei. Das alles geht wohl nur mit sehr viel Energie, Selbstbewusstsein, innerer Kraft und Organisationstalent. Es war allerdings auch mit Konflikten verbunden, die ihre Ehe an den Rand des Scheiterns brachten. Im Kern ging es dabei um die richtige Mischung aus Geldverdienen, Baracks politischem Ehrgeiz und freier Zeit für die Kinderbetreuung.
    Die meiste Zeit ihrer Ehe hat Michelle besser verdient als ihr Mann. Das änderte sich erst, als sein lukrativer Buchvertrag die Obamas 2005 zu Millionären machte. Allein 2008 trugen die weltweiten Verkäufe seiner beiden Bücher dem Paar 2,48 Millionen Dollar ein. 2007 haben sie zusammen sogar 4,2 Millionen Dollar Jahreseinkommen versteuert. Der Reichtum kam überraschend – seit 2005, um genau zu sein. Dank der Buchtantiemen und eines beträchtlichen Vorschusses versteuerten die Obamas 2005 1,655 Millionen Dollar und 2006 983862 Dollar. Sie waren also vermögende Leute, als sie im Februar 2007 offiziell den Präsidentschaftswahlkampf begannen.
    Zuvor hatte Michelle in dem Gefühl gelebt, dass das Geld nie reichte. Von außen betrachtet und mit Blick auf ihre Gehälter war das schon damals ein erklärungsbedürftiger Befund. Denn ihr Einkommen lag stets weit über dem Durchschnitt der Gesellschaft. Lässt man die späten Einkünfte durch Baracks Bücher beiseite, hat Michelle mit ihrer Berufstätigkeit mehr Geld in die Familienkasse gebracht als er durch seine politische Arbeit plus Nebenjobs. 2005 zum Beispiel verdiente sie 317000 Dollar, ein stattliches Gehalt. Sie war inzwischen Vizepräsidentin der Abteilung für Außenbeziehungen der Universitätsklinik, die Summe enthielt einen Bonus für diese Beförderung. Er war 2005 US-Senator und bekam dafür rund 157000 Dollar im Jahr. 2006 standen (ohne Bonus) 273618 Dollar auf ihrem Gehaltszettel. Schon bevor sie in die Millionärsklasse aufstiegen, gehörten sie seit Jahren zu den Besserverdienenden in den USA. Spätestens seit 2000 hatten sie zusammen deutlich über 200000 Dollar pro Jahr versteuert, vermutlich galt das auch schon einige Jahre zuvor. Zum Vergleich: Das Durchschnittsgehalt von Männern lag 2007 bei 45000, das von Frauen bei 35000Dollar im Jahr.
    Michelle befand sich also finanziell in einer außergewöhnlich privilegierten Lage. Das kontrastiert zu ihrer Selbstbeschreibung während der Kampagne. Sie war inzwischen Millionärin, stellte sich aber den Wählern als ganz normale Bürgerin vor, die sich und ihre Familie irgendwo zwischen Arbeitermilieu und einfacher Mittelklasse einordnet. Im Februar 2008 beschrieb Michelle (im Interview mit «US News») ihren Alltag so, als gehe sie noch immer in Billigkaufhäuser: «Wenn ich nicht gerade im Wahlkampfeinsatz bin, kaufe ich Toilettenpapier bei Target oder stehe am Rand von Fußballfeldern. Und ich denke, das gehört zur Bodenhaftung, die leicht verloren geht, wenn man für das höchste Amt kandidiert.» Zu den Sportveranstaltungen der Töchter ging sie tatsächlich weiterhin. In der Beziehung blieb sie die typisch amerikanische «Soccer Mom». Aber ihre Aussagen im Frühjahr 2008 über die «ganz normalen» oder «durchschnittlichen» Lebensverhältnisse im Hause Obama klingen im Rückblick nicht ganz wahrheitsgetreu. Mitte April 2008 hatte sie die Steuererklärung unterschrieben, die ein Jahreseinkommen der beiden von 4,2 Millionen Dollar für 2007 auswies. Dennoch sagte sie wenige Tage später bei Wahlkampfauftritten in Indianapolis und anderswo: «Unser Leben ist so nah am Alltag der meisten Amerikaner.» Und: «Wir sind ein junges Ehepaar mit kleinen Kindern und all den Problemen, Emotionen und Stresssituationen, die zur Kindererziehung gehören, zum Beispiel wie man Berufstätigkeit und Mutterschaft vereinbart.»
    Die genannten Zahlen aus den Jahren 2000 bis 2008 kennt man aus zwei Gründen. Erstens haben die Obamas im Präsidentschaftswahlkampf die Eckdaten ihrer Steuererklärungen bis zurück zum Jahr 2000 offengelegt. Damit wollten sie das Versprechen der Transparenz erfüllen. Aus diesen Daten geht zwar nicht im Detail hervor, wer von den beiden wie viel Geld aus welchen Quellen beitrug, also wie viel Michelle exakt verdiente, wie viel Baracks Arbeit als

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